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Champions League: Mutig nach hinten

Nach acht Auswärts-Niederlagen in der Champions League will Werder Bremen in Mailand endlich wieder punkten. Sportchef Klaus Allofs blickt optimistisch in die Partie.

Für Dieter Zeiffer ist es wieder eine nette Dienstreise. Bremen – Mailand, mit dem Auto hin und zurück in drei Tagen. Der Fanbeauftragte von Werder Bremen nennt die Gastspiele seines Vereins in der Champions League etwas ganz Besonderes – Stichwort erlebnisorientierte Reiselust. Ungefähr 1000 grün-weiße Gleichgesinnte gibt es, die sich am Mittwoch im Giuseppe-Meazza-Stadion das zweite Gruppenspiel zwischen Inter Mailand und Werder Bremen (20.45 Uhr/live Sat 1) vor Ort anschauen. Der Bundesligist hatte schon mal eine größere Schar an Sympathisanten im Schlepptau.

Vielleicht liegt das auch daran, dass die Auswärtsauftritte der Bremer auf dieser Bühne nicht wirklich sehenswert sind. Seit drei Spielzeiten heißt es in der Königsklasse nämlich: Verreisen lohnt sich nicht. Die Bilanz: zehn Spiele, acht Niederlagen, ein Unentschieden (1:1 bei Udinese Calcio, 2005), ein Sieg (3:0 bei Lewski Sofia, 2006). Vor allem im Vorjahr war der Reiseertrag desaströs: 1:2 bei Real Madrid, 1:2 bei Lazio Rom, 0:3 bei Olympiakos Piräus. Letztere Schmach schmerzte. Am 11. Dezember vergangenen Jahres hätte bei den Griechen ein Sieg gereicht, um ins Achtelfinale einzuziehen. Doch von der besonderen Atmosphäre im Karaiskakis-Stadion ließ sich der Bundesligist an jenem regnerischen Winterabend ebenso einschüchtern wie von der Courage des Gegners. Es fehlten Wille und Leidenschaft, Einsatz und Elan. „Wir haben vieles nicht abgerufen. Und wir haben nicht dagegengehalten“, konstatierte Klaus Allofs damals enttäuscht.

Am Dienstagmorgen stand der 51-jährige Sportchef tapfer am Abfertigungsterminal des Bremer Flughafens und gelobte Besserung: „Wir müssen auswärts stärker unsere Möglichkeiten ausnutzen – das haben wir in den vergangenen Jahren nicht getan.“ Mutiger wolle man auftreten, „es besteht doch kein Anlass zu Angst oder Verkrampftheit“. Merkwürdig ist in der Tat, dass ein national erfolgreich stürmendes Ensemble, international seine ureigensten Stärken verleugnet. „Ich kann mir das auch nicht erklären“, sagt Torwart Tim Wiese, „wir müssen in Mailand mit dem gleichen Elan und der gleichen Power wie in München spielen“. Seine Hoffnung: „Es ist ein neues Jahr und eine neue Saison.“ Fakt ist nur, dass sich in den vergangenen Jahren die farblosen Gastsspiele häuften; auch das Ausscheiden 2007 und 2008 im Uefa-Cup war ursächlich auf frappierenden Fehlleistungen in der Fremde zurückzuführen. Ein 0:3 bei Espanyol Barcelona ließ sich im Weserstadion ebenso nicht mehr reparieren wie im Vorjahr das 0:2 bei den Glasgow Rangers. Trainer Thomas Schaaf entgegnet nun trotzig: „Wir nehmen das Selbstvertrauen aus zehn Toren in zwei Bundesligaspielen mit nach Mailand.“

Vielleicht liegt es auch gar nicht allein am Zutrauen. Bei Real Madrid (1:2), FC Chelsea (0:2), FC Barcelona (0:2 und 1:3), aber auch bei Panathinaikos Athen (1:2) stießen in jüngerer Vergangenheit gerade auch Spielmacher Diego oder Stürmer wie Markus Rosenberg an individuelle Grenzen. Dass der brasilianische Genius oder die schwedische Torgarantie die Qualität besitzen, auf diesem Niveau Akzente zu setzen – dieser Nachweis steht noch aus. Nun baut Schaaf die erste Elf um, um Inters Startruppe mit Zlatan Ibrahimovic die Stirn zu bieten: Die defensiv stärkeren Frank Baumann, Petri Pasanen und möglicherweise Sebastian Prödl rücken ins Team. „Wir müssen in der Abwehr anders agieren“, verlangen Schaaf und Allofs. Schon nach dem 5:4 gegen Hoffenheim hatten die Baumeister unisono betont, „dass man in Mailand so bestimmt nicht spielen kann“.

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