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Sport: Bundestrainer-Suche: Ribbeck - Nachfolge wird zur Lachnummer mit Mayer-Vorfelder als Oberkomödianten

Das unwürdige Schauspiel mit dem Titel "Bundestrainer-Suche" wird zur Zerreißprobe zwischen dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) und der Bundesliga sowie zur Nagelprobe für den designierten DFB-Präsidenten und bislang erfolglosen "Cheffahnder" Gerhard Mayer-Vorfelder. Gestern kündigte Bayer Leverkusens Finanzmanager Wolfgang Holzhäuser, sichtlich genervt vom Hickhack der letzten Tage, an, dass es in Kürze ein Treffen der Bundesligavertreter ohne Mitwirken der DFB-Funktionäre geben wird, um den mittlerweile verfahrenen Karren aus dem Dreck zu ziehen.

Das unwürdige Schauspiel mit dem Titel "Bundestrainer-Suche" wird zur Zerreißprobe zwischen dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) und der Bundesliga sowie zur Nagelprobe für den designierten DFB-Präsidenten und bislang erfolglosen "Cheffahnder" Gerhard Mayer-Vorfelder. Gestern kündigte Bayer Leverkusens Finanzmanager Wolfgang Holzhäuser, sichtlich genervt vom Hickhack der letzten Tage, an, dass es in Kürze ein Treffen der Bundesligavertreter ohne Mitwirken der DFB-Funktionäre geben wird, um den mittlerweile verfahrenen Karren aus dem Dreck zu ziehen. "Es werden nicht nur Vereinsvertreter von Leverkusen und Bayern München an diesem Gespräch teilnehmen, sondern auch aus Dortmund, Hamburg, Berlin und so weiter", erklärte der langjährige DFB-Mitarbeiter.

Holzhäuser, der 22 Jahre in der DFB-Zentrale in Frankfurt (Main) in verantwortlicher Position tätig war, fährt gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber schwere Geschütze auf. "Beim DFB ist keine vernünftige Strategie vorhanden, zudem fehlt es an unternehmerischem Denken. Es ist in den letzten Tagen schon so viel Porzellan zerschlagen worden, dass auf jeden Fall Risse bleiben werden." Zuvor hatte der Bayer-Finanzchef schon kritisiert, dass man beim größten Sportfachverband der Welt nach dem Rücktritt von Berti Vogts "zwei Jahre lang geschnarcht habe". Für den Betriebswirt gerät die Suche nach einem Nachfolger für Erich Ribbeck zur Lachnummer: "Man kommt sich vor, als wenn man mit Stoffbällchen auf Blechbüchsen wirft, und keine fällt um."

Leverkusens Trainer Christoph Daum ist offenbar kein Thema mehr für die unmittelbare Ribbeck-Nachfolge. "Es wird auf keinen Fall eine vorzeitige Freigabe für Daum geben, und es gibt auch keine Teilzeitlösung", machte Holzhäuser den Bayer-Standpunkt deutlich. Dies ist das Ergebnis einer Sitzung, an der Bayer-Manager Reiner Calmund und Holzhäuser sowie Manfred Schneider, Vorstands-Vorsitzender der Bayer AG, Werner Wenning, Vorsitzender des Bayer-Gesellschafterausschusses, und Meinolf Sprink, Sportbeauftragter der Bayer-AG, teilnahmen.

Ein kleines Hintertürchen haben sich die Bayer-Bosse aber offen gelassen. "Wenn alle Stricke reißen, gäbe es nur einen Kompromiss. Der beinhaltet, dass Daum und Ottmar Hitzfeld gemeinsam für die Nationalmannschaft tätig werden", sagten übereinstimmend der 50-jährige Holzhäuser und Bayer-Sportdirektor Rudi Völler, Mitglied der deutschen EM-Delegation in den Niederlanden und Belgien. Dagegen hatte Calmund als Notlösung eine Doppelfunktion von Daum als Vereins- und Bundestrainer nicht ausgeschlossen. Zuvor war Calmunds Versuch, Daum auf Mallorca zu einer Verlängerung des am 30. Juni 2001 auslaufenden Vertrages bei Bayer zu bewegen, gescheitert.

Sollte Daum seinen Vertrag bei Bayer doch verlängern, würde er eine Ausstiegsklausel für das Jahr 2002 erhalten, um das Amt des Bundestrainers übernehmen zu können. Für den Fall, dass Daums Engagement 2001 in Leverkusen endet, wurde vereinbart, dass er in vollem Umfang und ohne zeitliche Einschränkung bis dahin sein Traineramt bei Bayer ausübt. Einer beratenden Funktion von Daum für den DFB - jedoch ausschließlich in Zusammenarbeit mit Bayern Münchens Trainer Ottmar Hitzfeld - würde der Verein zustimmen.

Da aber Bayern München seinen Trainer Hitzfeld, der zart Interesse am Bundestraineramt angedeutet hatte, energisch zurückgepfiffen hat und der mächtige Klub-Chef und DFB-Vizepräsident Franz Beckenbauer sich ebenfalls ohne Wenn und Aber auf Daum festgelegt hat, stehen die "DFB-Bundestrainer-Sucher" Beckenbauer und Gerhard Mayer-Vorfelder wieder am Anfang.

Vor allem Mayer-Vorfelder, von DFB-Präsident Egidius Braun offiziell mit der Bundestrainer-Suche beauftragt, gerät bei der dilettantisch anmutenden Ausführung dieses Jobs weiter unter Druck. Der 67-Jährige soll angeblich sogar beim ersten Gipfeltreffen zwischen den Spitzenfunktionären des DFB und der Bundesliga, das voraussichtlich am kommenden Sonntag stattfindet, außen vor bleiben, da er nach Ansicht einiger Vereinsvertreter bei der Suche nach einem Bundestrainer schon zu viel Schaden angerichtet habe. "Ich bin schwer entäuscht von Beckenbauer und Mayer-Vorfelder. So ein Geschäftsgebaren bin ich nicht gewohnt. Was sie alles gemacht haben, ist nicht okay. Sie sprachen sogar bei unserem Sponsor vor", kritisierte Rudi Völler. Er bezeichnete das Einreden der beiden DFB-Vize auf Daum als "niveaulos". Mayer-Vorfelder bekommt auch Zunder von Paul Breitner. "Vielleicht kann er Dinge in der Politik oder in seiner Partei abschätzen, aber nicht im Bundesligageschäft", sagte der Ex-Nationalspieler.

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