zum Hauptinhalt

Sport: Calmund in Finanzaffäre verstrickt

Leverkusen - Die Weissagung hat sich als richtig erwiesen. „Dass Reiner Calmund einen langen Schatten wirft, ist klar“, schwante Meinolf Sprink, Sportbeauftragter der Bayer AG, im Juni 2004, nach der überraschenden Demission des Managers von Bayer Leverkusen.

Leverkusen - Die Weissagung hat sich als richtig erwiesen. „Dass Reiner Calmund einen langen Schatten wirft, ist klar“, schwante Meinolf Sprink, Sportbeauftragter der Bayer AG, im Juni 2004, nach der überraschenden Demission des Managers von Bayer Leverkusen. Schon damals wurde die tränengetränkte Version Calmunds, er trete nach 27 Jahren Tätigkeit aus gesundheitlichen Gründen zurück, für unglaubwürdig gehalten. Vielmehr deutete vieles darauf hin, dass der Rücktritt Calmunds ein erzwungener war – Gerüchten zufolge sollte er sich an Transfers bereichert haben.

Ein Verdacht, der nun, 20 Monate später, neue Nahrung bekommen hat. Denn Recherchen des Nachrichten-Magazins „Der Spiegel“, nach denen Calmund wegen eines dubiosen Geld-Transfers aus dem Amt gedrängt wurde, hat der Klub umgehend bestätigt. Nach Ermittlungen der Bielefelder Staatsanwaltschaft stellt sich der Fall wie folgt dar: Im Juni 2003 soll Calmund dem Gütersloher Spielervermittler Volker Graul 580 000 Euro übergeben und diese erst später als „Provision für Optionen“ deklariert haben. Öffentlich wurde das Ganze wegen eines Streits über die Mehrwertsteuer in Höhe von 92 800 Euro, die der Spielervermittler an das Finanzamt zahlen sollte und die er daher von Leverkusen nachträglich einforderte. In diesem Zuge trat wohl die Steuerfahndung auf den Plan und ermittelte gegen Graul – und dem Vernehmen nach bisher nicht gegen Calmund oder Bayer Leverkusen. Gut möglich, dass die Steuerfahndung ihre Ermittlungen aber noch ausweitet.

Wie Calmund dem „Kölner Express“ erklärte, handelte es sich um einen völlig normalen Akt: Die beiden Spieler – Dario Srna (heute bei Schachtjor Donezk) und Arija Delibasic (heute Sporting Braga) – „hätten einen Vertrag erhalten, wenn wir Lucio verkauft hätten. Er verließ aber Bayer nicht. Also haben wir auch die Option verfallen lassen“.

Der Klub sah die Sache anders: „Unterlagen wurden in der Buchhaltung nicht gefunden“, hieß es. Da die „tatsächlichen Hintergründe nicht schlüssig aufgeklärt“ werden konnten, hätten „die Überprüfungen zur unverzüglichen Trennung von Reiner Calmund“ geführt. Um dessen Verdienste für den Klub zu würdigen, machte Bayer die Vorwürfe jedoch nicht öffentlich. Calmund ließ jetzt erklären, dass Finanzgeschäftsführer Wolfgang Holzhäuser sehr wohl Kenntnis gehabt habe: „Wenn Herr Holzhäuser behauptet, dass er davon nichts wusste, sagt er die Unwahrheit.“ Calmund hat bereits einen Anwalt eingeschaltet.

Zur Startseite