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Einer von 12 366. Der US-amerikanische Jockey Russell Baze (Mitte) galoppiert zu einem seiner zahlreichen Siege. Foto: Imago

© imago sportfotodienst

Champions Challenge in Porto Alegre: Der Treue gegen den Ehrgeizigen

In Porto Alegre liefern sich die beiden erfolgreichsten Jockeys der Welt - der Brasilianer Jorge Ricardo und der Amerikaner Russel Baze - erstmals ein Duell auf der Galopprennbahn.

Eigentlich liefern sich der 56 Jahre alte US-Amerikaner Russell Baze und der 53 Jahre alte Brasilianer Jorge Ricardo seit vier Jahrzehnten ein Fernduell um den Titel als siegreichster Jockey im weltweiten Galopprennsport. Allerdings waren sie sich lange dieses Wettbewerbs gar nicht bewusst. Ricardo interessierte sich auch erst seit 2013 dafür, als er wegen einer Verletzung seine Führung an Russel Baze abgeben musste. „Da habe ich zum ersten Mal daran gedacht, mir meine Führung wieder zurückzuholen“, sagt der Brasilianer. Gegenwärtig liegt er mit 12 300 Siegen noch knapp hinter Baze, der auf 12 366 Siege kommt. Doch Jorge Ricardo erhält nun eine ganz andere Chance zu beweisen, dass er der beste Jockey der Welt ist.

Ab Donnerstagabend kommt es im „Jockey Club do Rio Grande do Sul“ in Porto Alegre, Brasilien, erstmals zu fünf direkten Duellen der beiden außergewöhnlichen Jockeys auf der Galopprennbahn. „Champions Challenge“ nennt sich die Serie, die weltweit mit großer Spannung verfolgt wird. Denn beider Bilanzen sind ohne Beispiel.

Baze hat in seiner Karriere 192 Millionen Dollar Preisgeld gewonnen

Russell Baze, der auch die kanadische Staatsbürgerschaft besitzt, hat in 42 Jahren 51 805 Rennen bestritten und knapp 192 Millionen Dollar an Preisgeldern zusammengaloppiert. Diese Leistungsbilanz ist umso bemerkenswerter, als sie fast ausschließlich in Nordkalifornien erstellt wurde. Während seine US-Kollegen bemüht sind, überall in den USA in den Millionen-Rennen zu starten blieb Russell Baze seinem Bundesstaat treu. „Ein großer Fisch in einem kleinen Teich“, sagt man in den USA zu so einer Konstellation.

Trotzdem schaffte er es auch in dem kleinen Teich mit Konstanz, Kontinuität und Genialität an die Weltspitze. „Solange mir das Reiten noch Spaß macht, denke ich nicht ans Aufhören“, sagt Russel Base, „aber jeden Tag werde ich nicht auf der Rennbahn sein wie mein Gegner Jorge Ricardo.“

Genau das ist aktuell der größte Unterschied zwischen den beiden. Der in Rio de Janeiro geborene Jorge Ricardo reist mit einer ähnlichen Erfolgsbilanz an. Auch er hat knapp 50 000 Rennen bestritten. Der brasilianische Star, der in seinem Heimatland so bekannt ist wie die Fußballstars Neymar oder Pelé, verlegte 2007 seinen Wohnsitz nach Argentinien. „Hier kann ich jeden Tag reiten und wenn ich eines Tages aufhöre, will ich die Nummer eins in der Welt sein“, sagte er. Der zweite Unterschied zwischen den Jockeys besteht darin, dass Ricardo mehr als 160 Gruppe-I-Rennen gewonnen hat. Baze hingegen nur vier.

Einer hat seine Heimat fast nie für Rennen verlassen, der andere reist seit Jahren um die Welt

Ansonsten aber überwiegen die Gemeinsamkeiten. Beide Jockeys zusammen haben den Globus viermal im gestreckten Galopp umrundet, sind unbeschreiblich zäh, belastbar und fast bei jedem Ritt so enthusiastisch wie zu Beginn ihrer Karrieren.

Bisher haben sich ihre Wege nur einmal gekreuzt, 2008 in Ascot beim Shergar-Cup, als sie in einem Teamwettbewerb miteinander ritten. Heute kämpfen sie erstmals gegeneinander, aber zu fairen Bedingungen. Die Galopper, die ihnen zugeteilt werden, werden getauscht und sind leistungsmäßig gleichwertig: Wer gewinnt, ist zumindest in dieser Woche der Beste.

Ulrich Nickesen

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