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Bundesliga: Trainer van Gaal hat beim FC Bayern große Ziele

Der neue Coach hat sich in München einiges vorgenommen. Er will "Historisches schaffen". Und sieht die Spieler als Menschen, die durch ihr Umfeld beeinflusst werden. Er habe einen "ganzheitlichen Ansatz". Kommt einem irgendwie bekannt vor.

München - Für leidenschaftliche Autogrammsammler ist der Mann ein echter Gewinn. Er nimmt sich nach dem Training nicht nur viel Zeit, er ist auch Perfektionist. Ein Strich mit Punkt oben drauf wäre ihm zu wenig. Wenn Louis van Gaal seinen Namen pinselt, dann tut er das mit fast kalligrafischem Elan. Aber nach zehn Minuten muss Schluss sein. Van Gaal bläst in die Trillerpfeife. Die Spieler verschwinden in die Kabine.

Der eine oder andere wird sich ein bisschen ärgern, Edson Braafheid etwa. Einer von van Gaals Wunschspielern war der Erste, der einen Rüffel abbekam, als er bei einer Passübung kurz nachlässig war. „Das war nicht gut!“, rief van Gaal so laut, dass es jeder der gut 1000 Zuschauer verstand. Doch kurz darauf, als die Übung besser lief, applaudierte van Gaal. Schnell klatschten auch die Zuschauer, vor allem für den neuen Trainer des FC Bayern München. Sie empfingen ihn viel freundlicher als dessen Vorgänger Jürgen Klinsmann vor einem Jahr.

Nach dem Trainingsauftakt gab van Gaal seine erste Pressekonferenz. „Das bayerische Lebensgefühl passt zu mir wie ein warmer Mantel“, sagte van Gaal, „und warum? Mia san mia, wir sind wir, und ich bin ich: selbstbewusst, arrogant, dominant, ehrlich, arbeitsam, innovativ, aber auch warm und familiär. Deshalb passe ich hier hin.“ Sein Regierungsprogramm hatte er offensichtlich vorbereitet. Die deutsche Sprache kam ihm flüssiger über die Lippen als vor der Sommerpause. Man merkte, wie wichtig van Gaal dieser erste Tag war. Nichts war zu merken von seiner angeblichen Bärbeißigkeit. „Ich bin ein Kommunikator“, sagt er über sich. „Das werden auch die Spieler merken, weil ich ihnen meine Philosophie schnell beibringen will.“

Seine Arbeit werde ausgehen „von einem ganzheitlichen Prinzip: Ich sehe einen Spieler nicht nur als jemanden, der den Ball von A nach B schießt, sondern auch als einen Menschen, der durch sein Umfeld beeinflusst wird. Und dieses Umfeld beeinflusst am Ende auch den Schuss.“ Hatte nicht Klinsmann Ähnliches gesagt? Zur Frage aber, welche Spieler van Gaal ganzheitlich formen will, gab es wenig Neues. Lucio genieße weiter hohe Wertschätzung, versicherte Manager Uli Hoeneß. Und beim Thema Ribéry kam er auf Monopoly zu sprechen. Der Franzose sei wie die „Schlossallee mit ganz vielen Hotels darauf. Das gibt man nur her, wenn man pleite ist oder nicht mehr weiter weiß“. Oder, wie Hoeneß sagte, „wenn jemand was ganz Verrücktes macht“. Bisher aber sei kein konkretes Angebot von Real Madrid eingegangen.

Van Gaal wurde einsilbig, als es um Namen ging. Einen Rechtsverteidiger hätte er gern noch. Sonst müsse er sich alle erst einmal anschauen. Sein Ziel aber benannte er klar: Historisches schaffen. So wie ihm das bei Ajax, in Barcelona und Alkmaar gelungen sei. „Vielleicht schaffen wir es hier, am Ende der Periode van Gaal die Champions League zu gewinnen.“ Sebastian Krass

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