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Lastträger. Alexander Meier (l.) ist der Star und die Konstante der Eintracht, der Rest des Teams ist ausgetauscht.

© dpa

Bundesliga-Saisonvorschau (3): Eintracht Frankfurt: Stark verfremdet

Am 26. August startet die Fußball-Bundesliga. In unserer Serie testen wir die Vereine. Folge 3: Eintracht Frankfurt.

Was hat sich verbessert?

Die Sorgenfalten des Eintracht-Vorstandes sind weniger geworden. Das liegt aber daran, dass Fredi Bobic, 44, deutlich frischer im Amt ist als Vorgänger Heribert Bruchhagen. Der 67-Jährige hatte zum Abschied fast den vierten Abstieg seiner 13-jährigen Ägide verkraften müssen. Nicht nur wegen der vergangenen Katastrophen-Saison ist sein Nachfolger nun bemüht, gute Laune zu verbreiten. Bobic muss auch eine Menge Vorbehalte gegen seine Person abbauen. Längst nicht alle Frankfurter Fans sind überzeugt, dass der frühere Stuttgarter Manager die richtige Wahl als neuer Sportvorstand war. Die Sorgenfalten sind sozusagen nur herübergewandert zum Anhang

Wer sind die Stars?

Alle Jahre wieder lautet die Antwort: Alex Meier. Der 33-Jährige hat im Sommer nicht nur Lockangeboten aus China und den USA widerstanden, sondern auch seinen Vertrag bis 2018 verlängert, inklusive Abschiedsspiel und Anschlussbeschäftigung. Wie wichtig der Zopfstürmer ist, zeigten zuletzt zwölf Saisontore in nur 19 Spielen. Trifft der Kapitän nicht oder ist er mal wieder verletzt, wird es trübe am Main. Zehn Spieler sind im Sommer gegangen, darunter mit Carlos Zambrano und Stefan Aigner zwei Leistungsträger. Neun Neue sind gekommen, teils sogar von Weltklubs wie Real Madrid und Manchester United, aber leider nur aus deren Reservemannschaften und das meist nur leihweise. Ob darunter ein Leistungsträger sein wird, ist noch ungewiss. Ein neuer Star täte der Eintracht auf lange Sicht gut, wenn Alex Meiers Anschlussbeschäftigung nicht erneut Torjäger heißt.

Wer hat das Sagen?

Die Frage muss eher lauten: Wer hat in welcher Sprache das Sagen? 18 ausländische Profis aus 16 Nationen tummeln sich im neuen Eintracht-Kader. Selbst mit Englisch, ist zu hören, käme man nicht weit in der Frankfurter Kabine. Von Entfremdung war zuletzt die Rede. Die neuen Amtssprachen sind Spanisch und alle Varianten des Jugoslawischen. Das versteht immerhin Trainer Niko Kovac. Der Kroate aus Berlin-Wedding hat mit dem Klassenerhalt die erste Bewährungsprobe bestanden. In seiner ersten Saisonvorbereitung als Profitrainer zog der 44-Jährige die Zügel an, ließ meist über zwei Stunden am Stück trainieren. Trotz täglicher Bluttests war die Belastung womöglich zu hoch, zwei Neuzugänge fielen direkt aus. Überraschend viel zu sagen hat noch Bruno Hübner. Der glücklose Sportdirektor durfte erneut den Kader zusammenstellen, Bobic hielt sich da eher im Hintergrund. Ob das eine gute Idee war, wird sich zeigen.

Was ist in dieser Saison möglich?

So niedrig wie im Moment waren die Erwartungen in Frankfurt selten. Alles ab Platz 15 gilt nach den Nervenspielen in der Relegation nun als Erfolg. Wenn die Fans „Eintracht Frankfurt International“ singen, träumen sie nicht mehr vom Europapokal, sondern von der Identifikation mit dem Flicken-Kader. Dass man die Eigengewächse Sonny Kittel und Luca Waldschmidt ziehen ließ, enttäuschte sie. Vor allem weil mit Marc Stendera und Marco Russ, nach seiner Chemotherapie, zwei echte Frankfurter noch monatelang fehlen. Trainer Kovac glaubt, dass mit den neuen, sprintstarken Spielern schnellerer Umschaltfußball möglich sein wird. Kann er tatsächlich von dem destruktiven Defensivfußball, der zum Klassenerhalt reichte, auf Tempoangriffe wechseln, könnte die Eintracht überraschen. Ein Vorbild wäre da Pal Dardai im Vorjahr mit Hertha BSC.

Und sonst?

1,71 Meter klein, 66 Kilogramm leicht, Schuhgröße 41: Mijat Gacinovic wirkt schmächtig, aber kann ein Großer werden. Im Vorjahr lange von Armin Veh verschmäht, wurde der Serbe mit einem Tor und einer Vorlage zum Helden der Relegation. Niko Kovac hält viel von dem 21-Jährigen, überlegt sogar, Gacinovic vom Flügel ins Kreativzentrum zu stellen. Der U-20-Weltmeister steht für das neue Geschäftsmodell der Eintracht: Früh und kostengünstig aus dem Ausland verpflichtet, mit schnell steigendem Wiederverkaufswert. Interessanter aber noch ist die Migrationsroute vom Balkan: Von Vojvodina Novi Sad wurde er vor einem Jahr für ein paar Tage nach Zypern transferiert. Auf der Mittelmeer-Insel war Gacinovic aber nie, denn die Eintracht verpflichtete ihn direkt von dort. Ein Geschäftsmodell, das eher nach Schlepperbande klingt als nach seriösem Grenzverkehr.

Morgen Folge 4: TSG Hoffenheim.

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