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Nicht leise, aber grau: HSV-Trainer Mirko Slomka mit dem HSV-Maskottchen Dino.

© dpa

Bundesliga-Saisonvorschau (3): Hamburger SV: Nicht leise, aber grau

Am 22. August startet die Fußball-Bundesliga in ihre 52. Saison. In unserer Vorschau testen wir Stärken, Schwächen und Vorlieben der Vereine. Folge 3: Hamburger SV.

Was hat sich verbessert beim HSV?

Das Binnenklima ist ein komplett anderes – als hätte jemand wirklich alle Fenster der Geschäftsstelle im Volkspark aufgerissen und mal kräftig durchgelüftet. Der zermürbende Dauerstreit zwischen Vorstand und Aufsichtsrat ist durch die Gründung der HSV Fußball AG Anfang Juli beendet; eine neue Kontrolleurs-Riege darf nun zeigen, dass sie es besser und geräuschloser kann als die alte. Die erhoffte Ruhe im Klub soll auf die Mannschaft abstrahlen. „Wir wollen wieder ein ganz normaler Fußballverein werden“, sagt der neue Vorstandsvorsitzende Dietmar Beiersdorfer.

Wer sind die Stars des HSV?

Der Schweizer WM-Starter Valon Behrami könnte einer werden. 3,2 Millionen Euro überwies der HSV nach Neapel, um sich die Dienste des giftigen Mittelfeldspielers zu sichern. Ansonsten – Rafael van der Vaart, sollte er bleiben, Pierre-Michel Lasogga, sollte er fit sein, René Adler – sollte er halten wie vor zwei Jahren. Viele Fragezeichen also, denn der zwölf Millionen Euro teure Regisseur Hakan Calhanoglu spielt jetzt in Leverkusen. Zum Glück hat Dino Hermann überlebt. Für alle kleinen Fans ist das bauchige Maskottchen der Liebling.

Wer hat das Sagen beim HSV?

Didi soll es richten. Zusammen mit dem neuen „Direktor Sport“ Bernhard Peters und wahrscheinlich Peter Knäbel als Sportchef will Beiersdorfer einen Verein formen, der für Demut, Verlässlichkeit und irgendwann auch wieder für Erfolge steht. Beiersdorfer hat Stallgeruch; er war von 2002 bis 2009 Sportchef, davor Profi. „Es soll nicht mehr weh tun, HSV-Fan zu sein“, sagt er. Der heimliche Chef bleibt indes Klaus-Michael Kühne – nur dank seines Millionendarlehens konnte Beiersdorfer einkaufen gehen. In Karl Gernandt sitzt ein vertrauter Kühnes im Aufsichtsrat, sogar als Chef: Das hat Konfliktpotenzial. Derzeit überwiegt allerdings die Freude, einen wie Kühne überhaupt zu haben. Vielleicht folgen ihm andere Geldgeber/Investoren/Strategische Partner nach, wenn der Wert der HSV AG ermittelt ist. An dieser Aufgabe sitzen gerade Wirtschaftsprüfer.

Was erwarten die Fans vom HSV?

Die Stimmungsgaranten des Fanklubs „Chosen few“ haben sich nach der Ausgliederung der Profifußball-Abteilung enttäuscht zurückgezogen. Ob es deswegen auf der Nordtribüne leiser wird, bleibt abzuwarten – wahrscheinlich nicht. Grauer wahrscheinlich schon: Die bunten Choreographien der „Chosen few“ waren stets großartig. Fraglich, ob andere Fangruppen einspringen. Schon gibt es das Gerücht, der HSV wolle „Fanleistungen“ wie Gesang und Fahne bei einer Marketingagentur einkaufen. Da sei nichts dran, versichert Vorstandsmitglied Carl Jarchow: „Von einer Abkehr der Fans im allgemeinen zu sprechen ist absurd.“ Otto Normalfan ist die Vereinspolitik ohnehin gleich – er wünscht sich einen HSV, der mal wieder ein Heimspiel gewinnt. Die allgemeine Erwartung heißt: Bloß nicht wieder Abstiegskampf!

Was ist in dieser Saison möglich für den HSV?

Trainer Mirko Slomka hat die Chance, eine komplette Vorbereitung zu nutzen, um endlich eine austrainierte HSV-Elf anzuleiten, die auch strategisch auf der Höhe ist. Zuletzt war sein Team nach 70 Minuten im dunkelroten Bereich. Hinter Slomka steht allerdings auch ein kleines Fragezeichen, weil der Name Thomas Tuchel immer wieder durch die Arena wabert. Slomka hat in Adler, Johan Djourou, Behrami, van der Vaart und Lasogga eine Achse, die zumindest einen Rang zwischen acht und zwölf garantieren sollte. Nach hinten raus wird der Kader dünn – aber wie sollte das auch anders sein bei einem Klub mit 100 Millionen Euro Schulden?

Und sonst?

Wenn einer fliegt, wird es teuer – damit kennt sich der HSV bestens aus. Als Beiersdorfer Anfang Juli Sportchef Oliver Kreuzer berechtigterweise entließ, kam heraus: Kreuzer kam als No-name-Manager vom Karlsruher SC und durfte sich in Hamburg über ein Monatsgehalt von 60 000 Euro brutto freuen. So schnell wird man hier Millionär. Jetzt wird um die Abfindung gefeilscht. Wie zuvor bei Frank Arnesen, Thorsten Fink, Bert van Marwijk, um nur die letzten drei zu nennen.

Aus den Abfindungen für sein Führungspersonal hätte der HSV ein, zwei Spieler finanzieren können. Eher nur einen: Nicolai Müller verdiene beim HSV dreimal soviel wie in Mainz, durfte deren Manager unwidersprochen behaupten. Deshalb ging Müller von einem Europa-League-Teilnehmer zu einem Fast-Absteiger. Wahrscheinlich wird er trotzdem bald von einer „neuen Herausforderung“ erzählen.

Morgen Folge 4: VfB Stuttgart

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