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Sport: Capitals ausgeschlossen

Als gar nichts mehr ging, sollte der Mann helfen, der zuletzt degradiert wurde - zum Mitarbeiter im Marketing. Berlins Eishockey-Idol Lorenz Funk wurde am Montag von den Capitals nach vorn geschubst.

Als gar nichts mehr ging, sollte der Mann helfen, der zuletzt degradiert wurde - zum Mitarbeiter im Marketing. Berlins Eishockey-Idol Lorenz Funk wurde am Montag von den Capitals nach vorn geschubst. Auf der Gesellschaftertagung der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) in Köln sollte Funk wohl mit seinem Namen dafür sorgen, dass die anderen Klubs Mitleid mit den verschuldeten Capitals zeigen. Der "Funk-Bonus" griff aber nicht, das Urteil der Gesellschafter fiel eindeutig aus: Die Capitals verlieren zum 30. April ihre Lizenz in der DEL, genau wie die Moskitos Essen. Ungeachtet dessen findet die Abstiegsrunde zwischen den Capitals und den Schwenninger Wild Wings statt.

"Ein Gutachten hat ergeben, dass die Capitals die Auflagen für eine Lizenz nicht erfüllen", erklärte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke. "Die Capitals sind völlig überschuldet, haben Verbindlichkeiten von mindestens 1,8 Millionen Euro." In Essen ist bereits ein Insolvenzverfahren eröffnet, den Capitals droht heute gleiches. Um 13 Uhr soll laut Wolfgang Kühnel, dem vorläufigen Insolvenzverwalter der Capitals, das Verfahren eröffnet werden. Es sei denn, bis zwölf Uhr taucht noch ein Retter auf.

Die Capitals kritisierten das Urteil der DEL-Gesellschafter. "Die Veranstaltung war eine Farce", klagte Geschäftsführer Thorsten Weck. Funk machte die Eisbären als Wortführer gegen seinen Klub aus: "Man weiß ja, dass die schon letztes Jahr gegen uns gestimmt haben." Diese Verschwörungstheorie stimmt so aber nicht. Die Eisbären haben im Sommer nicht gegen die Capitals gestimmt, als diese ihre Lizenz nach zwischenzeitlichem Entzug zurück bekamen. Seinerzeit entschied sich der DEL-Aufsichtsrat einstimmig für die Capitals. Der Geschäftsführer der Eisbären, Detlef Kornett, ist zwar Mitglied des DEL-Gremiums, war aber bei der Sitzung nicht anwesend sondern weilte in Los Angeles.

Dem Großteil der Gesellschafter der DEL fiel am Montag der Situationsbericht der Capitals wohl nicht ausführlich genug aus. "Vielleicht haben wir am Dienstag die Sache geklärt", soll Weck laut DEL-Sprecher Andreas Ulrich gesagt haben. "Mehr hat Herr Weck nicht gesagt", so Ulrich. "Sinn der Versammlung war es, Klarheit zu schaffen", sagte Tripcke. Trotz des Ausschlusses aus der DEL würden die Capitals und die Essener noch 375 000 Euro erhalten. Diese Summe müsste der aufsteigende Verein für die Übernahme der DEL-Lizenz je zu Hälfte an die beiden Klubs überweisen. Theoretisch könnten die Capitals und die Moskitos Essen in der nächsten Saison in der Zweiten Liga spielen.

Die Abstiegsrunde soll jedoch trotz des Lizenzentzuges ausgespielt werden. Mit dieser Regelung will sich die DEL absichern, falls die Capitals oder die Essener auf juristischem Weg erfolgreich gegen den Lizenzentzug vorgehen. "Dann hätten wir einen sportlichen Absteiger. Wir gehen allerdings nicht davon aus, dass wir den brauchen", sagte Tripcke. Die Capitals müssen also ab Freitag wieder aufs Eis, schlimmstenfalls sogar bis zum 7. April. Dann würde das letzte Spiel der nach dem Modus "Best-of-seven" ausgespielten Abstiegsrunde stattfinden. Gunnar Leidborg nimmt die Aussicht auf Extraschichten mit Humor. "Ich verstehe zwar gar nichts, aber ich hatte sowieso nichts vor", sagte der Trainer der Capitals. "Da müssen wir alle mit guter Laune rangehen."

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