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Bundesliga: Zwei auf gleichem Weg

Hertha BSC empfängt Borussia Dortmund – eine Begegnung, die wieder an Charme gewinnt. Das heutige Duell der beiden aufstrebenden Klubs kann ein wegweisendes werden.

Sie strahlt nicht mehr, die Borussia aus Dortmund. Jedenfalls, wenn es nach Dieter Hoeneß geht. Der heutige Gegner von Hertha BSC hat nach Meinung des Managers des Berliner Bundesligisten an „Strahlkraft“ verloren. „In der öffentlichen Wahrnehmung ist Dortmund nicht mehr das, was es vor fünf Jahren war“, sagt Hoeneß. „Damals kamen die gleich nach den Bayern.“ Und damals garantierten die Dortmunder den Berlinern auch ein volles Olympiastadion. Heute (Beginn 15.30 Uhr) werden laut Hoeneß um die 55 000 Fußballanhänger eine Begegnung sehen wollen, die so langsam wieder neuen Charme bekommt.

Hertha und Borussia eint einiges. Beide Klubs sind hoch verschuldet, aber sind nach Jahren der Verschwendung dabei, sich zu konsolidieren und machen sich diese Saison sportlich wieder in höhere Sphären auf, wenn auch noch nicht so ganz dorthin, wo die Dortmunder bis zum Jahr 2002 waren. Damals feierte der Champions-League-Sieger von 1997 seine sechste und bislang letzte deutsche Meisterschaft. Was in den Jahren nach 2002 in Dortmund folgte, verlief weniger erfreulich: Borussia hatte in der bis Anfang 2005 dauernden Ära von Gerd Niebaum und Manager Michael Maier über die Verhältnisse gelebt und stand trotz Börsengang kurz vor dem Kollaps: Dem Sparzwang entsprang zuletzt eine Mittelfeldmannschaft, die vergangene Saison in den Abstiegskampf stürzte, in dem sie mit Trainer Jürgen Röber nicht glücklich wurde und den sie schließlich mit Röbers Nachfolger meisterte: Thomas Doll krönte sogar die Saison für die Fans mit dem Sieg im Revierderby, mit dem Dortmund verhinderte, dass Schalke 04 Meister werden konnte.

Der 41 Jahre alte Doll steht – obwohl er beim Hamburger SV letztlich scheiterte – für den leisen Aufstieg der Borussia, die es wie Hertha in bislang fünf Spielen auf neun Punkte gebracht hat. Der Mann mit der oft etwas willkürlich drapiert wirkenden Lockenpracht ist ein Trainer mit Visionen, ein Mensch, der sich für Buddhismus interessiert und der schon in seiner Zeit beim HSV ein großes Interesse an technisierter und per Computer ausgearbeiteter Trainingsmethodik offenbarte. Doll setzte schon auf sportwissenschaftliche Untersuchungen und auf Fitnesstrainer, bevor Jürgen Klinsmann damit die Nationalmannschaft in Schwung brachte. Die Trainer von heute müssten „komplexer arbeiten als früher“, findet Doll. Er ist Psychologie-Fan und das hat er mit Herthas Lucien Favre gemeinsam. Auch der 49 Jahre alte Schweizer ist ein Trainer mit Plänen, einer, der mit Akribie und Planung nach oben will und nicht wie manch Fußballlehrer alter Schule nur an das nächste Wochenende denkt.

Das heutige Duell der beiden aufstrebenden Klubs kann ein wegweisendes werden: Für Hertha steht am Dienstag das Spiel gegen Rostock auf dem Programm, da wäre dann, mit einem Sieg gegen Dortmund im Rücken, nach oben vieles möglich. Aber Favre will nicht so weit denken. „Dortmund ist ein schwerer Gegner, die haben viel Potenzial.“ Und bevor der Eindruck entsteht, dass der Trainer seine Mannschaft schwach reden möchte, sagt er: „Ich freue mich auf das Spiel. Wir haben zwar Respekt, aber keine Angst.“ Das hätten die Berliner dann mit den Dortmundern gemeinsam. „Wir wollen zwar nicht arrogant wirken, aber es wird nicht einfach für Hertha, uns zu schlagen“, sagt Doll.

Das bekam Werder zu spüren, die Bremer verloren vergangene Woche 0:3 im Dortmunder Stadion – dort, wo sie mit über 50 000 verkauften Dauerkarten in dieser Saison einen neuen Bundesligarekord aufgestellt haben. Zuletzt hat Dolls Mannschaft drei Mal in Serie gesiegt. Insbesondere der aus Wolfsburg gekommene Diego Klimowicz erwies sich als Verstärkung für die Offensive, dem rustikalen Argentinier mit spanischem Pass gelangen schon drei Treffer.

Also, ein wenig mehr Glanz hat sie inzwischen doch wieder, die Borussia aus Dortmund. Das sieht dann auch Dieter Hoeneß letzten Endes so. „Die haben in den letzten zwei Jahren wieder kräftig investiert, um die Mannschaft zu verstärken. Wir stehen vor einem interessanten Spiel – es ist geprägt durch den guten Start der Dortmunder.“ Und natürlich auch geprägt durch den guten Start der Berliner.

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