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Da geht’s zum Meistertitel. Bayerns alter und neuer Trainer Jupp Heynckes schickt Verteidiger Jérome Boateng auf den richtigen Weg.

© dpa

Bundesligisten im Test (16): FC Bayern: Reicher als die Deutsche Bank

Der FC Bayern hat bald noch mehr Geld – doch Uli Hoeneß findet nachts trotzdem keinen Schlaf. Was ist in dieser Saison möglich?

Am Freitag startet die Fußball-Bundesliga in ihre neue Saison. In unserer Serie testen wir täglich Stärken, Schwächen und Marotten der Vereine. Heute: Bayern München.

Was hat sich verbessert?

Die Stimmung. Jupp Heynckes ist ein erfahrener Meteorologe: Er weiß besser als jeder andere Trainer auf der Welt, wie man das Binnenklima gerade dieses Vereins steuern kann und muss. Zusätzlicher Startvorteil: Mieser als unter Louis van Gaal konnte die Stimmung nicht mehr werden. Auf dem Platz dürfte sich die Defensive verbessert haben, dank dreier Zugänge für die fünfköpfige Stammbelegschaft hinten drin: Torwart Manuel Neuer, Innenverteidiger Jérome Boateng und Rechtsverteidiger Rafinha. Auch hier ein klarer Startvorteil: Chaotischer als in der vergangenen Saison kann es hinten nicht mehr werden.

Wer sind die Stars?

Der Star ist die Mannschaft. Denn ein FC-Bayern-Kader besteht qua Vereinssatzung nur aus fußballerischen Diamanten, von denen allenfalls einzelne noch ein wenig Feinschliff brauchen. Nur die größten Juwelen, Arjen Robben und Franck Ribéry, machen mal wieder Sorgen mit ihren Wehwehchen. Aber darüber tröstet hinweg, dass der beste Torhüter seit Entstehen menschlichen Lebens nun endlich auch für Bayern spielt.

Wer hat das Sagen im Verein?

Wie immer jeder, wenn er es für richtig hält. Da es im Klub verhältnismäßig ruhig zugeht, wenden sich die hohen Herren der Politik zu. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge versucht gerade, einen Putsch gegen Fifa-Boss Sepp Blatter anzuzetteln. Auch DFB-Präsident Theo Zwanziger bekam sein Fett weg. An ihm hatte sich vorher schon Präsident Uli Hoeneß abgearbeitet. Und Sportdirektor Christian Nerlinger? Er versucht weiter, sich von Hoeneß’ zu emanzipieren. Intern ist ihm das ganz gut gelungen – schneller, als Hoeneß sich das gewünscht hatte. Aber Nerlingers Außendarstellung ist noch nicht „bayern-like“ (Hoeneß’ neues Lieblingswort). Der Präsident hat deshalb angekündigt, in dieser Saison werde Bayern die Konkurrenz wieder verstärkt mit verbalen Attacken traktieren. Irgendwie rührend, dieses traditionelle Weltbild.

Wie steht es um die Finanzen?

Großartig, natürlich. Wie könnte es auch anders sein? Und es wird noch besser, diese Zeiten kommen ganz bald. In sechs, sieben Jahren hat der FC Bayern das Stadion abbezahlt und hätte dann genug Geld, um die Deutsche Bank zu kaufen. Aber Hoeneß ist bescheiden. Er sagt: „Dann können wir alles Geld in die Mannschaft investieren.“ Die insgesamt 44 Millionen Euro Ablöseausgaben in diesem Sommer bedeuten für Hoeneß „ein eher normales Jahr“. Noch wichtiger ist, dass den Bayern bald niemand mehr den Sieg in der Champions League nehmen kann. Den finanziellen Zusammenbruch aller großen Gegner prognostizieren die Bayernchefs ja schon seit Jahren. Aber jetzt greift bald das sagenumwobene „Financial Fairplay“ der Uefa. Das werde, sagen die Bayernchefs, dann jetzt aber wirklich endgültig und unweigerlich dazu führen, dass einige Klubs keine Zulassung mehr zur Champions League bekommen. Und wenn es dann im Finale gegen Rosenborg Trondheim geht, ist das eine lösbare Aufgabe.

Was erwarten die Fans?

Autogramme. Vergangene Woche – noch vor Ferienbeginn in Bayern – waren es plötzlich 4000 (!) Menschen, die einer ganz normalen Trainingseinheit zuschauten. Um etwas zu sehen, kletterten ein paar sogar auf ein Containerdach. Als Jupp Heynckes dem Üben ein Ende machen wollte, ging es erst richtig los. Die Fans enterten den Platz und jagten Unterschriften. Im Tumult erlitten drei Jugendliche einen Kreislaufkollaps, nun bleibt das Training bis 7. August nicht-öffentlich. Dann ist der renovierte Hauptplatz wieder bespielbar.

Was ist in dieser Saison möglich?

Zunächst einmal nur eines: dass der FC Bayern nicht in der Champions League spielt. Mitte August steht die Qualifikation an. Der Gegner wird den Bayern am Freitag zugelost. Niemand glaubt ernsthaft, dass etwas schief gehen könnte. Trotzdem hat Uli Hoeneß schlaflose Nächte: „Wenn wir uns nicht für die Champions League qualifizieren, dann werden wir auch keinen Gewinn machen.“ Noch schlimmer wäre natürlich, dass die Bayern dann schon keine Chance mehr hätten, sich für das Finale im eigenen Stadion zu qualifizieren. Da hülfen auch Meisterschaft und Pokalsieg nicht mehr. Dass die beiden Titel diesmal wieder nach München gehen, gilt hierzulande ohnehin als ausgemachte Sache, beim 3:0 in der ersten Pokalrunde bei Eintracht Braunschweig gewannen die Münchner souverän und geduldig.

Und sonst?

Sind sie alle gespannt, was aus Takashi Usami wird. Der erste Japaner bei Bayern, 19 Jahre alt, kam für 300 000 Euro Leihgebühr von Gamba Osaka. Hat Bayern jetzt auch seinen Kagawa? Oder doch eher einen Takahara? Im Testspiel gegen den FC Barcelona verzückte er mit zwei, drei feinen Aktionen die Fans. Jupp Heynckes’ Lob dafür klang so: „Er kann ein guter Fußballer werden, wenn er sich körperlich stabilisiert.“

Morgen: Bayer Leverkusen

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