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Clijsters und Henin: Was du kannst, kann ich auch

Kim Clijsters und Justine Henin sind auf dem Weg, ihre alte Tennis-Rivalität wieder aufleben zu lassen.

Berlin - Die Veranstalter preisen es als das „Traumfinale“ an. Gut, die Formulierung ist nicht gerade die originellste – wurden doch unzählige Endspiele in der jüngeren Vergangenheit derart tituliert. Jedoch war dieser Terminus da meist reserviert für die Schlachten, die Rafael Nadal und Roger Federer auf den Plätzen dieser Welt ausfochten. Dass er aber fürs Frauentennis gebraucht wurde, ist schon eine ganze Weile her. Williams gegen Williams oder Kusnetzowa gegen Safina, ein Traumfinale? Eher nicht. So erscheint es nur logisch, dass die Turnierveranstalter in Brisbane sich nun dieser Formulierung bedienen, um ihre Freude über die beiden Damen auszudrücken, die sich dort im Osten Australiens an diesem Samstag im Finale gegenüberstehen: Kim Clijsters gegen Justine Henin (10 Uhr MEZ). Vor nicht allzu langer Zeit war auch dies die Begegnung der Nummer eins gegen die Nummer zwei der Welt. Seither hatten sich jedoch beide Damen vom Profisport verabschiedet – und kehrten nun nahezu zeitgleich zurück. So steckt in der Ankündigung der Australier auch die Hoffnung, dass das Frauentennis in Zukunft wieder mit attraktiven Duellen aufwarten kann.

„Ich denke, niemand hätte erwartet, uns beide hier im Finale zu sehen“, sagte Kim Clijsters, deren unglaubliche Geschichte im September des vergangenen Jahres mit dem Gewinn der US Open begann und nun ein zweites Kapitel bekommen könnte. Fragt sich nur, ob nicht die Protagonistin dieser Comeback-Story eine andere sein wird. Erstaunlich locker zog Justine Henin in ihrem ersten Turnier seit ihrem Rücktritt 2008 ins Finale ein, besiegte die frühere Weltranglistenerste Ana Ivanovic aus Serbien mit 6:3 und 6:2. Ebenso leicht tat sich Clijsters, die die Darmstädterin Andrea Petkovic 6:4 und 6:2 besiegte. Während Clijsters bereits bei den US Open keinen Zweifel daran gelassen hatte, dass ihr Weg zurück in die Spitzenregion der Weltrangliste nur eine Frage der Zeit sein wird, so erwartet Henin der erste richtige Härtetest bei den in einer Woche beginnenden Australian Open. Ein ähnlicher Durchmarsch wie der von Clijsters, die ohne eine Weltranglistenposition ein Grand-Slam-Turnier gewann, ist der 27-Jährigen nach dem Auftritt in Brisbane ohne Zweifel zuzutrauen. Und man darf nicht vergessen, dass Justine Henin ihre Karriere auf dem Höhepunkt, als Nummer eins der Welt, wegen fehlender Motivation beendete.

Natürlich darf man auch vorsichtig fragen, wie es diesen beiden – unbestritten außergewöhnlichen – Sportlerinnen so leicht fallen kann, die derzeit besten Spielerinnen der Welt ohne die sonst so vielbeschworene Matchpraxis scheinbar im Spaziergang zu besiegen. Es wirft einmal mehr ein schlechtes Licht auf das in den vergangenen Jahren oft nicht zu Unrecht gescholtene Niveau des derzeitigen Frauentennis. Mehr als an guten Matches fehlte es der Frauentour zuletzt aber vor allem an Typen, die abseits des Platzes ihren Sport attraktiv repräsentieren. Auch deswegen ist die Euphorie über die zwei belgischen Rückkehrerinnen derart überschwänglich: Die Rivalität von Clijsters und Henin prägte die Frauentour von 2002 bis 2006. 10:10 steht es im direkten Vergleich der beiden, die zuletzt im Halbfinale von Wimbledon 2006 aufeinandertrafen, mit dem besseren Ende für Henin. „In der Vergangenheit haben wir uns gegenseitig gepusht, bessere Spielerinnen zu werden“, sagt Clijsters. Drei ihrer sieben Grand-Slam-Titel gewann Henin gegen Clijsters, deren US-Open-Erfolg erst ihr zweiter Major-Titel war.

Freundinnen sind sie nicht, auch wenn der gegenseitige Respekt unbestritten ist. Clijsters stammt aus Flandern, Henin aus Wallonien – die beiden Landesteile Belgiens sind gesellschaftlich und politisch nahezu vollständig getrennt und werden von Belgiern nicht selten als verschiedene Länder empfunden. Unbestritten ist, dass auch Clijsters’ Comeback Henins Rückkehrgedanken weitere Nahrung gegeben hat. So wird nun die als ewig unentschieden geltende Matchstatistik noch einmal eine Führende hervorbringen. Gute Voraussetzungen für ein Traumfinale.

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