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Fliegen ja, aber rausfliegen? Torjäger Didier Drogba will unbedingt einen neuen Vertrag beim FC Chelsea, doch es sieht nicht gut aus für den Ivorer.

© dpa

Champions League: Chelseas Profis spielen nicht nur ums Weiterkommen

Der FC Chelsea ist der letzte englische Verein in der Champions League. Doch die Profis der Londoner kämpfen nicht nur um den Einzug ins Viertelfinale - es geht auch um ihre Zukunft.

Kämpfen, grätschen und Mitspieler führen, das kann er, ohne Frage. Mit Sinn für Ironie aber ist John Terry nicht gesegnet. Der 31-Jährige wollte nach dem mühsamen 1:0-Sieg gegen Stoke City am Samstag der gängigen These widersprechen, wonach der junge Trainer André Villas-Boas an der Macht der älteren Spieler in der Kabine gescheitert sei, bestätigte dabei aber nur indirekt, wie viel sich die blauen Veteranen herausnehmen. „Die Leute reden vom Einfluss der erfahrenen Spieler, aber das ist nicht der Fall“, sagte er, „allen Spielern liegt das Wohl von Chelsea am Herzen, und dem Eigentümer auch.” Roman Abramowitsch ist natürlich damit gemeint.

In keinem anderen Premier-League-Klub würde sich ein Kapitän trauen, über die Gemütslage des Eigentümers zu spekulieren. Eine offene Diskussion über den nächsten Trainer wäre ebenfalls undenkbar. Es würde „Spaß machen“, wenn José Mourinho als Trainer zurück käme, sagte Didier Drogba anlässlich eines Wohltätigkeits-Balls für seine „Drogba-Foundation“. John Terry lobte den Portugiesen bei der selben Gelegenheit als „großartigen Coach“ und schickte Villas-Boas ein gönnerhaftes Fazit hinterher. „Er hat sicherlich viel gelernt, er ist ja noch ein junger Trainer“, sagte der englische Nationalspieler.

Über Interimstrainer Roberto di Matteo redet dagegen kaum jemand. Der 41-Jährige gibt am Mittwoch beim Rückspiel gegen den SSC Neapel ein Champions-League-Debüt auf der Bank, das zugleich sein letztes internationales Spiel sein kann. Seine ersten beiden Partien, gegen Zweitligist Birmingham (2:0) und Stoke City in der Liga (1:0), gewann er ohne Gegentor, eine Anstellung über die Saison hinaus steht unabhängig vom Ausgang des heutigen Spiels gegen die Italiener aber nicht zur Debatte. Der Schweizer erfreut sich weder in der Vorstandsetage noch bei den Spielern allzu großer Wertschätzung.

Di Matteos Mannschaft muss am Mittwochabend eine 1:3-Niederlage aus dem Hinspiel gegen Walter Mazzaris konterstarke Elf wegmachen, um das erste Viertelfinale ohne englische Beteiligung seit 1996 zu verhindern. Nicht ausgeschlossen, angesichts der schwachen Verfassung der West-Londoner in allen Mannschaftsteilen in dieser Saison jedoch ein schwieriges Unterfangen. „Wir müssen von der ersten Minute an drücken und Chancen für Tore herausspielen“, fordert der Spanier Juan Mata, Chelseas bester Mann in dieser Spielzeit.

Drogba kämpft wohl vergeblich um einen neuen Vertrag

Echte Aufbruchsstimmung oder gar mehr Finesse auf dem Platz konnte man seit der Demission des unpopulären Villas-Boas nicht feststellen, dafür können sich die Chelsea-Fans immerhin wieder auf das Spiel konzentrieren und müssen den Portugiesen nicht mehr mit Spottgesängen verhöhnen. „Mit unseren Anhängern im Rücken ist im Fußball alles möglich“, hofft Mata.

Mazzari erwartet an der Stamford Bridge eine „Schlacht“, will aber hoch verteidigen und das Achtelfinale mit einem Auswärtstor früh für sich entscheiden. Den Süditalienern gilt Arsenals 3:0-Sieg gegen den AC Mailand vor einer Woche als warnendes Beispiel. Man sollte die Premier-League-Vertreter nicht zu früh abschreiben. „Wir müssen spielen, als ob es 0:0 steht“, sagt Neapels Verteidiger Paolo Cannavaro. „Gerade die erste Hälfte wird sehr wichtig sein.“

Di Matteo dürfte in der Sturmmitte Drogba den Vorzug vor Fernando Torres geben. Der Spanier, seit beinahe 24 Stunden in Folge ohne Torerfolg, habe „ein psychologisches Problem“, sagte di Matteo verblüffend ehrlich. „Wenn er mich braucht, bin ich immer für ihn da, aber die Veränderung muss von ihm selbst ausgehen.“

Die alte Garde des FC Chelsea – John Terry, Didier Drogba, Ashley Cole und Frank Lampard – wird es diesmal also mehr oder weniger richten müssen, schon aus Gründen des Selbstschutzes. Didier Drogba kämpft – wohl vergeblich – um einen neuen Vertrag, dem Rest des Quartetts drohte Abramowitsch kürzlich mit dem erzwungenen Abschied. Ein glorreiches Abschneiden in der Champions League könnte den seit Jahren nötigen Umbruch an der Stamford Bridge zwar auch nicht mehr aufhalten, ihn aber vielleicht noch ein allerletztes Mal um eine Saison hinauszögern.

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