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Claudia Pechstein verließ auf den 5000 Metern die Kraft.

© AFP PHOTO / JUNG Yeon-Je

Claudia Pechstein in Pyeongchang: Eine Entscheidung zum falschen Zeitpunkt

Nach Platz acht über 5000 Meter kündigt Claudia Pechstein trotzig an, dann halt 2022 Gold zu holen. Das erinnert etwas an Gerhard Schröder nach der Wahl 2005. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Julian Graeber

Es hat nicht gereicht für Claudia Pechstein. Über ihre Lieblingsdistanz, die 5000 Meter, verpasste die Berlinerin ihre zehnte olympische Medaille deutlich. Platz acht ist alles andere als ein schlechtes Resultat, erst recht im Alter von fast 46 Jahren. Nach all der Plackerei, den Entbehrungen und der Hoffnung ist es aber verständlich, dass Pechstein enttäuscht ist. Eine Stunde nach Rennende stellte sie sich der Presse und kündigte an, es 2022 erneut zu versuchen.

Pechsteins Trotzreaktion hatte etwas von Gerhard Schröder nach der Wahl 2005, als sich der damalige Kanzler entgegen allen Hochrechnungen wie von Sinnen als Sieger darstellte. Pechstein wirkte am Freitag gefasster als der Altkanzler, inhaltlich ähneln sich die Reaktionen aber. Nach Monaten und Jahren obsessiver Arbeit für ein Ziel fällt es schwer, das Scheitern zu akzeptieren und loszulassen. Pechstein sieht nur das nächste Rennen, das nächste Ziel. So nachvollziehbar ihre Enttäuschung kurz nach dem Wettbewerb ist, der beste Zeitpunkt, um wichtige Entscheidungen über die Zukunft zu treffen, ist es sicher nicht.

Nach den Spielen in Pyeongchang sollte Pechstein sich ganz in Ruhe überlegen, ob sie ihre Karriere wirklich um weitere vier Jahre verlängern will. Denn die Zeit macht auch vor einer Ausnahmeathletin wie Pechstein nicht halt und auch wenn sie es ganz anders sieht: Nach unzähligen Titeln und Siegen muss Claudia Pechstein niemandem mehr etwas beweisen.

Alles zu den Olympischen Spielen in Pyeongchang lesen Sie in unserem Blog.

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