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Werder Bremen - Hertha BSC Berlin

© ddp

Champions League: Werder hofft auf Diego

Diego soll Werder Bremen am Dienstag gegen Athen den ersten Saisonsieg in der Champions League bescheren. Allerdings hat der Spielmacher dort bislang nicht überzeugt: ein Tor 2006, eines 2007 ist die magere Bilanz.

Wer in Bremen als Neuankömmling nach einer Bleibe fahndet, wird flugs auf den Stadtteil Schwachhausen verwiesen. Zentrale Lage, nettes Ambiente und viel Grün: Die Vorzüge der Wohngegend haben sich auch unter den Fußballprofis von Werder Bremen herumgesprochen. Kaum verwunderlich, dass sich hier auch Diego Ribas da Cunha in einem Einfamilienhaus eingemietet hat. Im Vorgarten stehen putzige Gartenzwerge, neben ihm wohnt die Familie von Vereinskollege Naldo. Und wenn sich die Mannschaft wie vor dem Champions-League- Heimspiel gegen Panathinaikos Athen (heute, 20 Uhr 45 ) im Parkhotel am Bürgerpark trifft, kann der 23-Jährige notfalls zu Fuß hingehen.

Tut er natürlich nicht. Sondern fährt mit einer Nobelkarosse vor. Neuerdings auch wieder mit derjenigen deutschen Marke, an die sich der Verein vertraglich gebunden hat. Die Irritationen, die aus unzulässigem Autogebrauch und fahrlässigen Trainingsverspätungen, müden Auftritten oder maladen Muskeln resultierten, scheinen aus der Welt, seit Diego beim 5:1 gegen Hertha BSC in bekannter Manier zauberte. Nun hofft man, dass Werders Nummer 10 auch gegen die Griechen die Trickkiste öffnet. „Wir müssen Panathinaikos schlagen, dann sind wir Zweiter. Wir haben alles noch selbst in der Hand“, betont Diego, wohlwissend, dass eine Fortsetzung der Remisserie nicht zum Weiterkommen reicht.

In der Bundesliga schoss Diego in zwei Jahren 31 Tore in 70 Spielen

Der Klub, sein Taktgeber und die große Bühne: Eine Liebesbeziehung ist das noch nicht. Zu häufig ließ sich der Genius dort entzaubern. So effektiv er seit mehr als zwei Jahren in der Liga aufdreht (70 Spiele/31 Tore/29 Torvorlagen), so ineffektiv agiert er in der Champions League. Ganze zwei Treffer, ein Elfmetertor 2007 bei Lazio Rom (1:2), ein Heimtor 2006 gegen Levski Sofia (2:0), weist seine Bilanz aus. Wenn es im internationalen Abnutzungskampf hart auf hart kommt, wenn der Spielmacher gar eine Manndeckung erfährt und die Schiedsrichter großzügig pfeifen, geht Diego schnell unter. Er fühlte sich vom Referee auch unverstanden, als sich Werder vor zwei Wochen im ersten Kräftemessen mit Panathinaikos zu einem 2:2 quälte. Diego spielte im Athener Olympiastadion 28 Pässe, davon 75 Prozent zum Mitspieler, aber die meisten quer oder rückwärts. Sportchef Klaus Allofs vermisste Diegos Dominanz und nannte die umstrittene Abstellung zu den Olympischen Spielen als Erklärung. „Das lasse ich nicht gelten. Es ist eine unglückliche Diskussion, oft polemisch“ , entgegnete Diego nun im „Kicker“. Ungewohnt kritisch setzte sich der Ballkünstler auch mit den überzogenen Erwartungen auseinander: „Ich allein bin nicht in der Lage, alle Probleme bei Werder zu lösen.“ Trainer Thomas Schaaf verweigert sich ohnehin der These, der Mann mit den weißen Schuhen sei Retter und Regisseur zugleich. Doch angesichts der Sperre für Torsten Frings wäre es doppelt wichtig, würde Diego heute glänzen.

Eines ist auch klar: Verpassen die Hanseaten in dieser Saison die internationale Zutrittsberechtigung, sinkt die Wahrscheinlichkeit rapide, Diego in Bremen zu halten. Sein Vertrag läuft noch bis 2011, Wechselgerüchte sind an der Weser allgegenwärtig. Gerade hieß es, man habe mit Juventus Turin verhandelt. „Richtig ist, dass mein Vater in Italien Urlaub gemacht – mit meiner Oma, die italienische Wurzeln hat“, erklärt Diego. Italien oder Spanien sind seine Wunschziele, das ist längst kein Geheimnis. Werder wird nur seine Zwischenstation sein.

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