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Sport: Charme des Kultvereins reizt

Filmrechtehändler Kölmel ist der neue starke Mann bei UnionVON MICHAEL ROSENTRITT BERLIN.Lange nachdem Heiner Bertram für seinen Ausruf "Union ist gerettet!

Filmrechtehändler Kölmel ist der neue starke Mann bei UnionVON MICHAEL ROSENTRITT BERLIN.Lange nachdem Heiner Bertram für seinen Ausruf "Union ist gerettet!" gefeiert wurde, sollten ruhigere Worte folgen."Es gibt zwei Wege, einen Fußballverein zu führen", sagte der 57jährige Präsident des bis dato krisengeschüttelten Regionalligisten aus dem Berliner Südosten."Man kann sich aufführen wie in einer Bananenrepublik.Im Fußball geht es um Emotionen.Die können manipuliert werden." Er, Bertram, aber habe sich in seinen 155 präsidialen Tagen bei Union für den zweiten Weg entschieden, und versucht, diesen Verein "wie ein sauberes Unternehmen zu führen".Als Sanierer, nicht als Sponsor, wie er sagt."Wir brauchen hier kein Mäzenatentum", sagt Bertram."Es ist witzlos, wenn einer einmal seine Börse öffnet, dem Verein kurzfristig hilf, eigentlich aber nur in der Sonne stehen will."Mit Michael Kölmel (Foto: Engler) habe Union nun "ein anderes Kaliber" im Rücken.Der 44 Jahre alte gebürtige Karlsruher ist Gründer des in Deutschland zweitgrößten Film-Verleihs ("Kino-Welt", Umsatz 1997: 110 Millionen Mark) und Verleger (Finanzen-Verlag).Letzteren hatte Kölmel 1996 zu 74,9 Prozent an den Springer-Konzern verkauft."Froh", war Kölmel, "daß dieser Eiertanz endlich beendet ist." Kölmel, dem ein fünfstündiges Gespräch mit Bertram genügte, um sich für den kürzlich noch mit fünf Millionen Mark verschuldeten Verein zu entscheiden, bezeichnet sein Engagement als "Abenteuer".Union sei einer der interessantesten Vereine Deutschlands, der im Gegenzug an Kölmel die Vermarktungsrechte abtritt."Das ist das Ufa-Hertha-Modell", sagt Bertram, "das ich für sehr sinnvoll halte." Bertram sammelte Erfahrungen im Herti-Vorstand und als Einkaufs-Direktor von "Metro-International".Heute ist Bertram Mitinhaber des Globus-Hotels.Kölmels Erfolgsformel könne sich auf einen Fußballverein übertragen, "wenn drei Sachen stimmen: die Fans, das Image und die sportliche Leistung", sagt Kölmel.Konkrete Verträge werden erst noch aufgesetzt, doch Kölmel spricht von einer siebenjährigen Investitionsphase.An Union reize ihn "der Charme eines jeden Kultvereins.Und kleine Skandale gehören nun einmal dazu", sagt Kölmel und denkt an Schalke, Nürnberg und St.Pauli.Jedenfalls sieht sich Kölmel nicht als "Glücksritter aus dem Westen", von denen sich schon viele vergebens versucht hätten."Ich", sagt Kölmel deutlich, "ich brauche den Verein nicht.""Union wird leben.Union wird sich in dieser Stadt entwickeln", hatte Bertram einer Gruppe von Freunden, Sponsoren, Gläubigern und Journalisten zugerufen.Schließlich war auch von Dingen wie "Pflege des Spirits vom Ballhaus des Ostens" und "Religionsersatz für viele Menschen" zu hören.Laut Bertram habe Kölmel Verbindlichkeiten in Höhe von rund 500 000 Mark übernommen und damit dem Verein, dem "permanent Konkurs drohte", gerettet.Mittel- und langfristige Verbindlichkeiten seien gesichert und würden abgetragen werden."Wir wollen eine Mannschaft von jungen Spielern aus Berlin und der Region", sagt Bertram."Kein Modell TeBe."Das Budget für die neue Spielzeit stehe, so Bertram, "die Lizenzunterlagen sind vollständig beim DFB eingereicht." Zudem strebe Union eine Partnerschaft mit einem Bundesligisten an.Die meisten Spieler konnte gehalten werden oder stünden in Verhandlungen mit Union.Bertram war wichtig, "daß der Klub in seinem Charakter erhalten bleibt." Und er erzählt, daß Kölmel auch "die letzte Chance gewesen ist, die Union hatte." Bertram, den man wegen seiner Kontakte zur Wirtschaft geholt hatte, blickt mit gemischten Gefühlen zurück.Enttäuscht war er von sich, "daß ich in 80 hochkarätigen Gesprächen mit der Wirtschaft keinen Durchbruch erzielen konnte.Das habe ich anders eingeschätzt.Ich glaubte an eine Trefferquote von acht Prozent." Grundweg "peinlich" sei das "süffisante Belächeltwerden" von ehemaligen Strategen aus Westdeutschland ("Na, was hast du dir denn da angetan?") gewesen, erzählt Bertram."Ich will helfen, neue Strukturen aufbauen und Befindlichkeiten in Berlin abbauen.Das hätte ich nicht für den Spandauer SV oder sonstjemand getan", sagt Bertram."Ich bin doch kein Vereinsonkel."Lesen Sie auch:

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