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Peking 2008 - Leichtathletik

© dpa

Christine Ohuruogu: Erst gesperrt, dann wieder Postergirl für London 2012

Sie war die große britische Hoffnung für die Olympischen Spiele 2012 in London. Dann kam die Sperre. Wieder rehabilitiert wurde Christine Ohuruogu im vergangenen Jahr Weltmeisterin über 400 Meter. Und nun Olympiasiegerin. Am Sonntag könnte sie mit der 400-Meter-Staffel eine weitere Medaille holen.

Seit Dienstagabend hat Großbritannien eine Art ,Liu Xiang’. Der Chinese, dessen Traum vom Hürdensprint-Gold vor heimischem Publikum verletzungsbedingt platzte, war seit seinem Olympiasieg in Athen 2004 die Symbolfigur für die Spiele. Dass die Londonerin Christine Ohuruogu nun in Peking überraschend in 49,62 Sekunden die 400 Meter gegen die große Favoritin und am Ende nur drittplatzierte Sanya Richards (USA) gewann, kann für die Olympischen Spiele in London 2012 gar nicht besser passen. Und mit der 4x400-Meter-Staffel könnte die Britin am Sonnabend eine weitere Medaille gewinnen.

Christine Ohuruogu, die in England aufgrund ihres nicht leicht auszusprechenden Namens auch Christine O. genannt wird, ist im östlichen London genau dort aufgewachsen, wo gerade das Olympiastadion für 2012 gebaut wird. „Meine Eltern wohnen 15 Minuten vom Stadion entfernt“, erzählte die 24-Jährige, die ebenfalls nach wie vor in Ost-London zu Hause ist, nach ihrem Triumph. „Ich habe aber jetzt noch gar nicht an London 2012 gedacht, denn vier Jahre ist noch eine lange Zeit. Aber natürlich ist das eine tolle Perspektive.“

Vor zwei Jahren die Sperre

Schon als die Spiele im Juli 2005 an die britische Metropole vergeben wurden, galt Christine Ohuruogu, deren Eltern aus Nigeria stammen, als eine jener Athletinnen, die Chancen haben könnten auf einen Heimsieg. Doch nachdem sie vor zwei Jahren im Frühjahr bei den Commonwealth Games ihr erstes Gold gewonnen hatte, erlitt die Karriere der Londonerin einen Knick: Sie wurde aus dem britischen Europameisterschafts-Team gestrichen, nachdem sie dreimal bei einer Trainingskontrolle nicht angetroffen worden war.

Britische Leichtathleten werden mit einem Jahr Sperre belegt, wenn sie in einem Zeitraum von fünf Jahren dreimal eine Trainingskontrolle verpassen. Zudem müssen die Athleten, so berichtete die BBC, für fünf Tage in der Woche jeweils eine bestimmte Stunde angeben, zu der sie auf dem Trainingsgelände anzutreffen sind. Am 26. Juli 2006 war Ohuruogu zum dritten Mal nicht da.

2007 wurde der Olympia-Bann aufgehoben

Beim britischen Leichtathletik-Verband nahm man ihr zwar ab, dass dies ein Versehen war. Trotzdem wurde sie für ein Jahr gesperrt. Aufgrund der Sperre wiederum war Christine Ohuruogu automatisch lebenslang von britischen Olympiateams ausgeschlossen - dies ist die Regel der British Olympic Association (BOA), durch die der zuvor wegen Dopings gesperrte Sprinter Dwain Chambers in Peking nicht starten konnte.

Nach einer Anhörung entschied ein entsprechender Ausschuss der BOA Ende des Jahres 2007 jedoch, den Olympia-Bann aufzuheben. „Sie wurde zu recht für ein Jahr gesperrt, nachdem sie die Anti-Doping-Regeln nicht eingehalten hatte. Aber zugleich gab es nie einen Hinweis darauf, dass Christine Dopingmittel benutzt haben könnte. Dies wird auch dadurch gestützt, dass sie immer wieder negativ getestet worden ist“, sagte der Vorsitzende des britischen Leichtathletik-Verbandes (UKA), Ed Warner, der den Einspruch der Athletin bei der BOA unterstützt hatte. 

Weltmeisterin in Osaka

Auch von anderen britischen Athleten wie zum Beispiel Paula Radcliffe bekam Christine Ohuruogu Rückendeckung. „Ich habe die Verantwortung für die verpassten Tests übernommen und die Strafe akzeptiert. Manchmal hätte ich mich selbst treten können dafür, dass mir so etwas passiert ist“, sagt die Sprinterin, die trotzdem weiter trainierte und deren Sperre am 5. August 2007 abgelaufen war.

Tags darauf nominierte sie UKA für die WM. Das war kontrovers, denn Christine Ohuruogu war zuletzt im Juli 2006 ein Rennen gelaufen. Eigentlich wurde sie hauptsächlich für die 4x400-Meter-Staffel nominiert und sollte über 400 Meter nur Wettkampfpraxis sammeln, aber dann wurde sie in Osaka Weltmeisterin. In Japan allerdings fehlte mit Sanya Richards die stärkste Konkurrentin. Doch in Peking bezwang sie die Amerikanerin mit einem perfekt getimten Lauf.

Als Vierte kam Christine Ohuruogu auf die Zielgerade, am Ende war sie Olympiasiegerin. Die vor ihr laufenden Athletinnen hatten ihre Kräfte falsch eingeteilt. Damit schrieb die Londonerin ein Stück Leichtathletik-Geschichte für ihr Land. Denn noch nie hatte eine Britin 400-Meter-Gold gewonnen. Christine Ohuruogu - ein Postergirl für London 2012.

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