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Sport: Comeback in Frankfurt

Die Eintracht ist wieder in der Ersten Liga – und will mit Marko Rehmer ins Mittelfeld der Tabelle

Wer hat das Sagen im Verein? Mächtigster Mann bei Eintracht Frankfurt ist der Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen. Der Finanzexperte (seit 2003 bei der Eintracht) ist bekannt für sein Geschick bei Vertragsverhandlungen und hat aus dem zuweilen halbseidenen Klub inzwischen ein seriöses Fußballunternehmen gemacht. Bruchhagen lässt Trainer Friedhelm Funkel im sportlichen Bereich aber freie Hand.

Was hat sich verbessert? Unter Bruchhagen und Funkel setzt die Eintracht verstärkt auf junge Spieler mit deutschem Pass wie Alexander Meier, Patrick Ochs und Christopher Reinhard. Ein Konzept, das zwar vor allem finanzielle Gründe hat, aber beim kritischen Frankfurter Publikum auch sonst sehr gut ankommt. Die Neuzugänge Christoph Spycher (Abwehr) und Benjamin Huggel (Mittelfeld) aus der Schweiz hinterließen in den ersten Testspielen einen starken Eindruck. Ex-Nationalspieler Marko Rehmer (von Hertha BSC) ist – sollte er fit bleiben – in der Innenverteidigung gesetzt. Christoph Preuß kehrte vom VfL Bochum zurück, wird um seinen Platz im defensiven Mittelfeld hart kämpfen müssen. Ebenso wie Francisco Copado (zuletzt Unterhaching, früher Tennis Borussia) im Sturm. Die Youngster Mounir Chaftar (eigene Jugend) und Dominik Stroh-Engel (Waldgirmes) werden wohl behutsam an die Bundesliga herangeführt.

Wie sicher ist der Job des Trainers? Funkel gilt als Meister des Aufstiegs. Fünfmal schon führte er ein Zweitliga-Team in die Bundesliga. Dass ihm das nun auch mit der Eintracht gelang, wird ihm einen ordentlichen Anfangsbonus sichern. Auf die Eintracht warten zu Beginn der Saison mit Leverkusen, Hertha, Hamburg und Bayern München schwere Gegner. Niederlagen haben Fans und Vorstand bereits einkalkuliert. Wichtig ist nur die Art und Weise, wie Frankfurt unterliegt. Kämpft das Team, wird es keine Vorwürfe geben. Steht die Eintracht aber nach zehn oder elf Spieltagen abgeschlagen auf einem Abstiegsplatz, wird es die ersten „Funkel raus“-Rufe geben. Und Eintracht-Boss Bruchhagen ist Kaufmann. Wenn er den Klassenerhalt gefährdet sieht, wird er handeln.

Welche Taktik ist zu erwarten? Eintracht Frankfurt war in der vergangenen Saison die torgefährlichste Zweitliga-Mannschaft mit 65 Treffern. Funkel praktizierte schnelles, attraktives Angriffsspiel. Das wird er mit seiner noch sehr jungen Truppe in der 1. Liga nicht durchhalten können. Nicht ohne Grund kamen mit Rehmer, Spycher und Huggel drei sehr defensivstarke Spielertypen. Funkel wird in der kommenden Saison mit einer dicht gestaffelten Abwehr und einem kompakten Mittelfeld spielen lassen. Gut möglich, dass er – etwa gegen die Bayern – nur eine Spitze aufbietet.

Welche Platzierung ist möglich? Im direkten Vergleich mit dem MSV Duisburg, 1. FC Kaiserslautern und Arminia Bielefeld ist Eintracht Frankfurt personell besser besetzt. Auch mit dem FSV Mainz 05 und dem 1. FC Nürnberg sollte das Team von Trainer Friedhelm Funkel mithalten können. Wenn die Aufstiegsstimmung in Frankfurt nicht allzu schnell verfliegt und die Führungsspieler von Verletzungen verschont bleiben, kann die Eintracht in dieser Saison auf Platz 12 oder 13 der Bundesliga landen.

Wer sind die Stars? Stürmer Arie van Lent, 34, wird in Vertretung von Alexander Schur (Kreuzbandriss) die Kapitänsbinde tragen. Mit 16 Toren in der Zweiten Liga trug er maßgeblich zum Aufstieg der Eintracht bei. Lieblinge der Fans sind zudem die Stürmer Du-Ri Cha, 24, und Jermaine Jones, 23, sowie Torwart Markus Pröll, 25.

Wer hat noch Chancen auf die WM? Patrick Ochs, Christopher Reinhard und Daniyel Cimen gehören zum U-20-Aufgebot des DFB, doch die WM kommt für sie zu früh. Marko Rehmer wird das Comeback in der Nationalelf wohl kaum gelingen. Torwart Markus Pröll kann, wenn er weiterhin glänzend hält, in ein bis zwei Jahren zur Nationalmannschaft gehören.

Wie sind die Fans? Ein harter Kern steht dem Verein jederzeit treu zur Seite. Die restlichen Fans sind launisch. Im Aufstiegskampf wurde die Commerzbank-Arena zur Festung, gut 25 000 Besucher strömten bei jedem Heimspiel ins Stadion, um ihre Eintracht anzufeuern. Doch wenn es über einen längeren Zeitraum nicht läuft, wandern viele Zuschauer ab. Zum Basketball (Skyliners) oder Eishockey (Frankfurt Lions).

Morgen: MSV Duisburg

Gero Lawecki[Frankfurt a. Main]

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