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Sport: Chaos, Fehlstart, Emotionen

Warum der 1. FC Kaiserslautern vor schweren Wochen steht

Kaiserslautern. Man muss Angst haben um den 1. FC Kaiserslautern. Nicht nur wegen der Pfiffe, die es nach der zweiten 0:1-Niederlage vor eigenem Publikum reichlich gab. Der Blick auf die Tabelle ist viel schlimmer: null Punkte, Platz 16, Abstiegszone. Trainer Erik Gerets weiß schon nach dem dritten Spieltag nicht mehr weiter. Er spricht von einem „hundertprozentigen Fehlstart“. Aber: „Wir können uns jetzt zwei Tage lang ausweinen, und dann müssen wir wieder versuchen, eine ordentliche Mannschaft zu sein.“ Das ist kein großer Trost, „zumal es Wunder nicht jedes Jahr gibt“, wie Gerets schon mal vorbeugend gesagt hat.

Die allgemein schlechte Lage in Kaiserslautern verschlimmert sich noch, weil einigen Hauptdarstellern die Kritikfähigkeit fehlt. Steffen Freund, den Gerets vor zehn Tagen aus der Promi-Fußballmannschaft von Michael Schumacher verpflichtet hatte, entpuppte sich keinesfalls als jene so dringend gesuchte Führungskraft, die die strategischen Defizite in der Mannschaft behebt und Fehler gezielt anspricht. Der Mittelfeldspieler schien überfordert, dem Tempo der Bundesliga folgen zu können. Seine Fehleranalyse lautete später so: „Bis zum Gegentor hatte ich nie das Gefühl, dass wir dieses Spiel verlieren könnten.“

Auch die anderen Neuen hatten sehr wenig mit der Ankündigung des Trainers zu tun, wonach dieses Jahr alles besser werde, „wenn unsere Torjäger Klose und Lokvenc von den Flügeln richtig mit Flanken gefüttert werden“. Mika Nurmela, dem Zulieferer für hohe Bälle von der rechten Seitenlinie, haben die Fans den Spitznamen „Murmelspieler“ verpasst. Zur Halbzeit wurde der finnische Nationalspieler ausgetauscht. Und warum Gerets den Polen Kamel Kosowski geholt hat, wo er doch mit dem Portugiesen Dominguez einen Spieler von ähnlichem Zuschnitt besitzt, bleibt unklar.

Doch solche Personalfragen kann sich der 1. FC Kaiserslautern im Augenblick nicht leisten. In den nächsten Wochen geht es vorrangig um die jüngste Vergangenheit des Klubs. Und zwar im Gerichtssaal. Mit ständig neuen Klagen und Anzeigen, mal vorm Zivilgericht, möglicherweise auch vor Strafkammern. Die Sanierer Jäggi und Gerets haben bislang nicht viel falsch gemacht und viel Kredit gewonnen. Doch das Szenario des Pfälzer Chaos können der Manager und sein belgischer Fußballexperte nur überstehen, wenn die Mannschaft gut dasteht und es nicht zum Kampf an zwei Fronten kommt.

Martin Hägele

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