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Chronologie: Jan Ullrich - Aufstieg und Fall eines Radidols

Jan Ullrich hat in Deutschland eine Rad-Euphorie ausgelöst. Nur wenige Jahre später ist er der Buhmann der Sportszene. Der Dopingverdacht lastet schwer auf dem früheren Vorzeige-Profi. Auch wenn er sagt: "Ich habe in meiner ganzen Karriere niemanden betrogen und auch keinen geschädigt."

1988

Jan Ullrich wird DDR-Jugendmeister auf der Straße.

1993

Mit 20 Jahren jüngster Amateur-Straßenweltmeister.

1995
Erster Profi-Vertrag mit dem Bonner Team Telekom.

1996

Jan Ullrichs erster Auftritt bei der Tour de France. Und gleich Platz 2 hinter Bjarne Riis.

1997
Gesamtsieger der Tour de France. Bjarne Riis ist noch Kapitän, doch Jan Ullrich gewinnt die Frankreichrundfahrt.

1998
Ullrich wird Tour-Zweiter hinter Marco Pantani (Italien). In seinem Wohnort Merdingen wird eine Straße nach ihm benannt.

2000
holt er den Olympiasieg in Sydney.

2001
Tour-Zweiter hinter Lance Armstrong.

Mai 2002
Ullrich sagt die Tour de France-Teilnahme ab. Begründung: Eine Knieverletzung. Dann baut er einen Autounfall und begeht Fahrerflucht. Eine Blutprobe ergibt 1,4 Promille, der Führerschein ist erstmal weg.

Juni 2002
Bei einer unangekündigten Dopingkontrolle wird Ullrich wird positiv auf Amphetamine getestet. Einen Monat später „gesteht“ er, er habe das Mittel im privaten Kreis in einer Diskothek genommen. Er wird für sechs Monate gesperrt.

September 2002
Team Telekom trennt sich von Ullrich.

Januar 2003

Jan Ullrich wechselt zum Renstall Coast des Essener Textilunternehmers Günther Dahms. Der hat aber bald finanzielle Probleme. Zahlungsrückstände führen zu Sperren des Weltverbandes.

Mai 2003
Erneuter Wechsel, diesmal zu Bianchi. Er nimmt wieder an der Tour teil und belegt – den zweiten Platz

Oktober 2003
Der dritte Rennstall in einem Jahr ist für Jan Ullrich wieder ein alter: Er kehrt zurück zum Team Telekom.

Anfang 2004
Ullrich überweist – wie später bewiesen wird – 25.000 Euro auf das Konto des Dopingarztes Fuentes

2004
4. Platz bei der Tour de France

2005
3. Platz bei der Tour de France

Mai 2006
Mit der „Operación Puerto“ heben die Fahnder der Guardia Civil das Labor des Dopingarztes Eufemiano Fuentes in Madrid aus. Mit „Jan“ gekennzeichnete Blutbeutel werden gefunden.

Juni 2006
Unmittelbar vor dem Start der Tour de France wird Jan Ullrich von T-Mobile, dem Nachfolger von Team Telekom, suspendiert, die Kündigung folgt wenige Wochen später.

Juli 2006
Die Rechtsprofessorin Britta Bannenberg, Kriminologin und ehemalige Leichtathletin, stellt Strafanzeige gegen Jan Ullrich. Die Staatsanwaltschaft Bonn ermittelt daraufhin wegen Betrugsverdachts.

August 2006
Der Heidelberger Doping-Experte Werner Franke erstattet Strafanzeige wegen Falschaussage. Er bezichtigt den unter Dopingverdacht stehenden Radprofi, wider besseres Wissen eine eidesstattliche Versicherung abgegeben zu haben, wonach er nichts mit der Affäre um den spanischen Arzt Eufemiano Fuentes zu tun habe.

September 2006
Razzia der Schweizer Polizei Hais von Ullrich in Scherzingen

Februar 2007

Jan Ullrich tritt offiziell zurück und sagt: "Ich habe nie jemanden betrogen". In einer Pressekonferenz und in der Talkshow „Beckmann“ macht Ullrich einen bizarr unsouveränen Eindruck. Seien Anwälte versuchen vergebens, zwischen Aufzeichnung und Ausstrahlung der Sendung Einfluss zu nehmen.

April 2007

Bei Fuentes beschlagnahmte Blutkonserven können per DNA-Abgleich zweifelsfrei dem Rostocker zugeordnet werden. Jef D'hont, von 1992 bis 1996 Masseur beim deutschen Radrennstall Telekom, berichtet in einem Buch und einem Interview im Spiegel von jahrelangem systematischem Doping im Team Telekom.

Juni 2007
Jef D'hont, von 1992 bis 1996 Masseur beim deutschen Radrennstall Telekom, hat seine schweren Doping-Vorwürfe gegen den früheren Tour-de-France-Sieger Jan Ullrich bekräftigt. "Jan hat Epo und Wachstumshormone genommen, hundertprozentig sicher", sagte der Belgier am Dienstagabend in den ARD-"Tagesthemen".

April 2008
Die Staatsanwaltschaft Bonn verzichtet gegen Zahlung einer sechsstelligen Summe auf eine Anklageerhebung, obwohl nach ihrer Ansicht ein Doping-Vergehen von Ullrich feststeht. "Unsere Ermittlungen über 21 Monate haben ergeben: Ullrich hat gedopt", sagte der zuständige Staatsanwalt Fred Apostel. Ullrich wiederholt seine Behauptung von Anfang 2007. "Ich habe in meiner ganzen Karriere niemanden betrogen und auch keinen geschädigt."

November 2008

Ullrich werden in zweiter Instanz vom Landgericht Düsseldorf 340 000 Euro plus Zinsen (letztlich fast 500 000 Euro) aus dem vorzeitig beendeten Vertrag mit dem früheren Team Coast zugesprochen.

Juli 2009
Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt gegen Ullrich wegen des Verdachts der Abgabe einer falschen Eidesstattlichen Versicherung und des versuchten Prozessbetruges im Rahmen eines Zivilverfahrens.

Oktober 2009

Das Bundeskriminalamt (BKA) hat nach Informationen des "Spiegel" ermittelt, dass Ullrich sich von 2003 bis 2006 insgesamt 24 Mal in Madrid zu Behandlungen beim spanischen Doping-Arzt Eufemiano Fuentes aufgehalten hat. Allein zwischen Februar 2005 und Mai 2006 soll Ullrich acht Mal nach Madrid geflogen sein. (aw/tf)

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