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Mächtig was los vor dem Inter-Tor: Mario Gomez versucht den Ball an Mailands Torwart Julio Cesar (l.) vorbeizuspitzeln, Andrea Ranocchia sieht zu.

© dapd

Champions League: Spätes Glück für den FC Bayern

In einem hochklassigen Achtelfinal-Hinspiel schießt Mario Gomez den FC Bayern zum 1:0-Sieg bei Inter Mailand. Zuvor hatten beide Mannschaften reihenweise Großchancen vergeben.

Im Tross des FC Bayern waren sie vor dem Spiel guter Dinge. Sie verwiesen darauf, dass ja die „Big Five“ in der Startelf stünden, die großen Fünf. Wenn die Münchner ein Spiel mit Franck Ribéry, Arjen Robben, Thomas Müller, Mario Gomez und Bastian Schweinsteiger angegangen waren, hatten sie bis dato noch nie verloren. Und diesen kleinen Aberglauben können sie weiter pflegen. Denn die Münchner gewannen dank eines Tores von Mario Gomez kurz vor Schluss das Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei Inter Mailand 1:0 (0:0). Sie haben sich damit eine ausgezeichnete Ausgangsposition für das Rückspiel am 15. März verschafft.

Natürlich wurden vor der Partie auch Erinnerungen an das vergangene Aufeinandertreffen beider Teams wach, das Champions-League-Finale 2010, das Inter 2:0 gewonnen hatte. „Aber“, betonte Trainer Louis van Gaal, „unsere Aufstellung hat sich geändert“ – und zwar auf sechs Positionen gegenüber jenem aus Bayernsicht unseligen 22. Mai des Vorjahres. Bei Inter waren es drei Veränderungen, die wohl schmerzlichste war das Fehlen des verletzten Diego Milito, der vor einem Dreivierteljahr beide Tore geschossen hatte.

Die Partie vor 80 000 Zuschauern, darunter etwa 5000 Bayernfans, begann mit einem Schreckmoment für die Gäste. Nach genau einer Spielminute zog Wesley Sneijder einen Freistoß halbhoch in den Strafraum. Andrea Ranocchia war plötzlich frei, legte den Ball aber etwa einen Meter rechts neben das Tor. Als die Mannschaften sich formierten, zeigte sich, dass van Gaal eine kleine Umstellung innerhalb der Startelf vorgenommen hatte. Danijel Pranjic gab den Linksverteidiger, Luiz Gustavo rückte an die Seite von Schweinsteiger ins defensive Mittelfeld – zehn Tage zuvor hatte der Trainer diese Variante noch abgelehnt, weil er den Winterzugang aus Hoffenheim für zu wenig offensivstark hielt. Bei Inter war von Anfang an zu sehen, dass unter dem neuen Trainer Leonardo eine neue, lustbetontere Spielphilosophie herrscht als in der Vorsaison unter dem Defensivprediger José Mourinho, „4-2-fantasia“ nennen sie in Italien die neue taktische Formation Inters.

Es entwickelte sich bald eine offene, temporeiche Partie, anfangs mit leichten Vorteilen für die Gäste. Gustavo rechtfertigte seine Aufstellung im Mittelfeld mit zwei gefährlichen Distanzschüssen, die knapp am Tor vorbeigingen. Auf der anderen Seite tanzte Samuel Eto’o zwei Verteidiger aus und legte auf für Esteban Cambiasso. Doch der scheiterte aus kurzer Distanz am gut postierten Torhüter Thomas Kraft. Damit war die Ballung der Turbulenzen noch nicht vorbei. Denn Bayern antwortete mit einem Kopfball an die Latte, der vom 1,70 Meter kleinen Franck Ribéry kam. Der Franzose und sein Ko-Genius Arjen Robben waren bemüht, dem Angriffsspiel Impulse zu verleihen, doch sie taten sich schwer gegen die insgesamt sehr gedankenschnelle und reifer wirkende Inter-Mannschaft. Gerade Angreifer Eto’o bereitete den Bayern mit seinen blitzartigen Aktionen immer wieder Probleme. Einmal drehte er sich schnell wie ein Eiskunstläufer um die eigene Achse und schoss. Doch Kraft tauchte ab und wehrte herausragend mit einem Arm ab. Kurz vor der Pause musste van Gaal seine Mannschaft dann umstellen. Pranjic verließ mit Adduktorenproblemen den Platz, für ihn kam Breno.

Den ersten Aufreger der zweiten Halbzeit produzierten Robben und Müller, der eine flankte, der andere köpfte, allerdings knapp am Tor vorbei. Einigen Inter-Fans war das egal, sie ergötzten sich am hereingeschmuggelten Feuerwerk. Eine rot leuchtende Fackel segelte vom dritten Rang hinunter auf die Zuschauer im ersten Rang, richtete aber glücklicherweise keinen Schaden an. In der 53. Minute startete Robben eines seiner faszinierenden Soli quer durch den gegnerischen Strafraum, gegen die selbst die gewiefteste Abwehr machtlos ist. Doch sein Schuss von halbrechts klatschte an den Pfosten. Das Chancen-Ping-Pong funktionierte weiter. Es war wieder Eto’o – wer sonst? –, der mit einem Schuss Kraft zu einer Parade zwang. Die Chance zum Abstaubertor vergab Cambiasso.

Schnelles Verschieben in alle Richtungen, zielstrebiges Passspiel, brillante Einzelaktionen: Es war ein Spiel zweier europäischer Spitzenmannschaften auf Augenhöhe. In der Schlussphase hatte Inter noch vier große Torchancen, doch meist stand der an diesem Abend unüberwindliche Kraft im Weg. Und dann, als alle sich auf ein 0:0 eingestellt hatten, ließ Robben in der 90. Minute aus gut 23 Metern einen Schuss ab, den Torwart Julio Cesar nur nach vorn abwehren konnte. Gomez sprintete herbei und staubte ab. „Wir haben gefightet, alle Mann nach hinten, alle Mann nach vorne“, sagte der Torschütze. „Am Ende sind wir belohnt worden.“

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