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QINGDAO-BEER FEST-KARAOKE-1

© AFP

China verstehen: Karaoke

Wir erklären das Gastgeberland, Folge 11: In China werden berufliche Konktake gern in Karaoke-Bars geknüpft.

Ein Geschäftsmann sollte ein paar Popsongs singen können denn in Karaoke-Bars geht es auch um berufliche Kontakte Um in China besser Geschäfte abschließen zu können, hat der Koreaner Park Sung mehrere chinesische Lieder gelernt: Eines davon heißt: Bu ru chi hang. Ein Geschäftsabend in China läuft für ihn nämlich gewöhnlich so ab: Zunächst bespricht er in einem Bürogebäude das anstehende Vorhaben, dann geht es gemeinsam in ein chinesisches Restaurant. Während des Essens fordern sich die Geschäftspartner gegenseitig auf: Gan bei, trockne das Glas. Zahlreiche trockene Gläser später gehen sie gemeinsam zum Karaokesingen.   „Ich habe die Lieder für meine Kunden gelernt“ sagt Park Sun. „Und für die Mädchen“, scherzt sein Geschäftspartner Liu Zhang. In China empfiehlt es sich, ein paar Popsongs singen zu können. Diese Fähigkeit lässt sich in Geschäft und Freizeit anwenden, mit dem Businesspartner oder Freunden. Wie auch in Japan, Korea oder Taiwan enden in China viele Abende in einer der unzähligen Karaoke-Bars. Ein Ort für Kala OK, wie das Singen zu Playback im Reich der Mitte heißt, erkennt man meistens daran, dass draußen die Buchstaben „KTV“ leuchten.

Auf der Leinwand laufen Musikvideos

In Peking gibt es unzählige KTV-Anbieter, die Miete eines Raumes kann von 1,50 Euro pro Stunde vor acht Uhr abends bis zu 2000 Euro für ein Partyzimmer pro Nacht kosten. Darin befinden sich ein Buffet und alkoholische Getränke. Das „Tango“ in der Gongti Xilu in Peking ist ein beliebter KTV-Anbieter. Wände, Tische, Stühle, sind in weiß gehalten, es wirkt wie eine penibel gesäuberte Klinik. Im Keller bietet es 39 Räume an, in denen tiefe Sofas und ein Couchtisch stehen. Auf einer Leinwand laufen Musikvideos. Auf einem Computer können die Songs ausgewählt werden, im Zehn-Minuten-Takt fragt ein Kellner nach den Wünschen.

„Manche üben ihre Lieder zu Hause“, sagt Liu Zhang, „aber sie würden es nie zugeben, das ist zu peinlich.“ Der 32 Jahre alte Mobilfunk-Unternehmer festigt in den Karaokebars seine Geschäftskontakte. „Das ist ein guter Weg, sich besser kennen zu lernen “, sagt er. Geschäfte werden jedoch nicht mehr besprochen.

Singen und essen

In den Bars wird nicht nur gesungen. „Wir spielen auch“, sagt Liu Zhang. Eines seiner Spiele heißt „Bluff“ und ist eine Art Poker mit Würfeln. Bei „man yi bu man yi“, zufrieden oder nicht zufrieden, wird ebenfalls gewürfelt. Der Verlierer einer Runde muss weiteren Alkohol zu sich nehmen. Zwischen den Spielen wird gesungen und gegessen. Viele Chinesen haben nach Besuchen in Karaoke-Bars ein ganzes Repertoire an Popsongs auf Lager. Doch zu viel Können kann auch schaden. „Mein Geschäftspartner singt so gut, dass er mal gefragt wurde, ob er auch arbeitet – oder seine Zeit nur in KTV-Bars verbringt“, sagt Liu Zhang.

Für junge Erwachsene ist das Karaokesingen eine beliebte Freizeitbeschäftigung. Oft singen sie schmalzige asiatische Poplieder: „Das Mädchen auf der anderen Seite“ von Ritchie Ren oder „Zehn Jahre“ von Eason Chen. Ausländer sollten allerdings aufpassen. Da Prostitution offiziell verboten ist, werden manchmal auch Bordelle als Karaoke-Bars getarnt.

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