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Bundesliga: Wolfsburg schüttelt Krise ab

Mit der Rückkehr zum "Meister-System" hat der VfL Wolfsburg den Weg aus der Krise gefunden und das Niedersachsen-Derby gegen Hannover 96 mit 2:0 (0:0) gewonnen.

Von Christian Otto

Sein herrliches Tor per Fallrückzieher wurde mit Applaus bedacht. Sein bitterer Abschied, als Diego auf einer Trage vom Feld befördert werden musste, brachte Mitleid ins Spiel. Zumindest der schöne und schmerzhafte Auftritt des kleinen Brasilianers, der den VfL Wolfsburg zurück in den internationalen Fußball führen soll, war im Niedersachsen-Derby der Bundesliga gegen Hannover 96 das Eintrittsgeld wert. „Diego bringt uns Leben in die Bude. Aber es ging hier erst einmal um einen Sieg und nicht um einen Schönheitspreis“, sagte Wolfsburgs erleichterter Manager Dieter Hoeneß nach dem 2:0 (0:0)-Heimsieg seines VfL. Vor 30 000 Zuschauern reichten dem Gastgeber eine Prise Diego und ein Portion Zufall, um gegen die biederen Hannoveraner den ersten Saisonsieg bejubeln zu können.

Doch Diego erlitt auch eine Rippenprellung mit Bluterguss. Ob er am Mittwoch beim Hamburger SV spielen kann, ist ungewiss. Hannovers Profi Constant Djakpa hatte ihn gefoult.

Es waren Fehler, die den Wolfsburgern ihren holprigen Weg zu dem erhofften Erfolgserlebnis geebnet hatten. Dem 1:0 zehn Minuten nach Wiederanpfiff, als Diego mit einer für ihn typischen Artistik-Einlage Erfolg hatte, war ein Foulspiel des ehrgeizigen Brasilianers vorausgegangen, das Schiedsrichter Wolfgang Stark übersah. Diego war’s egal: Er feierte sein Kunsttor mit einem Schnuller, den er sich in den Mund steckte.

Vor dem 2:0, das Edin Dzeko weitere zehn Minuten später erzielen konnte, hatte sich 96-Torhüter Florian Fromlowitz einen Patzer erlaubt. „Ich glaube, er hatte sich verlaufen“, sagte Hannovers Sportdirektor Jörg Schmadtke über einen voreiligen Ausflug aus dem Strafraum, bei dem Fromlowitz auch noch ausgerutscht war. Dzeko ließ sich nicht lange bitten und traf. „Dieser Sieg war ganz wichtig für den Kopf“, sagte der Bosnier über seinen vierten Treffer im vierten Spiel. Der Torschützenkönig der vergangenen Saison hatte es in der Hannoveraner Abwehr mit dem unbekannten Christopher Avevor zu tun und gegen den Debütanten überraschend viel Mühe.

Mit welchem Spielsystem die Wolfsburger auf lange Sicht an die Tabellenspitze zurückkehren wollen, ließ sich auch nach ihrem Erfolg gegen die harmlosen Gäste nicht erkennen. Diego versuchte es mehrfach mit seinen üblichen Dribblings und Tricks, während im Sturm Dzeko und Grafite auf lange Bälle oder auf Kontergelegenheiten warteten. Aus dieser nur schwer vereinbaren Mixtur entstand wenig Ansehnliches, das den Chef des Wolfsburger Systems entlasten könnte. VfL-Trainer Steve McClaren hatte seine Grundformation geändert und auf jenes Konter-System umgestellt, mit dem Felix Magath die Wolfsburger 2009 zur Meisterschaft geführt hatte. „Wir haben vier Jahre lang so gespielt. Ich hoffe, wir bleiben jetzt dabei“, sagte der Brasilianer Grafite, der neben Dzeko als zweite Spitze wieder von Beginn an mitspielen durfte.

Was Hannover nach einem überraschend guten Saisonstart mit sieben Punkten aus drei Partien zu bieten hatte, war wenig bis gar nichts. Das grätschende und tapfer kämpfende Team darf für sich aber immerhin in Anspruch nehmen, Woche für Woche einen der Hauptdarsteller der Bundesliga außer Gefecht zu setzen. In der Vorwoche hatte dies Michael Ballack im Trikot von Bayer Leverkusen nach einem Foul von Sergio Pinto zu spüren bekommen. Diesmal musste Diego vom Stadion direkt ins Krankenhaus gefahren werden.

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