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Wer ist die größere Bestie? 2012 warf Bayern um Franck Ribéry (r.) Cristiano Ronaldo und Real Madrid im Halbfinale aus der Champions League.

© dpa

Champions League: FC Bayern München - mit Demut gegen Real Madrid

Vor dem Champions-League-Duell im Halbfinale mit Real Madrid spricht wenig dafür, dass der FC Bayern München der klare Favorit auf den Finaleinzug ist.

Alles kommt Pep Guardiola ganz vertraut vor nach der Landung auf dem Flughafen Madrid-Barajas – die Stadt, das Stadion, die Sprache. In vielerlei Hinsicht ist ihm die spanische Hauptstadt sogar vertrauter als die bayerische, obwohl er in Madrid auch immer nur Gast war. Wenn man aber sagt, der Trainer des FC Bayern sei für das Halbfinal-Hinspiel in der Champions League am Mittwoch (20.45 Uhr, live im ZDF) nach Hause gekommen, stimmt das nicht ganz, denn Madrid kann für einen stolzen Katalanen eigentlich nicht Heimat sein.

Dennoch fühlte sich er sich als Trainer dort bisher immer ganz wohl, vor allem im Estadio Santiago Bernabéu. „Natürlich ist es speziell für mich, nach Madrid zurückzukommen. Das sind immer Spiele gegen eines der besten Teams der Welt“, sagte er.

In den vier Jahren beim FC Barcelona bestritt er in der Primera Division, der Copa del Rey, im spanischen Supercup und in der Champions League insgesamt 15 Spiele gegen Real Madrid, neun davon gewann er, nur zwei Partien gingen verloren, in Madrid ist Guardiola in dieser Zeit ungeschlagen. Die Niederlage im bisher letzten Duell mit dem spanischen Rekordmeister vor zwei Jahren bedeutete den Verlust des Meistertitels und hatte nach Ansicht des Guardiola-Biografen Guillem Balagué „weitreichende psychologische Auswirkungen“. Anschließend scheiterte seine Mannschaft im Champions-League- Halbfinale am FC Chelsea, Guardiola kündigte seinen Rückzug an.

So weit würde es bei einem erneuten Negativergebnis dieses Mal nicht kommen. Zum einen, weil eine Niederlage im Rückspiel sechs Tage später noch korrigiert werden könnte. Zum anderen ist Guardiola in München noch nicht am Ende seiner Arbeit angekommen. Allerdings befindet er sich in einer schwierigen Phase, gegen Real kann sich der Wert einer ganzen Saison entscheiden, unabhängig vom frühesten Titelgewinn der Bundesliga-Geschichte, unabhängig von den vergangenen Monaten, in denen die Bayern fantastischen Fußball zeigten. „Wir müssen in der Lage sein, eine große und überragende Leistung zu bringen, um im Bernabéu zu bestehen“, stellte Guardiola fest.

Noch vor wenigen Wochen war der FC Bayern klarer Favorit

Noch vor ein paar Wochen wären die Münchner, die mit dem zuletzt angeschlagene Torhüter Manuel Neuer antreten können, als klarer Favorit in das Duell mit den Spaniern gegangen – trotz Weltfußballer Cristiano Ronaldo, dessen Einsatz sich kurz vor Anpfiff entscheidet, trotz Rekord-Transfer Gareth Bale. Aber nun weiß der FC Bayern nicht so richtig, wo er steht, ob die Verunsicherung nach der Niederlage gegen Dortmund anhält. Die Siege im Pokal gegen Kaiserslautern und in der Bundesliga bei Schlusslicht Braunschweig taugen nicht als Gradmesser.

Sie zeigten aber, dass die Leichtigkeit, die die Münchner nach dem Titelgewinn Ende März verloren hatten, noch nicht wieder zurückgekommen ist. „So wie wir in den letzten Spielen gespielt haben, kann man auch sagen, dass wir kein Favorit mehr sind“, sagte Arjen Robben im Interview mit dem „Kicker“. Für den Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge ist das unerheblich. „Man muss nicht unbedingt Favorit sein“, befand er vor dem Abflug in die spanische Hauptstadt. Viel wichtiger sei es, dass die Mannschaft „mit Demut und Leidenschaft“ auf den Platz geht.

Es gibt nicht mehr so viele Punkte, die eindeutig für die Bayern sprechen in diesem Duell. Einer ist, dass die Münchner immer ganz gut mit den Madrilenen zurechtkamen und dort als „la bestia negra“ gelten, als nahezu unbezwingbare schwarze Bestie, gelten. Ein anderer sind sicher die Detailkenntnisse von Guardiola. „Real ist nicht nur vorne gut, sondern auch hinten. Sie haben schnelle Spieler in der Viererkette“, weiß Guardiola. Von keiner Mannschaft dürften er und sein Assistent Domenec Torrent umfangreicheres Taktikmaterial im Archiv haben, außer natürlich von Barcelona.

Das Gros des Real-Teams ist das gleiche wie vor zwei, drei Jahren, nur der Trainer ist ein anderer und damit auch die Taktik. Torrent war bereits in Barcelona Guardiolas wichtigster Assistent für die Analyse des Gegners. Zusammen mit ihm hat der Bayern-Trainer in den vergangenen Tagen das Finale in der Copa del Rey studiert, in dem Madrid den FC Barcelona bezwang, sowie die beiden Viertelfinalspiele gegen Borussia Dortmund, um das System von Reals Trainer Carlo Ancelotti zu entschlüsseln. Denn nicht nur die schwarze Bestie aus München hat in diesem Halbfinale einen Ruf zu verlieren, auch Guardiola.

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