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Grund zum Freuen? Torsten Fröhling bleibt Trainer in München.

© dpa/Gebert

Chaos beim 1860 München: Neuer Vertrag für Trainer Torsten Fröhling

Im nationalen Chaos-Ranking hängen die Münchner „Löwen“ sogar den HSV und Schalke ab. Präsidium weg, Investor konzeptlos, Fans entsetzt. Der umstrittene Sportchef versucht, mit einer „Schlüsselpersonalie“ Handlungsfähigkeit zu demonstrieren.

Grabenkämpfe haben den krisengeplagten TSV 1860 München in ein selbst für den Tradtionsklub beispielloses Chaos gestürzt. Nach einer einmaligen Rücktritts-Lawine versuchte der Fußball-Zweitligist kurz vor dem Trainingsstart seiner Profis an diesem Montag, mit der Verlängerung des Vertrages von Trainer Torsten Fröhling Handlungsfähigkeit im operativen Geschäft vorzugaukeln. Zu den Sofortmaßnahmen nach dem großen Knall mit dem geschlossenen Rückzug des Präsidiums zählte am Wochenende außerdem die weitere Verpflichtung von Nichtabstiegsheld Kai Bülow ebenfalls bis 2016.

Man sei „absolut handlungsfähig“, betonte die Geschäftsführung der TSV München von 1860 GmbH und Co. KGaA in einer Mitteilung. „Wir arbeiten weiter intensiv an unserer Mannschaft für die neue Saison“, verkündete der vorerst gestärkte Sportchef Gerhard Poschner, der eine zentrale Rolle im Machtgeschacher und den Ränkespielen zwischen der nicht mehr existenten Vereinsführung um Präsident Gerhard Mayrhofer sowie dem jordanischen Investor Hasan Ismaik gespielt hatte.

Innerhalb kürzester Zeit sind die Turbulenzen bei den Sechzigern außer Kontrolle geraten. Zunächst sagte das Präsidium am Freitag zum Unmut von Ismaik („Inakzeptabel“) und vieler „Löwen“-Fans kurzfristig die Mitgliederversammlung ab. Stunden später erklärte Mayrhofer die intensiven Verhandlungen mit Geldgeber und Mehrheitsgesellschafter Ismaik für gescheitert. Mit Mayrhofer zogen sich die Vizepräsidenten Erik Altmann und Heinz Schmidt (Schatzmeister) sowie Aufsichtsrat Karl-Christian Bay von ihren Posten zurück. Es sei nicht gelungen, „zu einer überzeugenden Lösung im Sinne des Vereins zu kommen“, sagte Mayrhofer, der schon dritte gescheiterte Präsident seit dem millionenschweren Einstieg von Ismaik vor vier Jahren.

Die Schuldfrage im Münchner Intrigantenstadl ist nicht eindeutig zu klären. Der Verein wollte Poschner loswerden, zudem sollte eine unbekannte Investorengruppe die Anteile von Ismaik übernehmen. Im Zuge dieser Transaktion hätte angeblich Meistertrainer Felix Magath als neuer starker Mann bei den „Löwen“ einsteigen sollen.

Magath ist erstmal raus. Und der in Abu Dhabi lebende Geldgeber Ismaik, dessen Pläne mit 1860 im Dunkeln liegen, ist weiter da, aber vorerst blockiert. Die „festgefahrene Situation“, so Beiratsmitglied Bay, endete im Führungsbeben. Der Verwaltungsrat soll nun so schnell wie möglich die offenen Ämter in Präsidium, Beirat und Aufsichtsrat bis zu einer Mitgliederversammlung kommissarisch besetzen.

In „seiner letzten Amtshandlung“ hatten Mayrhofer und Co. noch der Vertragsverlängerung mit Trainer Fröhling als Cheftrainer bis 2016 zugestimmt. „Das ist sehr positiv und war ganz wichtig, um bei dieser Schlüsselpersonalie Sicherheit zu haben“, äußerte Poschner.

So kurios es klingt: Für Fröhling liegt im 1860-Chaos sogar eine Chance. Der 48-Jährige konnte nach seiner Beförderung zum Chefcoach den Absturz in die 3. Liga abwenden. Wenn es ihm nun sogar gelingen sollte, in einem leistungsschädlichen Umfeld bis zum Saisonstart Ende Juli eine schlagkräftige „Löwen“-Truppe zu formen, würde er sich als Trainer in der Bundesliga-Szene weiter profilieren.

Neben Fröhling erhielt Verteidiger Bülow (29), der mit seinem Last-Minute-Tor beim 2:1-Sieg in der Relegation gegen Holstein Kiel zum gefeierten Nichtabstiegshelden avanciert war, einen neuen Vertrag bis 2016 mit Option für eine weitere Saison. „Weiterhin ist unser primäres Ziel, die Kaderplanung im Rahmen unserer Möglichkeiten sinnvoll voranzutreiben“, sagte Poschner allen Querelen zum Trotz. Fragt sich nur: Welcher Profi wechselt zu einem führungslosen Klub? (dpa)

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