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Ein halber Neuzugang. Shinji Kagawa (rechts) fehlte vergangene Saison fast während der gesamten Rückrunde. Jetzt zaubert er nach auskuriertem Fußbruch wieder. Foto: dpa

© dpa

Bundesligisten im Test (18): Borussia Dortmund: Meister der Untertreibung

Der amtierende Meister Borussia Dortmund schiebt den Bayern die Favoritenrolle für die neue Saison zu und sieht sich trotz des Titelgewinns nur als Herausforderer.

Heute startet die Saison mit dem Spiel Borussia Dortmund gegen den HSV (20.30/ ARD und im Ticker bei tagesspiegel.de). Die letzte Folge unserer Serie nimmt den Deutschen Meister unter die Lupe.

Was hat sich verbessert?

Der Deutsche Meister hat seinen Kader „in der Spitze verbreitert“, wie das so schön heißt. Mit Nuri Sahin (zu Real Madrid) ist nur ein Stammspieler gegangen. Dafür sind zwei wertvolle Kräfte hinzugekommen – genau genommen sogar drei. Ilkay Gündogan (20 Jahre alt) spielte zuletzt in Nürnberg, Trainer Jürgen Klopp hält ihn für hochbegabt. Der Kroate Ivan Perisic (22) kommt als belgischer Torschützenkönig. Und dann ist da noch Shinji Kagawa. Der Japaner hat seinen Fußbruch, der ihn die gesamte Rückrunde zur Untätigkeit verdammte, auskuriert und präsentierte sich in der Vorbereitung in großartiger Form.

Wer sind die Stars?

Der BVB hat eine ganze Reihe von jungen Kräften mit Starpotenzial: Götze, Kagawa, Schmelzer, Hummels, Barrios und andere. Jürgen Klopp aber ist und bleibt in Dortmund die größte Show. Der Trainer ist eloquent, schlagfertig, charmant, witzig – es sei denn, er legt sich gerade mit Schiedsrichtern an, weil ihm mal wieder die Gäule durchgehen.

Wer hat das Sagen im Verein?

Ganz klar das Triumvirat aus Geschäftsführer, Sportdirektor und Trainer. Hans-Joachim Watzke, Michael Zorc und Jürgen Klopp verstehen sich seit dem ersten Tag ihrer Zusammenarbeit als Einheit, sie nennen sich gegenseitig „Aki“, „Micha“ und „Kloppo“. Dieses Trio hat den Traditionsklub zur neuen Blüte geführt, es spricht die gleiche Sprache. Auch in der neuen Saison.

Wie steht es um die Finanzen?

Es geht weiter aufwärts im börsennotierten Unternehmen, das vor Jahren noch im Vorraum der Pathologie lag. Der Klub ist zwar noch lange nicht schuldenfrei, aber wieder handlungsfähig. Die Teilnahme an der Champions League eröffnet neue finanzielle Spielräume, mit denen die Entscheidungsträger verantwortungsvoll umgehen: Ein Drittel der veranschlagten Mehreinnahmen von 15 Millionen Euro wird in die Mannschaft investiert, deren Gehaltsbudget auf 41 Millionen Euro steigt. Ein weiteres Drittel wird in die Modernisierung des Stadions investiert, das letzte, um Schulden zu tilgen.

Was erwarten die Fans?

Die offizielle Vereinspolitik heißt Understatement. Sportdirektor Michael Zorc schiebt die Rolle des „haushohen Favoriten“ den Bayern zu, Klopp ergänzt: „Wir sind der erste Meister in der Geschichte der Bundesliga, der nicht als Titelverteidiger in die Saison geht, sondern als Herausforderer.“ Die Fans aber träumen von der Titelverteidigung und dem Gewinn der Champions League. Schließlich findet das Finale 2012 in München statt. Da war doch was, am 28. Mai 1997...

Was ist in dieser Saison möglich?

Erstmals, seit Klopp in Dortmund ist, hat der Klub ein Saisonziel ausgegeben: Erreichen eines internationalen Wettbewerbs. Das klingt bescheiden bei den üppigen Möglichkeiten dieser Mannschaft. Die Borussia wird ähnlich stark sein wie in der letzten Saison, Bayern München dagegen wesentlich stärker. Es wird also ein aufregendes Rennen um die Meisterschaft.

Und sonst?

Die Hassliebe zwischen dem BVB und dem FC Schalke 04 wird weiter innig gelebt. Wer vor kurzem bei Google Maps als Zielort „Scheiße“ eingab, bekam keine Fehlermeldung, sondern landete stattdessen im Ernst-Kuzorra-Weg 1 in Gelsenkirchen, der Geschäftsstelle der Schalker. Da wird sich ein schwarz-gelber Hacker königlich amüsiert haben. Mal schauen, wie der Konter aussieht.

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