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Sport: Dampferfahrt und Flugreise

Wusterhausen (Dosse). Eine kleine Anlegestelle tief in den Brandenburger Wäldern: Der Fußball-Bundesligist Hertha BSC entdeckt seine Vergangenheit, einen alten Dampfer, den „Seebär“.

Wusterhausen (Dosse). Eine kleine Anlegestelle tief in den Brandenburger Wäldern: Der Fußball-Bundesligist Hertha BSC entdeckt seine Vergangenheit, einen alten Dampfer, den „Seebär“. Auf dem Deck schüttet die Moderatorin Leo Busch Sekt über den Bug und sagt: „Lieber, lieber Seebär, wie schön es ist, dass du noch einmal die Jugend erleben darfst. Ich taufe dich nun wieder auf deinen n ,Hertha’.“ Dem alten Kahn hat der Klub seinen Namen zu verdanken. Im Jahre 1892 saßen vier junge Männer zusammen, wollten einen Fußballklub gründen und suchten noch nach einem Namen. Sie entschieden sich für den Namen eines Dampfers namens Hertha. Deswegen feiert Hertha BSC heute seinen 110. Geburtstag.

Während der Dampfer auf dem kleinen See seine Runde fuhr, legten sich in Berlin die Fotografen auf die Lauer. Der brasilianische Stürmer Luizao wurde in Berlin erwartet. Nach Informationen des SFB soll er spätestens heute früh eingeflogen werden, um bei den Jubiläumsfeierlichkeiten am Mittag präsentiert zu werden. Das Flugzeug in Brasilien habe er am Abend rechtzeitig bestiegen. Gegenüber dem ARD-Korrespondenten in Brasilien soll Luizao gesagt haben: „Ich sitze auf gepackten Koffern.“

Bei Hertha wollen sie sich dazu nur wenig äußern. Manager Dieter Hoeneß sagt, dass „wir mit ihm verhandelt haben und immer noch verhandeln“. Dennoch: Die Entscheidung ist wohl gefallen. Herthas Manager scheint den passenden Mann gefunden zu haben. Luizao war in Berlin schon im März im Gespräch. Doch die Verhandlungen scheiterten an den enormen Gehaltsforderungen des brasilianischen Nationalspielers. Der 26-Jährige soll zehn Millionen Dollar für einen Vierjahresvertrag gefordert haben. Plus Handgeld. Manager Hoeneß lehnte ab.

Luizao hat lange gepokert, und da er bislang noch keinen Arbeitgeber gefunden hat, sank sein Marktpreis. Zumal er bei der Weltmeisterschaft unauffällig blieb. In den beiden Spielen gegen die Türkei wurde er jeweils nur eingewechselt. An Luizao waren auch Español Barcelona, Betis Sevilla und Lazio Rom interessiert. Sein Arbeitsvertrag beim brasilianischen Klub Gremio Porto Alegre ist ausgelaufen, er würde ablösefrei zu Hertha BSC wechseln. In Berlin soll er nun einen Vierjahresvertrag unterschreiben.

Im Kader von Herthas Trainer Huub Stevens stehen nicht gerade viele Stürmer. Michael Preetz, Alex Alves, das war es im Grunde schon. Hertha wollte noch einen Stürmer holen, mit Luizao scheint die Suche beendet. Als Vorstand und Ältestenrat gestern über den See schipperten, entschied sich Manager Hoeneß kurzfristig dafür, doch lieber in Berlin zu bleiben. Warum? „Tagesgeschäfte“, sagte Geschäftsführer Ingo Schiller nur. Mehr wollte er nicht sagen. „Genießen wir doch den Ausflug.“

Am Dienstagabend hatte der Klub mit dem Bundeskanzler gefeiert. Gerhard Schröder hatte den Vorstand des Klubs zum 110. Geburtstag im Kanzleramt empfangen. „Es war ein wirklich schöner Abend“, sagt Herthas Präsident Bernd Schiphorst. Auch Manager Hoeneß, Trainer Huub Stevens und Mannschaftskapitän Michael Preetz waren eingeladen.

Im Ligapokal gegen die Bayern

Tags darauf machten sich Spieler und Trainer auf den Weg nach Aue ins Erzgebirgsstadion. Dort tritt Hertha BSC im Vorrundenspiel des Ligapokals gegen die Bayern an (20.30 Uhr, live in der ARD). Der Ligapokal, in dem gestern Bayer Leverkusen gegen Werder Bremen durch ein Tor von Zoltan Sebescen mit 1:0 gewann und nun im Halbfinale gegen Schalke 04 spielt, löst bei Hertha gemischte Gefühle aus. Im Vorjahr, nach dem 4:1-Finalsieg gegen Schalke, stellte man sich den Cup stolz in die Vitrine. Es war die erste Trophäe nach den Meistertiteln von 1930 und 1931. Schon träumte Hertha vom nächsten Titel, doch nach fünf Spieltagen stand Hertha mit nur einem Sieg auf Platz elf. Manager Hoeneß sagt: „Wir haben uns im Vorjahr nicht zum Titelfavoriten hochgejubelt, das waren andere.“ Unwichtig aber ist der Cup nicht. Der Sieger erhält 1,207 Millionen Euro, allein das Antrittsgeld beträgt 255 000 Euro. Manager Dieter Hoeneß sagt: „Wir können gar nicht so viele Freundschaftsspiele bestreiten, um solch einen Batzen Geld reinzuholen.“André Görke/Klaus Rocca

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