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Sport: Das Derby der Stürmer

Zweite Liga: Köln empfängt heute Gladbach

Bei Besuchen in der verbotenen Stadt ist stets besondere Vorsicht angebracht. Das haben Soumaila Coulibaly und Steve Gohouri im Herbst schmerzhaft erfahren müssen, als sie sich wenige Tage vor dem rheinischen Derby zwischen ihrem Klub Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln in einer Kölner Diskothek erwischen ließen und Trainer Jos Luhukay den Ausflug mit der sofortigen Verbannung aus dem Kader ahndete. Rob Friend hat sich da in der vorigen Woche geschickter angestellt. Der Kanadier war zwar auch in Köln, aber nur zu einem privaten Besuch bei seinem Landsmann und Freund Kevin McKenna. Der Verteidiger des FC hatte den Stürmer der Gladbacher zum Essen eingeladen. „Vergiftet hat er mich nicht“, versicherte Friend. „Ich habe darauf geachtet, dass er den ersten Bissen macht.“

Das ist beruhigend, denn auf den 27 Jahre alten Stürmer aus Kanada können die Gladbacher nur schwer verzichten. Schon in seiner ersten Saison in Deutschland hat er sich so unentbehrlich gemacht, dass die Borussen den noch zwei Jahre laufenden Vertrag am Freitag bis 2012 verlängert haben. Friend, 1,93 Meter groß, ist längst zum Fixpunkt des Gladbacher Spiels geworden. „Rob marschiert viel, ist immer anspielbar, hält die Bälle und legt sie ab“, sagt Trainer Luhukay. Aber seine soziale Ader hindert ihn nicht am Toreschießen. 14-mal hat Friend getroffen. In der Zweiten Liga gibt es nur einen Stürmer, der mit 18 Toren noch besser ist: Milivoje Novakovic vom 1. FC Köln.

Dass heute in Köln (20.15 Uhr, live im DSF) die beiden offensivstärksten Mannschaften der Zweiten Liga aufeinander- treffen, liegt vor allem an ihren zentralen Stürmern. Von der Statur her sind sie sich durchaus ähnlich, sonst aber unterscheiden sie sich in jeder Hinsicht: hier der zurückhaltende Friend, der die schnelle Vertragsverlängerung auch damit begründet, dass ihn das Interesse anderer Vereine ablenken könnte. Da der exzentrische Slowene, der seinen bis 2010 laufenden Vertrag mit dem FC auf jeden Fall erfüllen will – wenn die Mannschaft aufsteigt.

Doch nicht nur mit periodisch auftretenden Wechselgerüchten erregt Novakovic die Stadt. Vor zwei Wochen wurde der 28-Jährige von Trainer Christoph Daum aus der Startelf gestrichen, weil er sich wieder einmal nicht professionell verhalten haben soll. „Im Training und im Spiel bin ich diszipliniert“, sagt Novakovic, der schon im Dezember aufgefallen ist. Morgens um halb vier wurde er alkoholisiert am Steuer seines Autos erwischt. Daum wollte den Stürmer für das folgende Spiel aus dem Kader streichen, doch die Mannschaft intervenierte. Sie weiß, dass ihr Erfolg in hohem Maße von einem Spieler abhängt, der noch vor einem Jahr als „Novakonix“ verspottet wurde.

„Er hat schon viele und entscheidende Tore erzielt“, sagt Gladbachs Trainer Luhukay. Die Aussage trifft auch auf Friend zu, aber der Weg zum Ziel könnte bei beiden kaum unterschiedlicher sein. Während Friend immer im Mittelpunkt steht, hält sich Novakovic am liebsten im Schatten auf. „Er ist mehr ein Vollstrecker, der auf den Moment wartet“, sagt Luhukay über den Kölner. „Manchmal wirkt er abwesend – und dann schlägt er zu.“ Patrick Helmes hat die besondere Qualität seines Sturmpartners Milivoje Novakovic einmal so umschrieben. „Nova funktioniert so, dass der Ball irgendwann im Netz ist.“

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