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© dpa

Champions League: Manchester United ist zu groß für Arsenal

Titelverteidiger Manchester United zieht durch ein souveränes 3:1 in London ins Finale der Champions League ein. Cristiano Ronaldo trifft zweimal, viele Arsenal-Fans ertragen das einseitige Spiel nicht und verlassen das Stadion schon lange vor dem Schlusspfiff.

„Wenger knows“, Arsène Wenger weiß Bescheid, schreiben die Arsenal-Anhänger im Emirates-Stadion gerne auf ihre Plakate. In der Tat hatte der Trainer der Londoner die Situation vor dem Halbfinal-Rückspiel der Champions League im Prinzip richtig eingeschätzt: „Ich bin sicher, dass wir von der Mannschaft ein glorreiches Spiel sehen werden.“ Das sah man dann auch, nur nicht von Arsenals Mannschaft. Die hoch konzentriert auftretende Elf von Manchester United ließ die Londoner wie schon beim 1:0 im Hinspiel zeitweise wie eine Jugendmannschaft aussehen. Arsenal hatte der individuellen Klasse und kollektiven Wucht des englischen Meisters so wenig entgegenzusetzen, dass Manchester 3:1 (2:0)-Sieg noch schmeichelhaft war. Als der italienische Schiedsrichter Roberto Rosetti das vielleicht einseitigste Halbfinale der vergangenen Jahre abpfiff, bekamen das tausende Fans nicht mehr mit. Sie waren bereits nach Cristiano Ronaldos Treffer zum 3:0 eine halbe Stunde vor Schluss entsetzt nach Hause gegangen.

Immerhin hatte die Partie schön angefangen. Arsenal hatte zur Feier des Tages 58 000 rot-weiße Fähnchen an die Fans im Stadion verteilt, hoffnungsfroh flatterten sie vor Anpfiff in der lauen Mailuft, Elvis Presley intonierte – wie immer – den alten Schmachtfetzen „The Wonder of You“, doch das Wunder blieb – wie meistens – aus. Nach sieben starken Minuten, in denen Wengers Team die Gäste mit schnellen, genauen Kombinationen auf den Außenpositionen in Bedrängnis gebracht hatte, reichten Manchester 180 Sekunden, um die Partie vorzeitig zu entscheiden. Der Brasilianer Anderson sah Ronaldos Antritt am linken Flügel und passte den Ball perfekt in den Lauf des Portugiesen, der direkt in die Strafraummitte ablegte. Arsenals eingerückter Linksverteidiger Kieran Gibbs, erst 19 Jahre alt, rutschte im ungünstigsten Moment aus; Ji-Sung Park schaufelte den Ball an Manuel Almunia vorbei ins Netz. Alex Ferguson sprang beglückt von der United-Bank auf, er wusste: Arsenal musste nun schon drei Tore schießen.

Wenige Momente später konnte der 67 Jahre alte Schotte noch ausgelassener feiern. Almunia, der im Hinspiel seine Mannschaft noch mit überragenden Paraden gerettet hatte, verschätzte sich bei einem Freistoß von Ronaldo. Der Spanier war in der richtigen Ecke, flog aber aus unerfindlichen Gründen trotzdem an dem lange auf ihn zu fliegenden Ball vorbei. Zu seiner Verteidigung könnte man sagen: Es war ein Flatterball. Zyniker dagegen werden behaupten, dass die Diskussion um Almunias Berufung in die englische Nationalmannschaft nun erst richtig an Fahrt gewinnen wird: Wer solche Gegentreffer kassiert, passt gut ins englische Tor.

An der Seitenlinie schüttelte Wenger mit zerknittertem Gesicht enttäuscht den Kopf. Arsenals Schwung war nach dem 0:2 endgültig verflogen. United kontrollierte mit seinem variablen, auf schnelle Gegenstöße mit zwei, drei Männern ausgerichteten Spiel Räume und Gegner, jeder Ausflug in Arsenals Hälfte war gefährlich. Wayne Rooney scheiterte mit einem frechen Schlenzer an Almunia, der minütlich mehr in Spiellaune kommende Ronaldo setzte einen Kopfball am Tor vorbei und prüfte Almunia mit zwei Flachschüssen.

Die Londoner spielten nun wieder ihr gefälliges, aber tragisch ineffektives Spiel aus der ersten Partie im Old Trafford. Edwin van der Sar im Tor von United musste nur eine Kopfballrückgabe von Cesc Fabregas halten. Viel mehr gab es für den holländischen Keeper und seine Vorderleute nicht zu tun. „Stop walking it in, Arsenal!“: Hört auf, den Ball ins Tor zu tragen, schrie ein verzweifelter Fan der Londoner. Das fasste die ertraglosen Bemühungen der Nachwuchskünstler gut zusammen. Buhrufe begleiteten die demoralisierte Heimmannschaft nach den aus Sicht der Zuschauer fürchterlichen 45 Minuten in die Kabine.

Nach dem Wechsel verwaltete United die Partie, wechselte fleißig aus und verpasste Arsenal mit einem letzten, vorzüglich ausgespielten Konter den Rest: Ronaldo vollendete zum 3:0. Robin van Persies verwandelter Elfmeter nach einer Notbremse von Darren Fletcher brachte Arsenal eine Viertelstunde vor Schluss nur noch den Ehrentreffer. Dafür herrschte noch ein wenig Schadenfreude: Weil Fletcher für seine Notbremse die Rote Karte sah und beim Finale in Rom fehlen wird.

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