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FC-Trainer Peter Stöger (mit Brille) möchte sich nach der Zweitligameisterschaft nun mit dem Klassenerhalt weiter in Deutschland etablieren. Der früherer Herthaner Sascha Bigalke (hinten, zweiter v. rechts) soll in der Sommerpause noch abgegeben werden.

© dpa

Bundesliga-Saisonvorschau (2): 1. FC Köln: Vernunft statt Halluzinationen beim Aufsteiger

Am 22. August startet die Fußball-Bundesliga in ihre 52. Saison. In unserer Vorschau testen wir Stärken, Schwächen und Vorlieben der Vereine. Folge 2: 1. FC Köln.

Was hat sich verbessert beim 1. FC Köln?

Seit Präsident Werner Spinner im April 2012 sein Amt antrat, herrscht im Klub ein Geist der Läuterung. Niemand halluziniert mehr, wie früher üblich, vom Durchmarsch in den europäischen Wettbewerb. Die neuen Führungskräfte orientieren sich, brav und bescheiden, an Vereinen wie Augsburg, die in der Bundesliga aus wenig viel gemacht haben. Zwar trägt der FC noch gut 30 Millionen Euro Schulden mit sich herum, doch die will Geschäftsführer Alexander Wehrle mit schwäbischer Gründlichkeit abbauen. Manager Jörg Schmadtke kauft keine kostspieligen Spieler ein, hinter denen eine große Karriere liegt. Vielmehr sucht er nach Profis, die noch viel vor sich haben. Kölns Wiener Trainer Peter Stöger, 48, seit einem Jahr in Köln tätig, bekam als Belohnung für Zweitliga-Meisterschaft und Aufstieg eine Vertragsverlängerung bis 2017 – was als Botschaft verstanden werden kann. Der FC will auch einem Übungsleiter, der in Deutschland noch nicht viel vorweisen kann, die Möglichkeit geben, sich zu profilieren. Dem Vernehmen nach erhielte Stöger aber, falls er scheitern sollte, keine Millionen wie andere FC-Trainer vor ihm, sondern nur ein Jahresgehalt als Abfindung, das laut „Express“ 750.000 Euro betragen soll.

Wer sind die Stars des 1. FC Köln?

Der designierte Star war Torjäger Patrick Helmes, doch der kann wegen eines Knorpelschadens in der Hüfte bis auf Weiteres nicht spielen. Hat ihm seine neue Rückennummer 10 Unglück gebracht? Spinner hatte die Zehn eigentlich für immer für den Kölner Helden Lukas Podolski freihalten wollen. Das hatte der Präsident vor zwei Jahren verkündet, als Podolski sich nach England zum FC Arsenal verabschiedete. Manche Beobachter interpretieren Spinners Sinneswandel nun als Zeichen dafür, dass der Klub Podolski gar nicht mehr zurück wolle, da eine Mannschaft wachsen soll, der ein alternder Star mehr schaden als helfen würde.

Teuerster Transfer des Sommers war Simon Zoller, für den der Verein drei Millionen Euro an Kaiserslautern zahlte, der 23 Jahre alte Mittelstürmer konnte in den Testspielen aber noch nicht so recht überzeugen. Besser kam der neu verpflichtete japanische WM-Stürmer Yuya Osako, 24, zurecht, der in Tests als Torschütze und Vorbereiter auffällig wurde. Zum Star könnte auch der ambitionierte Torhüter Timo Horn aufsteigen, jedenfalls scheint er das zu planen. Der 21-jährige Kölner will als Erstliga-Keeper, wie er gerade angekündigt hat, den Konkurrenzkampf mit den Rivalen Marc-André ter Stegen und Bernd Leno in der U 21 aufnehmen. Seinen Vertrag wollte er bislang nicht über das Jahr 2016 hinaus verlängern – Horn will durchstarten.

Wer hat das Sagen beim 1. FC Köln?

Auf dem Platz geben die Ältesten den Ton an: Kapitän Miso Brecko, 30, Helmes, 31, und Matthias Lehmann, 31. Neben dem Platz macht jeder Chef seine Arbeit, ohne den anderen in deren Jobs hineinzureden. Zumindest klappte das in der letzten Saison vorbildlich, ein Rädchen griff ins andere. Wie stabil das Gebilde ist, weiß jedoch niemand. In der Zweiten Liga bewegte sich der FC auf gefälligem Terrain, die Konkurrenz war 2013/14 eher bescheiden.

Was erwarten die Fans vom 1. FC Köln?

Nach allem, was man hört und sieht, sind die Fans angetan vom Kurs und hoffen, dass der FC die Linie der Vernunft halten kann – auch in Zeiten sportlicher Rückschläge, mit denen die Kölner in der Bundesliga rechnen müssen. Oder anders ausgedrückt: Die Kölner wollen Fans eines Fußballklubs sein, der ernst genommen wird. Und möglichst nicht gleich wieder absteigt.

Was ist in dieser Saison möglich für den 1. FC Köln?

Die Vorgabe lautet: die Klasse halten. Dieses Ziel kann der FC, der mit einem Heimspiel gegen den Hamburger SV startet, erreichen. Allerdings müssen sich dazu viele Dinge positiv entwickeln. Bundesliga-Debütant Stöger darf im Fall einer Serie von Misserfolgen nicht die Nerven verlieren – auch wenn die Boulevardmedien Katastrophenalarm ausrufen. Präsident und Manager sollten sich in den Krisenzeiten nicht in die Haare geraten und ihre Kompetenzen einhalten. Helmes sollte genesen und seine Schussstärke zur Geltung bringen, Horn über sich hinauswachsen, Zoller seinen Platz im Team finden – und so weiter. Heißt: Der FC braucht Glück und gute Nerven, dann bleibt er drin.

Und sonst?

Zum lokalen Star und Medienliebling ist bereits Ulrike Kriegler, die Lebensgefährtin von Trainer Peter Stöger, aufgestiegen. Die blonde Kabarettistin und Schauspielerin darf in einer RTL-Soap mitspielen und wird ihr Bühnenprogramm „Himmel, Arsch und Titten“ ab Mitte August im Millowitsch-Theater präsentieren.

Morgen Folge 3: Hamburger SV

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