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Sport: Das Blockiersystem

In der Formel 1 kämpft jeder gegen jeden

Hartmut Tesseraux hat eine Menge zu bieten, Erlebnispark, Livemusik, Biergärten, geführte Bustouren über die Rennstrecke, „und das Beste: Am gesamten Wochenende stehen Fahrer für Autogramme bereit“, sagt der Pressesprecher des Hockenheimrings. Ein 34-jähriger Schotte drohte vor kurzem, Tesserauxs schönes Rahmenprogramm zum Großen Preis von Deutschland auf dem Hockenheimring (Sonntag, 14 Uhr, live bei RTL und Premiere) zu schmeißen. David Coulthard nahm das unschöne Wort Fahrerstreik in den Mund. Der Red-Bull-Pilot hatte in einem Brief an den Motorsport-Weltverband (Fia), unterschrieben von vielen Piloten, mehr Rücksichtnahme auf die Sicherheit der Fahrer gefordert.

Vorausgegangen war dem ein anderer Brief, in dem die Piloten ihr Verständnis für die vom Reifenhersteller Michelin ausgerüsteten Teams, die beim Rennen in den USA wegen Sicherheitsbedenken nicht angetreten waren, ausgedrückt hatten. Fia-Präsident Max Mosley hatte den Fahrern daraufhin gedroht, sie nicht mehr bei der Verbesserung der Sicherheit bei Testfahrten zu unterstützen.

Inzwischen hat Coulthard seine Streikdrohung wieder verworfen, dennoch passt allein der Gedankengang ins Bild der momentan tobenden Kämpfe in der Formel um Geld und Macht. Nicht einmal mehr die Fahrer halten zusammen. Denn Weltmeister Michael Schumacher hat den Brief nicht unterschrieben. An seinem Ferrari sind Bridgestone-Reifen, er ist in den USA gefahren und sieht nicht ein, warum er sich mit Michelin-Problemen beschäftigen soll. Andere Fahrer (Trulli, Alonso, Fisichella) haben ihn dafür kritisiert. Sie haben erkannt, dass es um mehr geht als um mangelhafte Reifen.

Am wenigstens klar ist die Zukunft der Rennserie. 2007 endet die Wirkung der bisherigen Verfassung der Formel 1, das genannte Concorde Agreement. Mehrere Hersteller und Teams drohen damit, anschließend eine eigene Rennserie zu gründen, wenn sie nicht mehr Geld aus den Vermarktungsrechten erhalten. Doch diese Front bröckelt. Ferrari und Schumacher durchbrachen sie als Erste, als sie den Vertrag bis 2011 verlängerten. Vor wenigen Tagen erklärte auch Red Bull, dass es in der Formel 1 bleiben werde, am Mittwoch folgte Jordan. Die Automobilhersteller Renault, Toyota, Honda, Daimler-Chrysler und BMW lassen sich von diesem Rückschlag nicht beirren.

Zwischen den Fronten steht Max Mosley. Mosley will die Kosten in der Formel 1 senken, er initiiert umstrittene Regeländerungen und wird wegen seiner Machtfülle angefeindet. Die Autos sollen seiner Meinung nach wieder manuelle Getriebe haben, nur acht statt zehn Zylinder im Motor, 90 Prozent weniger Abtrieb und profillose Reifen. Ein technischer Rückfall. Und auch da mobilisiert sich Gegenwehr.

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