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Es hat nicht gereicht: Simon Terodde (l.) vom 1. FC Union kommt im Zweikampf mit Thomas Kleine von Greuther Fürth einen Schritt zu spät.

© dpa

Dämpfer im Spitzenspiel: Union Berlin und der Druck der Höhenluft

Der 1. FC Union geht als Tabellenführer ins Spitzenspiel gegen die SpVgg Greuther Fürth – und verkrampft. Nun wollen die Köpenicker erst einmal als Verfolger glänzen.

Oben im Vip-Bereich schauten einige bedröppelt drein, unten in den Katakomben schlich Maskottchen Ritter Keule mit gesenktem Haupt durch die Gänge. Für all jene, die in den vergangenen Tagen ein bisschen zu träumen gewagt hatten, bedeutete die 2:4-Niederlage des 1. FC Union gegen Greuther Fürth ein unsanftes Erwachen. Fünf Tage hatte der zweite Berliner Profiklub an der Spitze der Zweiten Liga gethront, nun findet er sich auf Platz vier wieder. Es war die erste Niederlage seit sechs Ligaspielen.

Dass die Serie irgendwann ein Ende finden würde, war allen Berlinern bewusst. Und so versuchten die Spieler, nicht übermäßig enttäuscht zu wirken. Niemand wollte bestreiten, dass die Gäste verdient gewonnen hatten. „Die Fürther haben gezeigt, dass sie in diesem Spiel mehr Qualität hatten“, sagte Michael Parensen. Unions Mittelfeldspieler betonte bewusst die Tagesform. Einen generellen Qualitätsunterschied zwischen beiden Teams wollte er genauso wenig erkannt haben wie Kapitän Torsten Mattuschka, der von „Nuancen“ sprach, die letztlich für das Zustandekommen des Ergebnisses verantwortlich gewesen seien, etwa seine ausgelassene Großchance zum 2:0. Quasi im Gegenangriff kam Fürth dann zum Ausgleich.

Einige Fragen taten sich dennoch auf. Innerhalb von 15 Minuten erzielte Fürth drei Tore und entschied damit das Spiel. Einer Spitzenmannschaft darf so eine schlechte Phase eigentlich nicht unterlaufen. „Wir wollten nach dem Ausgleich sofort antworten. Vielleicht hätten wir da mehr Ruhe bewahren sollen“, sagte Parensen. Unreife wollte er als Grund nicht akzeptieren. „Es war ja nicht das erste Mal, dass wir gegen einen so starken Gegner gespielt haben. Ich denke auch nicht, dass wir Lehrgeld gezahlt haben. Wir haben einfach nicht den Fußball gespielt, den wir spielen können.“ So sah es auch Trainer Uwe Neuhaus: „Fürth war ein richtig guter Gegner, gegen den wir einfach nicht unser Spiel durchgekriegt haben.“

Offensiv ging bei Union nur in der ersten halben Stunde etwas, sonst verpufften die Angriffe zu oft schon im Mittelfeld. Gegen den dichten Defensivverbund der Fürther konnten sich die Berliner zu selten durchsetzen. In der zweiten Halbzeit war dann auch noch der Abstand zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen zu groß, Fürth hätte bei konsequenterer Chancenverwertung noch mehr Tore schießen können. Union war in der Schlussphase trotz des Treffers des eingewechselten Simon Terodde nicht in der Lage, ins Spiel zurückzufinden.

Konditionelle Schwächen wollte Neuhaus nicht erkannt haben. „Das ist nicht meine Meinung“, sagte er. „Körperlich haben wir alles gegeben.“ Seine Spieler hatten gerade in der ersten Halbzeit viel investiert und einen hohen Aufwand betrieben, spätestens nach dem 1:3 fiel ihnen aber jeder Schritt schwer. „Das ist ganz normal wenn du hinten liegst und nur hinterherlaufen musst“, sagte Neuhaus. Eher sah der Trainer die eigenen Erwartungen als einen möglichen Grund für die Niederlage. „Vielleicht haben wir uns zu sehr unter Druck gesetzt. Wir wollten unbedingt Tabellenführer bleiben und hatten uns dementsprechend viel vorgenommen.“

Anscheinend zu viel. Union wirkte verkrampft, Fürth trat immer entschlossener auf. Dass das Spiel seiner Mannschaft einen mentalen Knacks verpasst haben könnte, glaubt Neuhaus nicht. „Die Niederlage wird uns nicht umwerfen. Ich erwarte jetzt eine Reaktion.“ Die können die Spieler schon am kommenden Mittwoch zeigen, dann gastiert Union in der zweiten Runde des DFB-Pokals beim Drittligisten VfL Osnabrück. Drei Tage später geht es zum SC Paderborn.

Michael Parensen bemühte sich, in der Niederlage etwas Gutes zu sehen. „Vielleicht tun wir uns als Verfolger wieder leichter, die Rolle kennen wir ja.“ Als Gejagte konnten die Berliner jedenfalls noch nicht überzeugen.

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