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Copa América: Blamage für Brasilien

Der Titelverteidiger ist bei der Copa América bereits im Viertelfinale ausgeschieden. Zuvor war auch Argentinien so früh gescheitert. Die Hierarchie im südamerikanischen Fußball wird auf den Kopf gestellt.

Schluss mit Samba und Tango! Nach dem Starensemble von Argentinien hat sich auch Rekordweltmeister Brasilien bei der Copa América blamiert. Der Titelverteidiger vom Zuckerhut schied - wie der „ewige Rivale“ zuvor - bereits im Viertelfinale aus. Brasilien unterlag am Sonntag in La Plata Paraguay um Borussia Dortmunds Angreifer Lucas Barrios im Elfmeterschießen mit 0:2 (0:0). Besonders peinlich: Die Sambakicker vergaben alle vier Strafstöße.

Elano schoss als Erster weit übers Tor, dann parierte Paraguays Keeper Justo Villar den Versuch von Thiago Silva. André Santos schoss später daneben und auch Fred traf den Kasten aus elf Metern Entfernung nicht. Paraguay spielt im Halbfinale nun gegen Überraschungsteam Venezuela, das Chile mit 2:1 (1:0) schlug.

„Wir waren überlegen“, urteilte Brasiliens Nationalcoach Mano Menezes. Doch er schob gleich den Kardinalfehler seines Starensembles hinterher. „Wir haben kein Tor gemacht, was das Wichtigste im Fußball ist. Heute war nicht der Tag.“ Dabei hatten die Milan-Torjäger Robinho und Pato - genauso wie Neymar und Fred - genügend Chancen. Die Seleção dominierte die Partie über weite Strecken. Dennoch hieß es nach 120 Minuten im Stadion von La Plata immer noch 0:0.

Zuvor war es in der Verlängerung zu Handgreiflichkeiten gekommen - der argentinische Unparteiische Sergio Pezzotta zückte gleich zweimal die Rote Karte: Er stellte Lucas Leiva (102./Brasilien) und Antolín Alcaraz (102./Paraguay) vom Platz. Auch wenn es nach dem Aus für Brasilien mit dem dritten Copa-Sieg in Folge nichts wird, machte Robinho seinen Teamkollegen Mut. „Die Mannschaft wird jetzt arbeiten. Wir müssen den Kopf hoch halten“, sagte er. „Wir haben Elfmeterschießen trainiert, aber es hat nicht geklappt.“ Der zum besten Spieler der Partie gewählte Justo Villar zeigte sich selbstkritisch, aber erleichtert. „Brasilien hat alles getan, um zu gewinnen, aber das Elfmeterschießen ist eine Lotterie“, sagte er.

Doch der 34-Jährige war nach seinen Glanzparaden auch in Feierlaune: „Das ist die größte Nacht meines Lebens, und ich werde das genießen.“ Brasilien ereilte das gleiche Schicksal wie Gastgeber Argentinien, das am Samstag auch im Elfmeterschießen - gegen Uruguay - aus der Copa geflogen war. Doch auch ohne die haushohen Favoriten geht der Kampf um Südamerikas Fußballkrone am Dienstag und Mittwoch in die nächste Runde. Dann trifft im Halbfinale zunächst Argentinien-Bezwinger Uruguay auf Peru und Paolo Guerrero (HSV).

Es folgt am Mittwoch die Partie Paraguay gegen Venezuela, das erstmals in der Copa-Geschichte ins Halbfinale einzog. Das starke Vinotinto-Team um die Bundesligalegionäre Juan Arango (Mönchengladbach) und Tomás Rincón (HSV) bezwang am Sonntag Chile mit 2:1 (1:0). Das Finale ist am 24. Juli - der Gewinner qualifiziert sich für den Confederations Cup 2013 in Brasilien.

Buenos Aires - Gefühlt war es das Finale der Copa América. Denn die Rekordsieger Argentinien und Uruguay schenkten sich im Viertelfinale nichts. Doch der Traum vom Erfolg im eigenen Land endete für die Argentinier früh. Die Gastgeber um Weltfußballer Lionel Messi unterlagen dem Erzrivalen Uruguay im Elfmeterschießen 4:5. Nach 120 Minuten waren beide Teams trotz vieler hochkarätiger Torchancen nicht über ein 1:1 hinausgekommen. Uruguay hat nun weiter die Chance auf den 15. Copa-Titel und kann alleiniger Rekordhalter vor Argentinien werden.

Auch wenn Messi und Diego Forlán jeweils für ihre Elf brillierten, der Mann des Spiels war Uruguays Torwart Fernando Muslera. Der 25-Jährige brachte Messi durch seine Glanzparaden an den Rand der Verzweiflung. Er war auch derjenige, der den entscheidenden Elfer von Carlos Tévez hielt. „Ich habe alles gegeben, was ich konnte“, sagte ein erlöster Muslera nach dem Spiel.

In einer temperamentvollen Partie hatte Diego Pérez Uruguay zunächst in Führung gebracht, bevor Gonzalo Higuaín ausglich. Eine sanfte Partie war es nicht. Pérez sah nach einem brutalen Foul schon in der 38. Minute Gelb-Rot, Argentinines Javier Mascherano in der 86. Minute. Daneben gab es neun Gelbe Karten. Die Nerven der 47 000 Fans im Stadion wurden mehrfach strapaziert: Es gab Lattentreffer, Pfostenschüsse – und auch zwei Treffer, die wegen vermeintlichen Abseits nicht gegeben wurden. Im Elfmeterschießen trafen dann alle Schützen – bis Tévez patzte.

„Natürlich sind wir nicht glücklich. Aber ich habe immer gesagt, dass die Teilnahme an der WM 2014 das Wichtigste ist. Das Projekt geht weiter“, sagte Argentiniens Nationalcoach Sergio Batista später. „Ich würde nicht von Scheitern sprechen.“ Die Medien urteilten anders. „Nationales Scheitern“, titelte die Sportzeitung „Olé“. „Adiós zum Traum, die Copa in unserem Land zu gewinnen. Selbst Messi konnte uns nicht retten... Was geschieht jetzt mit dem Projekt von Batista?“

Uruguay trifft am Dienstag im Halbfinale auf Peru um HSV-Stürmer Paolo Guerrero. Die Peruaner bezwangen in Córdoba die Kolumbianer in der Verlängerung mit 2:0 (0:0). Für Adrian Ramos war das Turnier noch früher vorbei, der Kolumbianer wurde in der 62. Minute ausgewechselt. Sein Verein Hertha BSC wird nicht traurig sein, dass der Stürmer zurückkehrt. Er soll ins Trainingslager nach Österreich nachreisen. (dpa)

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