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Überall im Einsatz. Mario Mandzukic steht mit Juventus Turin kurz vor dem Einzug ins Finale der Champions League – auf ungewohnter Position.

© Marco Bertorello/AFP

Champions League: Wie sich Mario Mandzukic bei Juve unverzichtbar macht

Mario Mandzukic erledigt bei Juventus Turin die Drecksarbeit für Gonzalo Higuain und Paulo Dybala – auch im Halbfinalrückspiel gegen die AS Monaco.

Im modernen Fußball, in dem nicht nur Pep Guardiola und Joachim Löw viel Wert auf Polyvalenz legen, sind die Positionen der Spieler gar nicht mehr so einfach zu bestimmen. Das gilt auch für Mario Mandzukic von Juventus Turin. Ist der ehemalige Wolfsburger und Münchner noch Stürmer, hängende Spitze oder doch eher Linksaußen? Auf der italienischen Wikipedia-Seite des Kroaten wurde diese Frage auf originelle Art beantwortet. „Position: alle“, stand dort am 26. April. Nach wenigen Minuten wurde der Eintrag korrigiert.

Ganz so absurd, wie die Stellenbeschreibung auf den ersten Blick erscheint, ist sie aber gar nicht. Denn auf dem Platz ist Mandzukic nahezu überall zu finden, was in Italien mit dem Begriff „Tuttocampista“ treffend beschrieben wird. Auch wenn die großen Schlagzeilen meist Torjäger Gonzalo Higuain, Spielmacher Paulo Dybala oder Torwartlegende Gianluigi Buffon gelten: Dass Juventus vor dem Rückspiel am Dienstag gegen Monaco (20.45 Uhr, live auf Sky) kurz vor dem Einzug ins Finale der Champions League steht, den sechsten Meistertitel in Folge fest im Blick und das italienische Pokalfinale erreicht hat, liegt auch an dem schier unbändigen Willen des 30-Jährigen. „Wir müssen alle wie Mandzukic sein. Er ist ein aggressiver Gorilla, der nie umfällt“, sagte Buffon. Das klingt zwar nicht sehr schmeichelhaft, zeugt aber von der Wertschätzung, die Mandzukic innerhalb der Mannschaft erfährt.

"Mario zerreißt sich für die Mannschaft"

Dabei wurden ihm vor der Saison keine großen Aussichten auf einen Stammplatz zugeschrieben. In Juves angestammter 3-5-2-Formation waren 90-Millionen-Euro-Neuzugang Higuain und Dybala gesetzt. Selbst ein vorzeitiger Abgang des erst vor zwei Jahren von Atletico Madrid verpflichteten Stürmers nach China schien realistisch. Denn besonders das Ende seiner Zeit beim FC Bayern hatte gezeigt, dass der Kroate in der Reservistenrolle unbequem werden kann.

Doch Mandzukic blieb – und er spielt fast immer. Nach durchwachsenen Leistungen in der Hinrunde erwies sich eine taktische Maßnahme von Massimiliano Allegri als Wendepunkt für den Kroaten – und für die Mannschaft. Juves Trainer stellte defensiv auf Viererkette um. Damit fiel zwar die zweite Position im Sturmzentrum weg, auf Mandzukic wollte Allegri aber nicht verzichten. Und so funktionierte er ihn zum Linksaußen um. „Er hat auf der Außenbahn angefangen. Jetzt ist er mit 30 Jahren dahin zurückgekehrt und spielt wieder wie mit 20“, sagte Allegri.

Sein Alter ist Mandzukic nicht anzumerken. Mit seiner enormen Laufarbeit und dem guten Zweikampfverhalten hat er großen Anteil daran, dass Juve hinten kaum etwas zulässt, obwohl mit Higuain, Dybala, Juan Cuadrado und Miralem Pjanic viele Spieler auf dem Platz stehen, die nicht für ihre Defensivqualitäten bekannt sind. „Der Trainer verlangt von mir, dass ich viel nach hinten arbeite. Ich will ein Vorbild für meine Mitspieler sein“, sagte Mandzukic in einer seiner wenigen öffentlichen Aussagen. Bei Bedarf agiert Mandzukic fast als zusätzlicher Linksverteidiger und ist gerade bei gegnerischen Standardsituationen mit seiner Kopfballstärke unverzichtbar. „Mario zerreißt sich immer für die Mannschaft“, sagte Verteidiger Andrea Barzagli, der schon in Wolfsburg mit ihm zusammenspielte.

Mandzukic ist zum Publikumsliebling geworden

Auch wenn Mandzukic von den Fans skeptisch empfangen wurde und seine Torausbeute – wettbewerbsübergreifend sind es in dieser Saison nur acht Treffer in 44 Spielen – ausbaufähig ist, hat sich sein Stellenwert bei Fans und Medien deutlich verändert. Das Publikum im Juventus Stadium feiert die Grätschen des stillen und meist ernst wirkenden Mandzukic an der eigenen Eckfahne mittlerweile fast so enthusiastisch wie die Tore von Dybala und Higuain.

Im Derby gegen den FC Turin am Samstag durfte Mandzukic mal wieder als Stoßstürmer spielen – mit durchwachsenem Erfolg. Erst in der Nachspielzeit erzielte der eingewechselte Higuain das 1:1. Gegen Monaco soll Mandzukic dem Argentinier wieder den Rücken freihalten. Ob als Linksaußen, hängende Spitze oder Außenverteidiger interessiert bei Juventus im Grunde niemanden.

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