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© dpa

Bundesliga-Start: Ein Seelenverwandter für van Gaal

Beim FC Bayern soll Kapitän Mark van Bommel die Pläne von Trainer Louis van Gaal umsetzen. Van Bommels Position im Gefüge der Münchner ist dadurch nun stärker denn je.

Weil Louis van Gaal am Freitag guter Dinge war, veranstaltete er ein kleines Ratespiel. Wen hatte er zum dritten Kapitän ernannt? Miroslav Klose war der erste Tipp aus der Reporterrunde. „Nein“, sagte van Gaal vergnügt. Daniel van Buyten? Auch falsch. Der nächste Versuch saß dann: Bastian Schweinsteiger gehört neben Mark van Bommel und Philipp Lahm zu den Chefs des Teams. „Ein Kapitän muss mein Vertrauter sein, in der Kabine und auf dem Platz. Er muss meine Normen und Werte haben“, sagte van Gaal, und dass die Entscheidung lang reifen musste, weil Schweinsteiger die erste Hälfte der Vorbereitung verpasst hatte. „Ich glaube, dass es passt mit Sebastian.“ Dieser Versprecher passierte van Gaal mehrmals. Stets sagte er „Se-Bastian“.

Sofort folgerten die Zuhörer, was aus dieser Entscheidung resultieren könnte. Wird Schweinsteiger am Samstag das erste Ligaspiel bei der TSG Hoffenheim als Zehner bestreiten, wie im nicht-öffentlichen Training am Donnerstag? Doch zur Besetzung der Regisseursstelle sagte van Gaal nichts, außer dass Rekonvaleszent Franck Ribéry gar nicht mitfährt ins Badische. Wäre Bastian Schweinsteiger gar vielleicht Chefkapitän geworden, wenn er vom ersten Trainingstag dabei gewesen wäre? Da musste van Gaal dann doch klärend einschreiten: „Der erste Kapitän war für mich immer van Bommel.“

Denn mit seinem Landsmann verbindet den Niederländer van Gaal eine besonders enge Beziehung. „Ich habe beobachtet: Mark nimmt guten Einfluss auf Spieler und Klub“, sagt van Gaal. Er betrachtet van Bommel als eine Art Seelenverwandten. Natürlich hat es die Verständigung erleichtert, dass beide aus demselben Fußball-Biotop kommen. Aber es ist mehr als. Van Bommel denkt ähnlich viel und komplex über das Spiel nach wie sein neuer Chef. Er scheut sich auch nicht, seine Beobachtungen den Mitspielern während der Partie unter die Nase zu reiben. Wenn er mit weit aufgerissenem Mund und fuchtelnden Armen auf dem Platz steht, wirkt der 32-Jährige wie ein Spielertrainer.

Van Bommels Position im Gefüge des FC Bayern ist nun stärker denn je. „Mein Kapitän spielt immer“, sagt van Gaal. Doch es gibt auch einen Leidtragenden der niederländischen Verbindung: Anatoli Timoschtschuk. Der Ukrainer kam für elf Millionen Euro Ablöse von Zenit St. Petersburg. „Ich soll hier ein Leader sein, dazu bin ich bereit“, sagte er zur Einführung. Ihm eilte der Ruf voraus, einer der weltbester Spieler auf der Sechser-Position zu sein. Doch bei den Bayern gibt es für diesen Job nur noch eine Planstelle, nicht mehr zwei wie früher. „In unserem System kann er nicht auf seiner besten Position spielen. Da spielt van Bommel“, sagt van Gaal kühl. „Er ist einer von 25 Spielern.“ Nun kommt Timoschtschuk bestenfalls noch auf halbrechts in Frage, momentan aber nicht einmal das. Im Pokal spielte dort Hamit Altintop, gegen Hoffenheim wird es wohl wieder so sein.

Vergangene Saison hatte sich van Bommel noch in einer ähnlichen Situation wiedergefunden wie nun Timoschtschuk. Jürgen Klinsmann degradierte den Kapitän phasenweise zum Bankdrücker. Die Bayern boten ihm nur eine Vertragsverlängerung um ein Jahr an. „Damals habe ich ernsthaft überlegt zu gehen. Aber es ist schwierig, Bayern München zu verlassen“, erinnert sich van Bommel. „Im Nachhinein bin ich sehr froh.“

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