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Bundesliga: Wenn Tore sprechen

Luca Toni macht sich zusammen mit Bastian Schweinsteiger bei den Bayern unentbehrlich. Trainer Ottmar Hitzfeld und Manager Uli Hoeneß sind sich einig: Die beiden drücken dem Spiel ihren Stempel auf.

Nein, Luca Toni mochte nicht. Das Kopfschütteln war eindeutig. Sein Trikot wollte er nicht so einfach hergeben. Also hat der Mittelstürmer des FC Bayern München das Ansinnen seines Gegenspielers Bergantin Vinicius abgelehnt, der sofort nach dem Abpfiff zum Mann des Tages gelaufen war. Vinicius hat neben seinem brasilianischen auch einen italienischen Pass; abgeblitzt ist er beim Vorzeige-Italiener der Bundesliga trotzdem.

Man muss das verstehen: Drei Tore in einem Spiel wie beim 3:0-Sieg der Bayern in Hannover, alle dazu hintereinander in einer Halbzeit, schießt auch einer wie Toni nicht allzu oft. Der 30-Jährige ist ja bekanntlich erst auf dem zweiten italienischen Bildungsweg ein Torjäger erster Güteklasse geworden. Einen Einsatz in der Champions League etwa hat der Weltmeister bis heute nicht zu verzeichnen. Dafür ist er nun nach 19 Jahren der erste Spieler des ruhmreichen FC Bayern, der wieder dreimal in einem Spiel traf.

„Wenn jemand drei Tore erzielt, ist das auch ein Verdienst der Mannschaft“, sagte Toni nach dem Spiel. „Bayern hat viel Geld für mich ausgegeben, und ich versuche, das mit Toren zurückzugeben.“ Das war’s. Wenn der Italiener nicht gerade vor eine Fernsehkamera zum Dolmetscher gezerrt wird, mag er nicht reden. Dem Vernehmen nach weigert er sich ebenso hartnäckig, auch nur rudimentär Deutsch zu lernen. Außerhalb des Platzes gilt sein Einfluss deshalb als gering; andere sagen sogar, nur wegen seines freundlichen Wesens sei er nicht isoliert. Am Tag nach dem Spiel wurde Tonis freundliches Wesen jedoch auf eine harte Probe gestellt. Am Wochenende war seine Villa in Italien ausgeräumt worden.

Wie immer aber er sich auch neben dem Platz gibt – Keilstürmer wie Toni werden allein an Toren gemessen. 22 Pflichtspieltreffer, davon 13 Bundesliga- Tore, sind es in dieser Saison schon, und deshalb ist Bayerns Manager Uli Hoeneß über die Elf-Millionen-Investition heilfroh. „Luca ist Luca – er macht aus keiner Chance ein Tor, dafür haben wir ihn geholt. Er hat eine natürliche Ruhe vor dem Tor“, erklärte Hoeneß mit der ihm eigenen Genugtuung.

Trainer Ottmar Hitzfeld ergänzte: „Er ist ein Wettkampfspieler, er hat den Killerinstinkt.“ Dann pries er seinen Mittelstürmer als „explodierendes Phänomen“, der wie selbstverständlich mit rechts (58. Minute), links (64.) und per Kopf (82.) traf. Doch es gibt auch die anderen Spiele, jene, in denen Toni wie in der Hinrunde gegen Eintracht Frankfurt Chance um Chance versiebt oder – wie jüngst gegen Werder Bremen – sogar einen Elfmeter verschießt. Spektakuläre Auftritte wie der von Hannover aber machen die Kritiker mundtot, zu denen zuletzt auch Torwart Oliver Kahn gezählt hatte, der penetrant die bayrische Abschlussschwäche bekrittelt hatte. Auch weil er eine Selbstgefälligkeit beim stürmenden Lebemann erkannt haben will? „Es gibt ja Vorrunden- und Rückrundenspieler“, dozierte Kahn, „diese Tore sind für Luca sehr wichtig, um Selbstvertrauen zu tanken.“ Eigentlich wollte er sagen: Toni zerstreute Kahns Befürchtung, er könne nur bei angenehmen Temperaturen treffen. „Luca schießt seine Tore im Sommer wie im Winter, am Tag, in der Nacht und sogar bei Nebel“, stellte daraufhin Hoeneß klar.

In die Lobeshymnen des Bayern-Managers war übrigens auch der an zwei Toren als Vorlagengeber aufgefallene Ribéry-Ersatz Bastian Schweinsteiger einbezogen. „Er hat dem Spiel seinen Stempel aufgedrückt und war klar der beste Mann auf dem Platz“, urteilte Hoeneß etwas überschwänglich über den Nationalspieler, der zuletzt wenig gelobt worden war. Tatsächlich steigerte sich der 23-Jährige nach zähem Einstieg erheblich. „Basti ist über sich hinausgewachsen“, befand Hitzfeld.

Schweinsteiger berichtete, dass er sich von Spiel zu Spiel besser fühle, „ich brauche einen gewissen Spielfluss“. Nur mit dem verletzten Franck Ribéry solle man ihn bitteschön nicht vergleichen, „das ist wie mit Äpfeln und Birnen“. Gewiss aber traue er sich zu, den FC Bayern als Impulsgeber auch am Donnerstag gegen den FC Aberdeen ins Achtelfinale des Uefa-Cups zu führen. Hoeneß zweifelt am Erfolg der nächsten Münchner Mission ohnehin nicht: „Wir müssen und werden jetzt auch gegen Aberdeen gewinnen.“

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