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Sport: Champions League: Nichts für Deutsche

In den K.-o.

In den K.-o.-Spielen, so hatten alle Fußballfans gehofft, werde es in der Champions League endlich wieder richtigen Fußball geben. Keine taktischen Zwänge mehr, keine Ergebnisschinderei wie in der überflüssigen Zwischenrunde, sondern ungezügelte Offensive und echte Lust am Spiel. Es kann schließlich nur einen Sieger geben. Aber es gibt eben auch zwei Spiele, und deshalb kommt es im ersten vor allem darauf an, eine möglichst tragfähige Grundlage für die entscheidende Partie zu schaffen. Also doch wieder Taktik, so wie zunächst auch gestern Abend an der Anfield Road in Liverpool beim 1:0-Sieg des heimischen FC gegen Bayer Leverkusen.

Fast eine Halbzeit lang passierte herzlich wenig. Keine der beiden Mannschaften, so schien es, wollte den entscheidenden Fehler begehen. Der unterlief dann in der 44. Minute Diego Placente. Bayers argentinischer Nationalspieler unterlief einen Eckball, Michael Owen konnte den Ball unbedrängt in die Mitte passen, und Liverpools finnischer Kapitän Sami Hyypiä musste kurz vor der Torlinie nur noch den Fuß hinhalten, um das Tor des Abends zu erzielen.

Totenstill war es trotz der anfangs nicht gerade berauschenden Partie nur kurz vor dem Anpfiff gewesen, als es zum Gedenken der am Wochenende verstorbenen Queen Mum eine Schweigeminute gab. Ruhig ist es an der Anfield Road ohnehin fast nie, das Stadion ist für seine hitzige Atmosphäre berüchtigt. Noch nie hat dort eine deutsche Mannschaft gewonnen, und auch einigen Bayer-Spielern war die Hochachtung deutlich anzumerken. Vor allem Oliver Neuville, der Brasilianer Lucio und Torhüter Hans-Jörg Butt ließen sich durch den Lärm von den Rängen sichtlich einschüchtern. Allerdings verhinderte Butt in der zweiten Hälfte mit zwei Paraden gegen den Norweger Riise einen deutlicheren Rückstand.

In der gesamten ersten Halbzeit schossen die zehn Feldspieler von Bayer Leverkusen lediglich ein einziges Mal auf das Liverpooler Tor - auch das ein Zeichen für den Respekt vor dem Gegner, der sich anschickt, wieder eine der stärksten Mannschaften Europas zu werden. Allerdings war davon in der ersten Hälfte ebenfalls wenig zu sehen. Mehr als 40 Minuten waren bereits gespielt, als der amtierende Uefa-Cup-Sieger durch einen Kopfball von Smicer zu seiner ersten Chance kam. Liverpools verletzter Abwehrspieler Markus Babbel fand die Führung kurz vor der Pause daher auch "etwas glücklich vom Spielverlauf her".

Bayer hatte zwar selbst wenig für ein atemberaubendes Spiel getan, aber das war auch nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Doch die Leverkusener spielten taktisch klug. Die Elf von Trainer Klaus Toppmöller machte die Räume eng, Liverpool hatte große Mühe hatte, seinen Spielrhythmus zu finden. Bei Bayer Leverkusen hatte Toppmöller für den gesperrten Kapitän Jens Nowotny Mittelfeldspieler Carsten Ramelow in die Vierer-Abwehrkette beordert. Im Mittelfeld übernahmen Michael Ballack und Bernd Schneider den defensiven Part in der zentralen Position, während Oliver Neuville, Yildiray Bastürk und Ze Roberto aus der Tiefe kommend den offensiven Part gestalten sollten. Einzige echte Spitze war der Bulgare Dimitar Berbatow, der für Thomas Brdaric(Sehnenverletzung im linken Fuß) zum Zuge kam.

In der zweiten Hälfte versuchte Bayer selbst die Initiative zu ergreifen. Allerdings dauerte es bis zur 67. Minute, ehe Bayer zu seiner ersten hochklassigen Torchance kam. Nach einer Hereingabe des sonst schwachen Ze Roberto schob Michael Ballack den Ball aus elf Metern nur knapp am Tor vorbei. Die Leverkusener verlagerten das Geschehen in der Folgezeit weitgehend in die Hälfte ihres Gegners. Allerdings blieben die schnellen Stürmer des FC Liverpool, allen voran Emile Heskey, bei Kontermöglichkeiten immer gefährlich.

Die knappe Niederlage lässt den Leverkusenern für das Rückspiel immer noch alle Chancen auf den Einzug ins Halbfinale. Allerdings muss Bayer am kommenden Dienstag im eigenen Stadion auf Nationalspieler Carsten Ramelow verzichten, der die dritte Gelbe Karte sah.

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