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Kart-Rennen in Kerpen - Michael Schumacher

© dpa

Comeback-Gerüchte: Noch fährt Schumacher nur Kart

Vor einem Comeback von Michael Schumacher für Mercedes müssen noch einige Probleme gelöst werden. So ist gar nicht klar, ob Schumachers Nacken, an dem er sich bei einem Motorradsturz verletzte, die Belastungen überhaupt aushalten würde.

Berlin - Die noch nicht bestätigte Geschichte klingt für alle Beteiligten nach einer Traumstory: Michael Schumacher feiert in der nächsten Saison in einem Mercedes sein Formel-1-Comeback – und alle wären die Gewinner.

Da wäre zunächst einmal die Formel 1. Sie erhielte weltweit eine große Portion zusätzliche Aufmerksamkeit und dringend benötigte positive Schlagzeilen. Da wäre das Mercedes-Team, das endlich den Kreis schließen könnte, der vor gut 18 Jahren begann, als die Stuttgarter ihrem damaligen Sportwagen-Piloten Schumacher das erste Formel-1-Cockpit bei Jordan mitfinanzierten. Diesmal wäre Michael Schumacher offenbar bereit, für relativ kleines Geld für seine Verhältnisse von maximal sieben Millionen Euro einzusteigen, der Werbewert hingegen wäre unbezahlbar. Und sportlich könnte es wohl nichts Besseres geben als die alte Traumpaarung Michael Schumacher und Teamchef Ross Brawn, die ja zusammen alle sieben WM-Titel des Kerpeners holte. Und schließlich würde auch Michael Schumacher selbst profitieren: Er müsste sich endlich nicht mehr zu Hause in der Schweiz bei Frau und Kindern weiter langweilen und seinen Renninstinkt nur auf dem Motorrad oder im Kart austoben.

Alles klar also zum Sensationscomeback des Jahrzehnts? Fehlt wirklich nur noch die Unterschrift auf einem angeblich schon fertigen Vertrag? Wenn die Emotionen mitspielen und Dollarzeichen zu sehen sind, werden manche Realitäten schon mal außer Acht gelassen.

Dabei ist die wichtigste Frage noch nicht geklärt. Hält der Nacken, den Schumacher sich bei einem Motorradsturz Anfang 2009 schwer lädierte? Im August hatte er noch Schumachers Comeback als Ersatz für den verletzten Felipe Massa bei Ferrari verhindert. „So eine Verletzung kann in drei Wochen, drei Monaten oder drei Jahren ausheilen“, hatte damals Schumacher Arzt Johannes Peil von der Sportklinik in Bad Nauheim gesagt. Und intensives Training, zuletzt sogar mit einer speziellen, hochmodernen „Nackenmaschine“, stärkt zwar die Halsmuskulatur. Knochenschäden im Bereich von Atlas und erstem Halswirbel kann das aber nicht beheben. Klar ist: Selbst wenn Schumacher jetzt einen medizinischen Check mit CT- und MRT-Untersuchungen bestehen sollte – die Garantie dafür, dass er im Formel-1-Auto unter voller Belastung keine Probleme bekommt, ist das nicht. Angesichts des Testverbots für Formel-1-Wagen kann diese Frage frühestens Anfang Februar beantwortet werden. Sollte sich dann herausstellen, dass es doch nicht geht, wäre das für alle, vorsichtig ausgedrückt, problematisch.

Dann gibt es die Frage: Ist der siebenmalige Weltmeister, der am 3. Januar 41 Jahre alt wird, nach drei Jahren Pause wirklich noch der alte, der sich gegen Louis Hamilton oder Sebastian Vettel behaupten kann? Auch wenn er im Moment wahrscheinlich nicht darüber nachdenkt: Nicht mehr der Beste zu sein, sich vielleicht vom Teamkollegen Nico Rosberg schlagen lassen zu müssen, würde ihm kein Vergnügen bereiten. Siege in Kartrennen, bei denen wie zuletzt in Brasilien neben ihm maximal drei andere Top-Fahrer starten, sind eine Sache – das Bestehen in einer Formel-1-Saison eine andere.

Ein drittes Problem dürfte zumindest Michael Schumacher egal sein. In italienischen Medien wird er jetzt schon als „Verräter“ bezeichnet, weil ein Wechsel von Ferrari zu Mercedes dort als Todsünde angesehen wird. Ferrari-Chef Luca di Montezemolo nahm am Wochenende bei der Ferrari-Weihnachtsfeier den Namen Schumacher nicht einmal mehr in den Mund. Mit ihm will sich Schumacher in dieser Woche im übrigen treffen.

Doch wäre wirklich alles klar, hätte man das Comeback schon verkünden können. Die Tatsache, dass Nick Fry, Geschäftsführer von Mercedes GP, meint, es werde vor Anfang Januar wohl keine endgültige Entscheidung geben, spricht dafür, dass intern noch einmal auf allen Seiten nachgedacht wird. Während der Hype zum Nutzen aller erst einmal weiterläuft.

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