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Sport: Bundestag des DFB: Der deutsche Fußball steht vor einer tiefgreifenden Reform

Am Wochenende werden die Profiklubs im deutschen Fußball auch juristisch jene Macht ergreifen, die sie faktisch schon haben. Auf dem außerordentlichen Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Mainz beschließen die 206 Delegierten eine tiefgreifende Strukturreform.

Am Wochenende werden die Profiklubs im deutschen Fußball auch juristisch jene Macht ergreifen, die sie faktisch schon haben. Auf dem außerordentlichen Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Mainz beschließen die 206 Delegierten eine tiefgreifende Strukturreform. Die Profivereine gründen einen eigenen Ligaverband und erhalten mit demnächst 92 von 254 Stimmen eine Sperrminorität, da Satzungsänderungen nur mit zwei Drittel Mehrheit beschlossen werden können.

Damit hat DFB-Präsident Egidius Braun, der die Versammlung nicht leiten kann und durch den Vizepräsidenten Gerhard-Mayer Vorfelder vertreten wird, sein Ziel erreicht: Die Liga bleibt unter dem Dach des DFB und macht sich nicht selbstständig. Die gegenseitigen Rechte und Pflichten werden in einem Grundlagenvertrag geregelt.

Die wichtigsten Punkte darin: Es wird weiterhin Auf- und Abstieg zwischen Amateur- und Profilager geben. Amateurvereine dürfen weiterhin am DFB-Pokal teilnehmen. Die Klubs müssen weiterhin Spieler für alle Nationalmannschaften abstellen. Beim DFB verbleiben das Schiedsrichterwesen, die Rechtsprechung sowie die Talentförderung.

Zum Schutz des Amateurfußballs dürfen Bundesliga-Spiele am Sonntag erst ab 17.30 Uhr angepfiffen und Zweitliga-Spiele sonntags nicht live im frei empfangbaren Fernsehen ausgestrahlt werden. Die dickste Kröte, die der Profifußball schlucken muss: Die Bundesliga-Berichterstattung im frei empfangbaren Fernsehen muss weiterhin "zeitnah" zum Abpfiff der Spiele erfolgen.

Die Liga lässt sich ihre neue Freiheit einiges kosten. Drei Prozent ihrer Einnahmen, mindestens aber 25 Millionen Mark pro Saison, überweist sie in Zukunft an den DFB. Hinzu kommen die Kosten für Personal, Reisen, Büromiete, Kommunikation. Im Gegenzug sichert der DFB der Liga 25 Prozent seiner Länderspieleinnahmen zu, mindestens aber acht Millionen Mark, und verspricht, Abstellungsentschädigungen für die Vereine und Spezial-Versicherungen für die Spieler beizubehalten. Damit steigen die Leistungen des DFB an die Liga auf mindestens 11,5 Millionen Mark.

Spekulationen gibt es noch, wie die Liga personell besetzt sein wird. Noch stehen im Organisationsschema für Vorstand und Aufsichtsrat viele Positionen, aber wenige Namen. Am Sonnabend wird die Liga eine Hülle haben, aber noch kein Leben. Die Arbeit aufnehmen wird die Liga mit der Saison 2001/2002.

Zweifel am Zustandekommen der Strukturreform bestehen nicht. Dafür wurde sie über Jahre zu gründlich in Abstimmung mit allen betroffenen Gremien vorbereitet. Indiz für den Optimismus: Der Bundestag beginnt am Sonnabend um 9 Uhr. Für 11.30 Uhr ist bereits eine Pressekonferenz terminiert. Das Präsidium des DFB wird von sieben auf zehn Personen erweitert, der Vorstand, der wesentliche Aufgaben des bisherigen Beirats übernimmt, auf 34 Personen.

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