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VfB-Kompetenz allein reicht nicht. Die erfolgreiche Vergangenheit als Spieler hat Fredi Bobic (mit Elber, links, und Balakow, rechts) nicht vor der Entlassung bewahrt.

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Chaos beim VfB Stuttgart: Wie geht es weiter nach Fredi Bobic?

Die Umstände der Entlassung von Manager Fredi Bobic zeigen, dass beim VfB Stuttgart einiges im Argen liegt. Mancher fühlt sich an das Durcheinander erinnert, das seit Jahren beim Hamburger SV herrscht.

Früher ging es im Fußballgeschäft mitunter kurios zu. Da wurde der Trainer auch schon mal in der Pause entlassen, manche Mitgliederversammlung erinnerte an eine Bierzeltrauferei. Am Mittwoch erlebte die gute alte Zeit ein Revival. Eine Dreiviertelstunde vor dem Spiel bei Borussia Dortmund (2:2) beurlaubte der VfB Stuttgart seinen Manager Fredi Bobic. Der musste zur eigenen Entlassung von Dortmund nach Stuttgart zurückfahren. Was, fragen sich nun Fans und Fußball-Interessierte, ist nur beim VfB Stuttgart los? Mancher fühlt sich an das Durcheinander erinnert, das seit Jahren beim Hamburger SV herrscht. Ist der VfB jetzt der HSV des Südens?

„Ich weiß nicht, warum man so etwas an so einem Tag macht“, ächzte Kapitän Christian Gentner nach dem Spiel in Dortmund. Die Frage ist schnell beantwortet: Der VfB hatte sich selbst in Zugzwang gebracht. Am Dienstag plauderte einer aus dem inneren Zirkel (vermutet wird der Aufsichtsrat) aus, man wolle Bobic in der Winterpause entlassen. Danach war der Manager und Sportvorstand nicht mehr zu halten. Der nächste Whistleblower verriet am Mittwochvormittag, Bobic werde noch vor dem Anpfiff in Dortmund wegen anhaltenden Misserfolgs und fehlender Perspektiven gefeuert.

Der Konkurrenz hinkt der Klub inzwischen gnadenlos hinterher

Kleinlaut gestand VfB-Präsident Bernd Wahler am Tag nach dem Desaster ein, man hätte die Trennung besser schon in der Sommerpause vollzogen. Grundsätzlich habe Bobic mit den von ihm zusammengestellten Teams der vergangenen Jahre die Erwartungen nicht erfüllt. „Ein Spieleretat von 40 Millionen muss uns als VfB in die Lage versetzen, zumindest einen einstelligen Tabellenplatz zu erreichen“, sagte Joachim Schmidt, der Vorsitzende des Aufsichtsrats. „Andere Vereine, die deutlich weniger Etat haben, haben uns eben in den letzten Jahren überholt.“ Der Konkurrenz hinkt der Klub inzwischen gnadenlos hinterher. Zurzeit sind die Stuttgarter in der Bundesliga Vorletzter – vor dem HSV.

Seit 2007, als der VfB zum bisher letzten Mal Meister war, kamen und gingen sieben Trainer in Stuttgart. Jeder durfte einkaufen, ohne dass es eine klare vom Klub vorgegebene Linie gab. So ist aus den (längst vergangenen) Jahren in der Champions League nur ein aufgeblähter und teurer Kader geblieben. Nachdem Präsident Gerd Mäuser und Aufsichtsratschef Dieter Hundt am Ende einer chaotischen Regentschaft 2013 zurückgetreten waren (Bobic war maßgeblich beteiligt), wollte der Klub eigentlich durchstarten. Im Machtvakuum habe sich der nicht immer diplomatische Bobic zu sehr ausgebreitet, heißt es nun. Ein Gegenpol zu ihm war nicht vorhanden. Das hat sich bis heute nicht gebessert. Selbst Armin Veh, Meistertrainer von 2007, ist nach seiner umjubelten Rückkehr inzwischen ernüchtert. Gleichzeitig ist er der einzige Fußballfachmann in der Führungsriege. Es ist bezeichnend, dass ein Aufsichtsrat den mit ihm befreundeten Christoph Daum als Trainer zurück zum VfB holen wollte.

Wer auch immer Nachfolger von Bobic werden wird – an Arbeit wird es ihm nicht mangeln. Übergangsweise sollen Veh und Sportdirektor Jochen Schneider Bobics Aufgaben in enger Abstimmung mit Präsident Wahler übernehmen. Einfach wird die Suche nach einer dauerhaften Lösung nicht. Es kursieren bereits allerlei Namen: Der frühere VfB-Torwart Jens Lehmann wird genannt, auch Rainer Adrion (Koordinator der VfB-Amateure). Ralf Rangnick, der die Red-Bull-Projekte in Leipzig und Salzburg als Sportdirektor verantwortet, Jens Todt, Manager beim Zweitligisten Karlsruher SC, und Michael Zeyer, Sportdirektor beim Lokalrivalen Stuttgarter Kickers, scheinen kein Interesse zu haben. Die Besetzung des Managerpostens aber muss diesmal sitzen. Wenigstens darin sind sich der zerstrittene Aufsichtsrat und das wankelmütige Präsidium einig.

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