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Schumacher

© dpa

Das Comeback: Michael Schumacher: Ein Engel für Ferrari

Rekordmeister Michael Schumacher kehrt in die Formel 1 zurück, obwohl ihm sein Manager Willi Weber zunächst abgeraten hatte.

Es war Mittwochmittag gegen 13 Uhr in Maranello, und in dem Raum, in dem Ferrari seine Besucher empfängt, leuchtete ein goldener Engel, die Trophäe für den Sieg in der Formel-1-WM. Es war offensichtlich eine Replik, eine schlechte dazu. Das Schild war abgefallen und man konnte zunächst nicht den Namen des Piloten erkennen, der den Titel in die Firmenzentrale des legendären Rennstalls geholt hatte. Ein paar Meter Luftlinie weiter aber stand keine Replik, sondern ein wahrhaftiger Engel: Michael Schumacher. Der Rekordweltmeister, der Mann, der alle wichtigen Rekorde der Formel 1 hält, verhandelte gerade mit dem Teamchef und dem Präsidenten von Ferrari, und wenig später gab er auf seiner Homepage das sensationelle Ergebnis bekannt: „Ich habe mich heute Nachmittag mit Stefano Domenicali und Luca di Montezemolo besprochen und wir haben gemeinsam entschieden, dass ich mich darauf vorbereiten werde, für Felipe einzuspringen.“

Schumacher soll den Brasilianer Felipe Massa ersetzen, der zwar weiterhin Genesungsfortschritte macht nach seinem schweren Unfall beim Grand Prix von Ungarn am Wochenende. Am Mittwochmorgen berichtete Ferrari-Sprecher Luca Colajanni davon, dass Massa ein paar Schritte außerhalb seines Bettes gemacht habe, sein geschwollenes linkes Auge öffnen und damit sehen könne und demnächst aus der Intensivstation entlassen werden solle. Doch ein Einsatz schon beim nächsten Rennen in Valencia am 23. August dürfte zu früh für Massa kommen. „Michael wird für ihn einspringen, bis Felipe wieder fit ist“, sagte Schumachers Pressesprecherin Sabine Kehm. Unter der Überschrift „Michael bereit zu helfen“ ließ der siebenmalige Weltmeister und 91-malige Grand-Prix-Sieger weiter verkünden: „Obwohl das Thema Formel 1 für mich seit langem und komplett abgeschlossen war, kann ich aus Verbundenheit zum Team diese unglückliche Situation nicht ignorieren.“ Ausschließlich als Samariter will Schumacher aber nicht zurück an die Strecke kehren, wie er bekannt gibt: „Als Wettkämpfer, der ich nun mal bin, freue ich mich auch auf diese Herausforderung.“

Zuletzt war Michael Schumacher beim Rennen auf dem Nürburgring vor zweieinhalb Wochen im Rahmen eines Boxkampfes im Formel-1-Dunstkreis aufgetaucht und hatte sich dabei nicht nur wegen seines sommerfestweißen Anzugs in blendender Verfassung präsentiert. „Er ist topfit und gut vorbereitet, denn er hat jeden Tag trainiert, weil er fit sein will“, sagte Willi Weber. Noch am Wochenende hatte Schumachers Manager ein Comeback seines Klienten dem Tagesspiegel gegenüber kategorisch ausgeschlossen. „Tja, so schnell können sich die Dinge ändern“, sagte Weber am Mittwochabend lachend, nachdem ihn die Nachricht beim Abendbrot erreicht hatte. „Ferrari hat ihn gefragt, und er konnte nicht Nein sagen.“

Aus Kreisen des Ferrari-Teams hieß es, man habe Schumacher gefragt, ob er sich fit genug fühle und er habe Ja gesagt. Schumacher sei die beste verfügbare Lösung. Natürlich müsse er sich nun vor allem physisch vorbereiten. Das Team und auch er müssten hundertprozentig von ihrem Tun überzeugt sein. „Das einzige Fragezeichen, das ich sehe, ist der Nacken, das ist ein Risiko“, sagte Sabine Kehm. Diesen hatte er sich bei einem Motorradunfall Anfang des Jahres verletzt. „Er muss natürlich noch gesundheitliche Checks machen.“

Seit seinem Rücktritt nach der Saison 2006 hat Schumacher nur an Motorrad- oder Showrennen teilgenommen. Bei einem Kartrennen vor knapp zwei Wochen in Italien zeigte er aber, dass er nicht nur mit den aktuellen Formel-1-Piloten mithalten, sondern sie auch schlagen kann. Für Willi Weber ist sogar klar: „Er wird auf jeden Fall zwei bis drei Zehntel schneller sein als die bisherigen Stammpiloten, wenn nicht sogar eine halbe Sekunde.“ Die Frage sei nun, wie gut das Auto sei.

Das nämlich kennt Schumacher genauso wenig wie den Stadtkurs von Valencia. Und wegen des herrschenden Testverbots wird der Kerpener laut Ferrari vermutlich auch keine Möglichkeit haben, das Auto vor einem Einsatz zu testen. Das sei aber kein Problem – es handele sich schließlich um Michael Schumacher.

Deshalb aber war sein Manager anfangs nicht begeistert. „Ich habe ihm eigentlich abgeraten, und ihm gesagt: Das Problem ist die Erwartungshaltung der Menschen“, sagte Weber. „Wenn ein Schumacher wieder ins Auto steigt, wollen sie ihn siegen sehen.“ Man habe am Montag lange diskutiert, doch „die Entscheidung lag letzten Endes in seiner Hand. So wie er damals auch entschieden hat aufzuhören.“ Schumacher habe „eine Riesenlust“ aufs Autofahren, „und eigentlich freue ich mich schon darauf, das wird ein schönes Wochenende“, sagte Weber. „Es ist gut für alle: die Medien, Fans, die Formel 1. Ob es gut für uns ist, wird sich zeigen.“ Dann schob er den Stuhl zurück und stand auf vom Esstisch. „Mir war sowieso langweilig, ihm wahrscheinlich auch. Ich bin sehr gespannt, wo er landen wird.“

Christian Hönicke[Maranello]

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