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Sport: Das bulgarische Alba

Europapokal-Gegner Lukoil Academic Sofia dominiert die heimische Basketball-Liga nach Belieben

Berlin – Calvin Oldham hat sich vor kurzem ein Video angesehen, das ihn ein wenig schockiert hat. „Die Menschen auf der Tribüne haben sich geprügelt, das Spiel musste ständig unterbrochen werden“, sagt der Kotrainer des Basketball-Bundesligisten Alba Berlin. Oldham hatte sich ein Spiel der bulgarischen Liga angeschaut, genau gesagt eine Partie von Lukoil Academic Sofia. Und genau auf diese Mannschaft trifft Alba heute auswärts im Uleb-Cup (17 Uhr, MEZ).

Das Spiel, das Oldham gesehen hat, fand in Pravets statt, einer Stadt rund 60 Kilometer von Sofia entfernt, weil die Universiada-Halle in Sofia belegt war. Auch für das Spiel heute gegen Alba wird Academic Sofia wegen einer politischen Veranstaltung in der Universiada-Halle nach Pravets ausweichen müssen. „Die Halle dort ist klein und stickig, da können die Zuschauer schnell sehr emotional werden“, sagt Oldham, der Pravets bei einer Talentsichtung in diesem Sommer schon einmal besucht hatte. „Die Halle entspricht eigentlich nicht dem Standard für europäischen Basketball.“ Das sei ein Nachteil für Alba, sagt der Kotrainer.

Valentin Anguelow, der Manager von Academic Sofia, sieht in der Ausweich–Halle allerdings einen Nachteil für seine Mannschaft. „In Sofia hätte Alba vor 4000 Zuschauern ein Todesmatch erwartet. In die Halle in Pravets passen nicht einmal 1000 Fans.“ Sein Angebot, das Spiel auf Donnerstag zu verlegen und dafür in Sofia zu spielen, hatte Alba abgelehnt, weil der Klub bereits am Samstag wieder in der Bundesliga in Oldenburg antreten muss. Anguelow kann Albas Reaktion verstehen, weil die deutsche Liga ernst zu nehmen sei. Im Gegensatz zu der in Bulgarien. „Es gibt in diesem Land nur einen guten Basketballklub. Und das sind wir“, sagt er.

Tatsächlich dominiert Academic Sofia die heimische Liga nach Belieben. Der fünfzehnmalige Bulgarische Meister hat die ersten sieben Ligaspiele gewonnen – vier davon mit mehr als 40 Punkten Vorsprung. Auch Alba Berlin ist national in dieser Saison noch ungeschlagen – nach acht Spieltagen. Die beiden Teams werden in den eigenen Ligen nicht bis zum Letzten gefordert, eine gute Vorbereitung auf den Uleb-Cup ist die jeweilige Liga bisher also nicht.

Sofia konnte mit der Umstellung vom nationalen auf den internationalen Wettbewerb zuletzt besser umgehen als Alba Berlin: Das Auftaktspiel im Uleb-Cup bei Estudiantes Madrid gewann Sofia 87:85, während Alba gegen Aris Saloniki sein erstes Heimspiel 86:89 verlor. „Für uns ist es in der Liga so leicht zu gewinnen, dass wir unsere Stammspieler vor wichtigen Europapokal-Spielen sogar schonen können“, sagt Anguelow. „Bei uns ist Basketball noch auf einer sehr niedrigen Entwicklungsstufe. Das Jahresbudget der Vereine im unteren Teil der Tabelle ist etwa so hoch wie das Gehalt eines einzelnen Spielers von Academic Sofia.“

Der Etat des Klubs aus der bulgarischen Hauptstadt liegt knapp unter dem von Alba Berlin, der rund fünf Millionen Euro beträgt. Vor dreieinhalb Jahren wuchs das Jahresbudget von Academic Sofia enorm, nachdem der russische Mineralölkonzern Lukoil Hauptsponsor geworden war. „Es war Zufall, dass Lukoil uns ausgewählt hat“, sagt Anguelow. „Als die Firma immer stärker nach Bulgarien expandierte, wollte sie sich hier auch einen guten Namen durch Sponsoring im Sport machen. Da ist ein Hauptstadt-Klub natürlich interessant.“

Gegen Alba sieht Anguelow sein Team klar als Außenseiter. „Berlin ist für mich das stärkste Team in unserer Gruppe“, sagt er. Albas Manager Marco Baldi aber warnt: „Vom Potenzial her kann Sofia im Uleb-Cup ganz oben mitspielen.“

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