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Ein blutverschmierter Kampf: Atlético Madrid gegen den Stadtrivalen Real.

© dpa

Champions League: Real gegen Atlético: Straßenkampf in kurzen Hosen

In der ersten Halbzeit hat Real Madrid das Viertelfinal-Hinspiel dominiert. Dann war Schluss. Atlético fand zu seinem berühmt-berüchtigten Guerillafußball zurück. Und vieles spricht dafür, dass der für Real zum unüberwindbaren Hindernis wird. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Sven Goldmann

Real Madrid hat vielleicht die beste Fußballmannschaft der Welt. Eine Symphonie der Offensive, sie war auch am Dienstag im Hinspiel des Viertelfinales der Champions League zu bestaunen. Selten ist das laute Estadio Vicente Calderón des Stadtrivalen Atlético eindrucksvoll befriedet worden, jedenfalls unten auf dem Rasen. Luka Modric, James Rodriguez und Toni Kroos Real  zauberten eine atemberaubende Überlegenheit auf den Platz. Was für eine großartige Mannschaft! 

Schön, das alles noch mal zu sehen in diesem Frühling, denn er könnte bald vorbei sein für den Real Madrid Club de Fútbol. Einiges spricht dafür, dass am nächsten Mittwoch Schluss ist für den Titelverteidiger der Champions League. Trotz der vermeintlich komfortablen Ausgangsposition, trotz des 0:0 im Hinspiel beim Feind im Süden der eigenen Stadt. Denn Reals Machtdemonstration, sie währte nur 45 Minuten. Danach fand Atlético zurück zum eigenen Spiel, das der argentinische Trainer Simeone als eine Art Straßenkampf in kurzen Hosen interpretiert.

Nichts illustriert den Unterschied der beiden Madrider Fußballkulturen so gut wie ein vergleich der beiden Torjäger. Reals Cristiano Ronaldo, der teuerste und an guten Tagen beste Fußballspieler der Welt, versteckte sich und fiel nur bei zwei missratenen Freistößen auf. Atléticos Mario Mandzukic musste nach einem Cut unter dem Auge mehrfach an der Seitenlinie verarztet werden und stürzte sich doch immer wieder blutverschmiert in die, nun ja, Schlacht. 

Für diesen Guerillafußball ist Atlético in Madrid berühmt und in Europa berüchtigt. Es ist dabei völlig egal, ob dieses Spiel zu Hause aufgezogen wird oder auswärts. Wahrscheinlich kommt die Guerillamentalität in der Fremde sogar noch besser zum Tragen, mit dieser anstachelnden Komponente, das Publikum gegen sich zu haben. Gern auch beim reichen Nachbarn im Estadio Santiago Bernabéu. Dreimal hat Atlético in dieser Saison bei Real gespielt, dabei zweimal gewonnen und insgesamt fünf Tore geschossen.

In das Rückspiel geht Atlético mit dem anstachelnden Gefühl, vom Schiedsrichter um zwei Elfmeter und damit verbundene Platzverweise für Real betrogen worden zu sein. Das ist im einen Fall (Ramos gegen Mandzukic) ein ziemlicher Blödsinn, im anderen (Carvajal gegen Mandzukic) nicht ganz von der Hand zu weisen. Auf jeden Fall werden beide Fälle das Rencontre am Mittwoch noch ein bisschen mehr emotionalisieren.

Real gegen Atlético, das wird kein schönes Spiel im Sinne der Ästhetik. Aber eines, das keiner verpassen will, der den Fußball in seiner archaischen Form liebt. Ein vorgezogenes Spiel des Jahres, trotz des Finales am 6. Juni in Berlin.

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