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Sandro Cortese, 23, gewann 2012 das Rennen auf dem Sachsenring und die Moto3- WM. Seit dieser Saison fährt er in der Mittelklasse Moto2 beim Intact-Team. Foto: dpa

© picture alliance / dpa

Cortese vor dem Rennen am Sachsenring: „Ich darf nicht verkrampfen“

Motorrad-Weltmeister Sandro Cortese spricht vor dem Rennen auf dem Sachsenring mit dem Tagesspiegel darüber, was die deutschen Fans am Wochenende von ihm erwarten können.

Herr Cortese, was kommt Ihnen zuerst in den Sinn, wenn Sie an das Heimrennen auf dem Sachsenring am Sonntag denken?

Natürlich der Sieg aus dem Vorjahr. Der bleibt immer in Erinnerung. Und die besondere Atmosphäre natürlich – da kribbelt es im Bauch. Einmal im Jahr ist eigentlich zu wenig für ein Rennen in Deutschland. Die Vorfreude ist dementsprechend riesig.

Obwohl Sie unter deutlich schlechteren Vorzeichen an den Start gehen werden?

In diesem Jahr ist alles anders. 2012 bin ich um den Titel mitgefahren. Ich wusste, dass ich Siegchancen haben werde. Aber wir haben zur neuen Saison bei null angefangen. In den letzten Rennen sehen wir aber eine Steigerung. Uns fehlten im letzten Qualifying 0,6 Sekunden auf die Spitze. Verglichen mit dem Saisonstart in Katar, mit etwa einer Sekunde Rückstand, ist das ein Meilenstein. Jetzt müssen wir es schaffen, die Ergebnisse aus der Qualifikation auch im Rennen zu zeigen.

Die vielen Fans, ihre Familie vor Ort, Sponsorentermine: Wird das Heimrennen nicht auch zu einer besonderen Belastung?

Druck mache ich mir eher selbst. Ich will immer das Bestmögliche erreichen. Mir muss keiner sagen: „Sandro, gib Gas!“ Die Leute erwarten vom letztjährigen Sieger mehr. Ich weiß ja auch noch, wie es geht. Aber die Situation ist eben eine komplett andere.

Was sollten die bis zu 200.000 Rennsport-Enthusiasten denn am Sonntag erwarten?

Wir möchten zum vierten Mal in dieser Saison in die Punkte fahren. Das können wir aus eigener Kraft erreichen, das ist realistisch. Ein Top-Ten-Resultat wäre ein Traum. Es kann leistungsmäßig für uns noch nicht das Highlight der Saison sein. Daher will ich das Heimrennen, so gut es geht, genießen. Deutsches Rennen, deutsches Publikum, das freut einen, gerade wenn es läuft, umso mehr. Aber ich darf da auch nicht verkrampfen.

Ist es als Weltmeister nicht dennoch frustrierend, wenn man die Spitze und Teile des Mittelfeldes immer ziehen lassen muss?

Es gibt für einen Rennfahrer nichts Schlimmeres, als wenn man nicht vorne dabei ist. Ich muss aber ruhig bleiben, oder es zumindest versuchen. Und dann lernen, lernen, lernen. Immerhin haben wir auch schon Punkte eingefahren – andere haben nach ihrem Aufstieg darauf mehr als ein Jahr warten müssen. Wenn man jetzt zu viel will, läuft man Gefahr, Fehler zu machen und tut sich vielleicht noch richtig weh. Und dann wird es noch schwieriger.

Sie leiden unter dem als „Rennfahrer-Krankheit“ bekannten Kompartment-Syndrom. Die klagen Schmerzen im rechten Arm entstehen durch die großen Belastungen beim Beschleunigen und Bremsen. Steht nach dem Sachsenring eine Operation an?

Mal sehen. Ich hatte zuletzt jeden Tag Ergo-, Physio- und Schockwellentherapie. Es hat sich gut entwickelt. Wenn es gar nicht geht, dann muss man die OP noch machen. Ich bin aber noch nie operiert worden und möchte das, wenn möglich, auch so beibehalten. Eine Operation wäre die letzte Option. Schließlich kann so etwas auch Nebenwirkungen haben.

Ist die Belastung in diesem Jahr auf dem deutlich stärkeren und schnelleren Motorrad einfach zu groß?

Ich bin konditionell zwar topfit, aber die Umstellung ist schon extrem.

Ist es denn realistisch, in Zukunft mit dem eigenen Projekt auch wieder ganz vorne mitmischen zu können?

Ich weiß, dass wir das hinbekommen. Ich bin keiner der nur hofft, dass es gut wird – wir müssen hart dafür arbeiten und das tun wir. Ich bin vollkommen davon überzeugt, dass wir im nächsten Jahr, vielleicht sogar schon Ende dieses Jahres, richtig gute Ergebnisse einfahren können.

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