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Sport: Das beste Auge

Ralf Schumann holt Gold im Schnellfeuerschießen

Bevor Ralf Schumann gestern im Schießzentrum von Markopoulo das Finale der Schnellfeuerschützen bestritt, war er noch einmal in tiefe Konzentration gefallen. „Ich habe versucht zu schlafen“, sagte er, „ich glaube, es ist mir gelungen“. Um 14.30 Uhr Ortszeit zeigte er sich wieder hellwach: Seine beiden Salven à fünf Schüssen, die innerhalb von vier Sekunden das 25 Meter entfernte Ziel treffen müssen, gelangen nahezu perfekt.

Mit hervorragenden 102,9 Ringen im Endkampf setzte sich der 42Jährige von seinen starken russischen Kontrahenten Poliakow und Alifirenko, die wie er ein Vorkampfergebnis von 592 Ringen aufzuweisen hatten, entscheidend ab. Schumann, der zudem eine olympische Silbermedaille (1988), zwei WM- und sechs EM-Titel gewonnen hat, gewann mit dieser Leistung zum dritten Mal nach 1992 und 1996 Gold bei Olympia – als Erster in dieser Disziplin. „Das war wieder eine absolute Superleistung“, sagte Bundestrainer Peter Kraneis begeistert.

Eher kühl klang hingegen das erste Statement des Siegers: „Ich habe das so geplant, und jetzt habe ich es hier durchgezogen.“ Aber der Mann vom Sportschießzentrum Suhl freute sich doch sichtlich, er riss zweimal seine Arme in die Höh und ein Lachen verscheuchte nun die Anspannung, die zuvor sein Gesicht erstarren ließ. Seit eineinhalb Jahren hatte Schumann sich, unterstützt von der Deutschen Sporthilfe, „nur auf diesen einen Wettkampf vorbereitet“ und dabei auch neue Möglichkeiten ausgelotet. Mit dem Psychologen Hannes Kratzer hatte er schon lange erfolgreich zusammengearbeitet. Doch als ihn sein Konkurrent und Freund Michael Ansermet, der Silbermedaillengewinner von Sydney, auf ein in der Schweiz entwickeltes Augentraining hinwies, reiste Schumann sofort dorthin. „Ein sensationelles Training“ sei das, erzählte Schumann, damit habe sich die Fähigkeit seines Auges, Gegenstände schneller und genauer zu fokussieren, maßgeblich verbessert.

Die Disziplin Schnellfeuerschießen bleibt zwar weiterhin olympisch, dennoch fühlt sich Schumann wie ein „ewiger Olympiasieger“. Der Lauf des Pistole wird nämlich dahingehend modifiziert, dass der Druck des Schusses fortan einen starken Rückstoß produziert. Bisher ist der Lauf so gedämpft, dass der Schütze die Pistole nach einem Schuss horizontal nicht neu positionieren muss. Schumann entwickelt für die Regeländerung nur wenig Verständnis: „Eigentlich sind 99 Prozent der Sportler dagegen.“

Aber der Schützen-Weltverband hat es beschlossen, damit die Waffen nicht mehr so teuer sind. Beenden wird Schumann seine Karriere dennoch nicht: „Ich mache weiter und schaue mal, wie gut es geht“, sagt Schumann. Entscheidend seien die Gelenke, die aufgrund der Rückstöße nun viel stärker beansprucht würden. In diesem Jahr hat der Olympiasieger bereits rund 23 000 Schüsse hinter sich.

Die Verantwortlichen beim Deutschen Schützenbund sind davon überzeugt, dass Schumann auch die neue Pistole beherrschen wird. Nicht nur, dass der gelernte Feinmechaniker sich schon länger mit der neuen Waffe beschäftigt. Schumann könne auch weiterhin auf seine „großartigen Voraussetzungen“ bauen. Das prophezeit jedenfalls Trainer Kraneis, für den mit der dritten Medaille des DSB bei diesen Spielen „Sydney endlich vergessen ist“ – vor vier Jahren war Schumann lediglich Fünfter gewesen und das ganze Team ohne Medaille geblieben.

Der Teamleiter der Schützen, Heiner Gabelmann, zeigte sich überaus zufrieden, da noch eine Vielzahl von Finalteilnahmen hinzukamen. „Jetzt müssen wir sehen, dass die vielen jungen Schützen, die auf dem sechsten oder siebten Platz waren, den Anschluss finden.“

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