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Sport: Champion ohne Titel

Christian Hönicke freut sich, dass wenigstens Hamilton Sportsgeist zeigt

Wenn das so weitergeht“, hat ein junger Mann neulich gesagt, „ist das kein Ort, an dem ich lange bleiben möchte.“ Der nämliche Ort war die Formel 1 und der junge Mann ein gewisser Lewis Hamilton. Es ist bezeichnend, dass er schon nach wenigen Monaten die Nase voll hat von der Vereinigung, zu deren Ikone er aufgebaut werden soll.

Mit keiner noch so schnellen Runde konnte er den Machtkämpfen und Scharmützeln entfliehen, die in diesem Jahr alles in den Schatten stellten. Sie haben zu einer Weltmeisterschaft der Selbstgerechten geführt, in der jedes Mittel für den Sieg angemessen scheint und jedes Ergebnis angezweifelt wird, das nicht zur eigenen Firmenpolitik passt. Die logische Konsequenz ist, dass beide Titel am grünen Tisch vergeben werden. Nachdem die Konstrukteurs-WM in Folge der Spionageaffäre Ferrari zugesprochen wurde, wird in ein paar Wochen über den Protest von McLaren und den Fahrer-Weltmeister entschieden. Ob gerechtfertigt oder nicht: Die Eingabe verstärkt den Eindruck, dass der Sport, zu dem eben auch das Verlieren gehört, nur noch Nebensache ist in der Formel 1.

Doch derjenige, um den es geht, will eine solche zweifelhafte nachträgliche Ehrung gar nicht. Das wäre „grausam“ gegenüber dem Ferrari-Piloten Kimi Räikkönen, sagt Lewis Hamilton: „Ich will den Titel lieber mit Stil auf der Strecke holen.“ Es ist der gleichzeitige Höhe- und Tiefpunkt einer Saison, in der alles aus den Fugen geriet, dass es einem Neuling vorbehalten bleibt, den Schlussstrich darunter zu ziehen. Seite 21

Christian Hönicke

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