zum Hauptinhalt
Nebojsa Novoselac.

© dpa

Bundestrainer Novoselac abgesetzt: Meuterei der Wasserballer

Wasserball-Bundestrainer Nebojsa Novoselac wurde auf Druck seiner eigenen Spielern abgesetzt. Hintergrund sind menschliche Differenzen. Doch es gibt Kritik an der Entscheidung des Verbands.

Muss man als Trainer pflegeleicht, mediengerecht und erfolgreich sein, um akzeptiert zu werden? Nebojsa Novoselac erfüllte als Wasserball-Bundestrainer in der öffentlichen Wahrnehmung wohl keines der drei Attribute. Sein Vorgänger Hagen Stamm hatte den Serben 2012 für seine Erbfolge vorgeschlagen. Novoselac wechselte daraufhin nach diversen Meisterschaften und Pokalsiegen vom Rekordmeister Wasserfreunde Spandau 04 zum Nationalteam. Die Vorgabe: Rückkehr in die erweiterte Weltspitze.

Davon sind die DSV-Wasserballer aber weiter entfernt denn je. Bei der WM 2015 in Kasan sind sie nicht vertreten, bei der EM im Vorjahr wurde man Neunter und in der Weltliga wurden die beiden gespielten Partien verloren. Das freilich liegt nur zum Teil am Trainer, der als absoluter Wasserballfachmann gilt. Ziemlich überraschend kam deshalb jetzt die Nachricht über eine Spielerrevolte. In einem Brandbrief an Christa Thiel, Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbands (DSV), haben sich alle Spieler des Nationalteams gegen den Serben ausgesprochen. Das fehlende pädagogische Geschick des Serben gefährde die Olympia-Qualifikation für Rio 2016, heißt es in dem Schreiben. Thiel beurlaubte den Coach daraufhin.

Novoselac besitzt noch einen Vertrag bis 2016, dem DSV fehlt das Geld für eine Abfindung und einen prominenten Nachfolger. „Das dürfte das Hauptproblem sein“, sagt Spandaus Manager Peter Röhle, der sich darüber wundert, wie solche sensiblen Probleme an die Öffentlichkeit gelangen. „Das ist Konfliktlösung der simpelsten Art.“ Am Mittwoch hatte die „Bild“ als erstes Medium von der Meuterei der Nationalmannschaft berichtet.

Dass es menschlich hier und da hakte, bestätigt Röhle zwar, „aber das erlaubt es einer Mannschaft noch lange nicht, den Trainer auszusuchen“. Novoselac hatte immer wieder darauf hingewiesen, dass nur mit der richtigen Einstellung, mit gesteigertem Trainingsumfang, mit Veränderungen in den Vereins- und Verbands- und Nachwuchsstrukturen bessere Ergebnisse möglich seien. Dafür hatte er Pläne erarbeitet, die Zeit brauchen würden.

Ein für Dienstag vorgesehenes Gespräch zwischen Thiel, DSV-Sportdirektor Lutz Buschkow und Wasserballwart Hans-Jörg Barth musste wegen einer Erkrankung Barths abgesagt werden. Der Aufschub dürfte den Entscheidungsträgern genehm sein, denn sie haben kein wirkliches Zukunftskonzept. In 15 Monaten steht mit der Olympiaqualifikation die letzte Chance auf die Sommerspiele in Rio an. Dem DSV drohen nach 2000 und 2012 bereits die dritten verpassten Spiele dieses Jahrtausends.

Zur Startseite