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Konsternierter Königlicher. Ronaldo beim 1:4 in Dortmund im April 2013.

© imago/IV

Champions League gegen Real Madrid: Als Borussia Dortmund den weißen Orkan besiegte

Der neu erstarkte BVB darf mal wieder gegen Real Madrid ran - doch die Dortmunder sind nur Außenseiter. 2013 waren sie das auch - doch das hieß am Ende nichts.

Cristiano Ronaldo war auch dabei. Damals im April, ist schon ein paar Jahre her, genau genommen dreieinhalb, und Ronaldo denkt nicht gern daran zurück, obwohl er doch ein Tor geschossen hat. Es war das einzige von Real Madrid im Dortmunder Westfalenstadion, und weil dem gleich vier schwarz-gelbe gegenüber standen, gestaltete sich der Abend nicht allzu schön für den Real Madrid Club de Futbol und seinen prominentesten Angestellten. Der Stürmer Ronaldo war an diesem Abend eine kleine Nummer gegen den Dortmunder Stürmer Robert Lewandowski, der da alle vier Tore für den BVB erzielt hatte. Keine alltägliche Quote in der Champions League, erst recht nicht in einem Halbfinale.

Es war ein denkwürdiger April, nicht nur wegen des Dortmunder 4:1 über Real. Schon am Tag zuvor hatte der FC Bayern den FC Barcelona mit 4:0 aus München komplimentiert, eine Woche später bestätigten beide Bundesligisten in den Rückspielen, dass es sich bei ihren Großtaten keinesfalls um Momentaufnahmen gehandelt hatte. Für eine kurze und doch unvergessene Ewigkeit stand der europäische Fußball unter deutscher Kuratel, und wie hat er diese Überlegenheit genossen. Gerade im Vergleich zur spanischen Liga, die doch sonst mit schöner Regelmäßigkeit die europäischen Wettbewerbe dominiert.

Die Spanier haben zurückgeschlagen, wie es sich für eine Großmacht gehört. Nach dem Desaster von 2013 sind sämtliche Europapokale in spanischen Besitz übergegangen, und in diesem Tagen zweifelt niemand am Führungsanspruch der Primera Division. Die Bundesliga ist nur Außenseiter, wenn es in dieser Champions-League-Woche zum deutsch-spanischen Dreiergipfel kommt. Die junge Borussia aus Mönchengladbach empfängt den alten Adel aus Barcelona. Der FC Bayern fordert bei den Guerilleros von Atletico Madrid Satisfaktion für den K.o. im Halbfinale der vergangenen Saison. Und der neu erstarkte BVB darf mal wieder gegen Real Madrid ran.

In Dortmund werden sie diesen Mai 2013 wahrscheinlich nie vergessen

Selige Erinnerungen werden wach. In Dortmund werden sie diesen Mai des Jahres 2013 wahrscheinlich nie vergessen, diesen Triumph der Borussia über die teuerste und spektakulärste und zuweilen auch überschätzteste Mannschaft der Welt (der finale Superlativ ist nur grammatikalisch und keineswegs politisch unkorrekt).

Alle Welt erinnert sich an das Hinspiel, an diesen unvergesslichen Abend, als Robert Lewandowski vier Finger in den Himmel reckte, was sie bei Real gar nicht komisch fanden. 4:1, das war ein großartiges Resultat, aber keinesfalls eine Lebensversicherung für das Rückspiel. Eine spanische Fußball-Weisheit besagt, das 90 Minuten im Estadio Santiago Bernabeu schwer wiegen und schon mal länger dauern, als das ursprünglich im babylonischen Sexagesimalsystem festgelegt wurde. Und genauso kommt es.

Der weiße Orkan tobt spät, aber gewaltig. Reals Verteidiger Sergio Ramos tritt nach Robert Lewandowski, als wäre dieser ein zweiter Spielball. „Sieben Gelbe Karten hätte der sehen müssen“, wütet Dortmunds Trainer Jürgen Klopp. Zwei späte Tore von Karim Benzema und Sergio Ramos bescheren Real im Rückspiel ein kaum mehr erwartetes 2:0, und jetzt fehlt nur noch ein Tor zum Einzug ins Finale.

Auftritt Cristiano Ronaldo. Ein Lotterie-Ball fällt dem Portugiesen auf den Fuß, er läuft in den Strafraum, fädelt ein gegen Dortmunds Verteidiger Felipe Santana, stürzt und reißt die Arme hoch. 70 000 Madridistas im Estadio Santiago Bernabeu brüllen so laut, dass es auch der Dortmunder Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hören müsste auf der Toilette, in die er sich zurückgezogen hat. Ist schwer auszuhalten, der Stress. Himmel, wie lange denn noch?

Das deutsche Finale in Wembley geht 1:2 gegen die Bayern verloren

Doch der englische Schiedsrichter Howard Webb ist aus der Heimat anderes gewohnt, von der Tribüne und auf dem Platz, er lächelt Ronaldo freundlich an und das Spiel geht weiter. Der BVB-Chef Watkze und all die anderen 10.000 schwarz-gelben Fans pressen sich die Fäuste vor die Augen, die Zeit wehrt sich gegen alle Gesetzmäßigkeiten, aber Dortmund bringt das Ergebnis souverän nach Hause. „Die Nachspielzeit ist wahnsinnig schnell vergangen“, spricht der Abwehrstratege Mats Hummels, im April 2013 spielt er wie Robert Lewandowski noch im Dortmunder Schwarz-Gelb und nicht im Münchner Rot. „Wir haben das ganz cool zu Ende gespielt und nichts mehr zugelassen, oder war da noch was?“

Das deutsche Champions-League-Finale ein paar Wochen später in Wembley geht 1:2 gegen die Bayern verloren, aber in der Dortmunder Geschichtsschreibung spielt das bis heute nur eine untergeordnete Rolle. Was zählt, ist das Heldenstück gegen Real. Fortsetzung soll folgen. Am Dienstag ab 20.45 Uhr im Westfalenstadion.

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