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Das Beste kommt zum Schluss. Jupp Heynckes hat gut Lächeln in Wembley, am Samstag im Pokalfinale kann er seine Zeit beim FC Bayern sogar mit dem Triple beenden. Foto: AFP

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Sport: Da schließt sich der Kreis

Jupp Heynckes saß auch beim ersten deutschen Europacup-Finale auf der Bank.

Nie zuvor hat es in der Champions League (und seinem Vorgängerwettbewerb, dem Landesmeisterpokal) ein deutsches Finale gegeben; nur im Uefa-Pokal gab es die Konstellation schon einmal. 33 Jahre ist das jetzt her, und beim Finale saß auf der Trainerbank damals (wie gestern) – Jupp Heynckes. Am Ende seiner ersten Saison als Cheftrainer stand er mit seinem Heimatverein Borussia Mönchengladbach gegen Eintracht Frankfurt im Endspiel des Uefa- Cups. Doch anders als gestern hatte er damals das schlechtere Ende für sich.

Ende der Siebziger und Anfang der Achtziger ging die erste große Blüte des deutschen Fußballs langsam zu Ende. Doch in der Saison 1979/80 demonstrierte die Bundesliga noch einmal eindrucksvoll ihre Dominanz. Der Hamburger SV erreichte das Endspiel um den Europapokal der Landesmeister (und verlor 0:1 gegen Nottingham), im Uefa-Cup war die Bundesliga ab dem Halbfinale sogar ganz unter sich. Frankfurt setzte sich gegen Bayern München durch, Mönchengladbach gegen den VfB Stuttgart.

Zu den Eigenarten des mittlerweile in der Europa League aufgegangenen Uefa- Pokals gehörte es, dass das Finale in Hin- und Rückspielen ausgespielt wurde. Zunächst hatten die Gladbacher das Heimrecht. Zwei Tore von Kapitän Christian Kulik und eines von Lothar Matthäus bescherten ihnen am 7. Mai 1980 auf dem Bökelberg einen schmeichelhaften 3:2-Sieg, aber die Frankfurter verschafften sich durch die Auswärtstore von Harald Karger und Bernd Hölzenbein eine denkbar günstige Ausgangsposition für das Rückspiel. Von der Aufregung, die das gestrige Champions-League-Finale in Wembley umwehte, war damals allerdings noch nichts zu spüren. Anders als sonst bei großen Europapokalspielen verzichteten die Gladbacher auf einen Umzug ins wesentlich größere Düsseldorfer Rheinstadion – und das aus gutem Grund. Der Bökelberg war mit 25 000 Zuschauern nicht einmal annähernd ausverkauft, und die beiden Spiele wurden nur in den dritten Fernsehprogrammen der ARD übertragen.

Jupp Heynckes war 1980 mit gerade 35 Jahren natürlich auch noch nicht der Grandseigneur der deutschen Trainergilde, sondern ein Berufsanfänger, der seine Unsicherheit mit Strenge überspielte. Im Rückspiel im Waldstadion verzichtet er aus freien Stücken auf seinen Nationalspieler Calle Del'Haye, nachdem kurz vor der Begegnung durchgesickert war, dass der Rechtsaußen nach der Saison zu den Bayern wechseln würde. Heynckes ist von dieser Nachricht nicht besonders erbaut und straft Del’Haye mit Nichtberücksichtigung. Sehr zur Freude der Frankfurter. Beim Warmmachen sagt Eintrachts Abwehrrecke Karl-Heinz Körbel zu Del’Haye: „Ich versteh’ gar nicht, warum du nicht spielst. Vor dir haben wir am meisten Angst.“

Die restlichen Gladbacher verbreiten jedenfalls keinen Schrecken. Die Borussen sind von der ersten Minute an nur darauf aus, den Vorsprung aus dem Hinspiel über die Zeit zu retten. Mit dieser Taktik sind sie sogar lange erfolgreich. Bis Frankfurts Trainer Friedel Rausch eine Viertelstunde vor Schluss den 19 Jahre alten Stürmer Fred Schaub einwechselt. Ein paar Minuten später stochert Schaub den Ball zum 1:0 ins Tor und macht Frankfurt zum Uefa-Cup- Sieger, „obwohl wir die bessere Mannschaft waren“, wie Heynckes behauptet. Am Samstag in Wembley war Heynckes’ Mannschaft auf keinen Fall die schlechtere und auf jeden Fall die siegreiche. Sven Goldmann/Stefan Hermanns

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