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Netter Trick, aber warte mal, bis ich dran bin. Sergio Aguero (li.), der später das Siegtor für Manchester erzielte, schaut Mönchengladbachs Patrick Hermann zu.

© Reuters/Fassbender

Champions League - Borussia Mönchengladbach: Gute Haltungsnote, blöde Niederlage

Borussia Mönchengladbach: Stark gespielt, nichts gewonnen - außer der Erkenntnis, dass das Team nun auch mit den Großen mithalten kann.

Patrick Herrmann hatte das passende Gesicht aufgesetzt, als er im Untergeschoss des Borussia-Parks die vorgeschriebene Interview-Tour absolvierte. Seine Züge trugen Trauer, die Stimme klang angemessen sonor, nur einmal konnte er sich dem Zauber des Abends nicht entziehen. Plötzlich leuchteten seine Augen, ein Lächeln schlich sich um seinen Mund, das ganze Gesicht entspannte sich. „Das war schon was Besonderes, auch mit der Choreo vor dem Spiel“, sagte der Nationalspieler von Borussia Mönchengladbach nach seinem persönlichen Debüt in der Champions League. „Unbeschreiblich.“

So wie Patrick Herrmann dürfte es den meisten Spielern und Fans von Borussia Mönchengladbach am Mittwochabend ergangen sein: Irgendwie müssen wir natürlich glaubhaft traurig sein über diese blöde 1:2-Niederlage gegen Manchester City durch einen Foulelfmeter in letzter Minute. „Das ist sehr bitter, kaum in Worte zu fassen“, sagte Herrmann. Andererseits können sie aus der guten Haltungsnote gegen einen übermächtigen Gegner neuen Optimismus ziehen. „Manchester City ist nicht irgendeine Truppe“, sagte Herrmann. „Wir haben gezeigt, dass wir mit den Besten mithalten können.“ Gerade zehn Tage ist es her, da hätte ein solcher Satz noch allgemeine Heiterkeit ausgelöst. Man konnte sich ja nicht mal sicher sein, ob die Gladbacher gegen die Bundesliga-Aufsteiger Darmstadt oder Ingolstadt würden mithalten können, von den Spielen in der Champions League ganz zu schweigen. Zum Auftakt der Gruppenphase waren sie in Sevilla (0:3) böse abgewatscht worden. Der ganz große Europapokal, auf den sie sich so sehr gefreut hatten, schien zur großen Last zu werden. Am Mittwochabend aber ist der Wettbewerb gewissermaßen wieder zu seinem natürlichen Recht gekommen. „Man muss mal überlegen, wo wir vor ein paar Tagen noch waren“, sagte Interimstrainer André Schubert, der nach zwei Siegen in der Bundesliga seine erste Niederlage kassierte hatte. „Wenn man sieht, mit welchem Mut, mit welchem Selbstvertrauen die Mannschaft versucht, Fußball zu spielen, dann können wir wirklich stolz sein.“

Ein solcher Spielverlauf ist auf diesem Niveau nicht ungewöhnlich

Dass die Gladbacher trotz ihrer überzeugenden Leistung und der 1:0-Führung durch Lars Stindl leer ausgingen, war ärgerlich, aber auch irgendwie folgerichtig. Ein solcher Spielverlauf ist auf diesem Niveau nicht ungewöhnlich. Bayer Leverkusen (beim FC Barcelona) und dem VfL Wolfsburg (bei Manchester United) erging es im Duell mit renommierten Größen des europäischen Fußballs genauso. Auch sie verloren trotz 1:0-Führung  am Ende 1:2.

Für die Borussen dürfte der Gruppensieg nun schwierig werden, das Überwintern in der Champions League ebenfalls; und selbst die Qualifikation für die Europa League über Platz drei in ihrer Gruppe ist eher unwahrscheinlich. Trotzdem sind sie in Mönchengladbach gewillt, aus dem mutigen Auftritt gegen Manchester das Positive mitzunehmen. War das wirklich dieselbe Borussia, die sich in den letzten drei Spielen unter Lucien Favre keine einzige Torchance erspielt hatte und die nun gegen den Tabellenzweiten der Premier League zu einer ganzen Reihe bester Möglichkeiten kam?

„Wir sind als Team einfach mutiger geworden“, sagte Fabian Johnson, der am Ende zur tragischen Figur wurde. Kurz vor Schluss verursachte er den Elfmeter, mit dem Sergio Agüero Borussias erste Heimniederlage gegen ein englisches Team im Europapokal besiegelte. Es war im zehnten Spiel dieser Saison bereits der neunte Strafstoß gegen die Gladbacher. Von den fünf Gegentoren seit dem Trainerwechsel resultierten vier aus einem Elfmeter. „Vielleicht muss man cleverer dahin gehen, man darf aber auch nicht zu passiv sein“, sagte Johnson. „Jeder von uns will einfach nur verteidigen.“ Auch Trainer Schubert sah eine Steigerung im Zweikampfverhalten. Selbst wenn das im Resultat noch auf Dasselbe hinauslief – sogar in ihrem Fehlverhalten machen die Gladbacher inzwischen deutliche Fortschritte.

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