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Nur zweiter Sieger im Duell mit Nordirlands Torwart Michael McGovern: Thomas Müller.

© dpa

Das DFB-Team in der Einzelkritik: Thomas Müller hat nur noch eine halbe Krise

Mesut Özil zeigt sein bestes Spiel der EM, Mario Götze ist eher Baum als Hund. Die Einzelkritik zum Spiel Deutschland - Nordirland.

Manuel Neuer: Trug gegen die Nordiren ein rotes Trikot zur gelben Kapitänsbinde. Viel mehr lässt sich über seinen Auftritt eigentlich nicht sagen.

Joshua Kimmich: Ersetzte Benedikt Höwedes rechts in der Viererkette. Pflichtspieldebüt für den 21-Jährigen in der Nationalmannschaft. Führte nicht zu erkennbar erhöhter Nervosität. Im Gegenteil: Als er den Ball nach Götzes vergebener Chance im Nachschuss locker aus dem Fußgelenk ins Tor chippen wollte, wirkte er fast ein bisschen zu lässig. Spielte bei eigenem Ballbesitz eine Art Rechtsaußen, war schon nach zwei Minuten zum ersten Mal im gegnerischen Strafraum, beteiligte sich seriös am Kombinationsspiel, schlug sogar Flanken, die im anvisierten Zielgebiet landeten, so wie kurz vor Schluss auf den Kopf von Mario Gomez. Prognose: Darf wiederkommen.

Jerome Boateng: Bildete mit Mats Hummels eine Art Zweierkette. War für ihn auch kein Problem. Ließ seinen Mann nur einmal laufen, was aber ohne Folgen blieb. Schlug dafür wieder ein paar schöne Bernd-Schuster-Gedächtnispässe zum Beispiel auf Mesut Özil, der den Ball allerdings verstolperte Eine Viertelstunde vor Schluss verletzte er sich jedoch so an der Wade, dass er ausgewechselt werden musste.

Mats Hummels: Überließ Boateng weitgehend die Spielmacherbälle und beschränkte sich auf seine defensiven Kernkompetenzen. Bot dabei keinerlei Anlass zu Beanstandungen.

Jonas Hector: Durfte anders als in den ersten Spielen ein bisschen aktive Erholung betreiben. Durch die Hereinnahme von Kimmich war der deutsche Auftritt deutlich rechtslastiger als zuletzt. Dass auf Hectors Seite Mario Götze spielte, kam erschwerend hinzu, ebenso wie die Streuung bei seinen Flankenversuchen. Wurde in der Defensive kaum gefordert, rettete aber einmal nach einem Fehler Boatengs.

Sami Khedira: Bekam wieder sämtliche Fleißkärtchen für den Aufwand, den er betrieb. Versuchte sich immer wieder an Zuspielen in die Spitze, fand aber nicht immer das richtige Maß. Durfte sich diesmal munter an der Offensive beteiligen, weil die Nordiren für die deutsche Defensive keine allzu große Gefahr ausstrahlten.

Toni Kroos: Ein echter Mannschaftsspieler. Hatte bisher – neben Boateng – das meiste Lob abbekommen und schien sich bewusst ein wenig zurückzunehmen, damit die Kollegen nicht neidisch werden. Streute sogar mal einen Fehlpass ein. Machte sonst das Nötige. Und das natürlich gut.

Thomas Müller: Hatte schon in der ersten Halbzeit ausreichend Gelegenheiten seinen EM-Fluch zu beenden. Scheiterte zweimal in aussichtsreicher Position an Nordirlands Torhüter, traf einmal die Latte und mit einem Flugkopfball den Pfosten. Bereitete zumindest den Führungstreffer von Mario Gomez vor – und hat jetzt höchstens noch eine halbe Krise.

Mesut Özil: Es gibt zwei Arten, wie man öffentlicher Kritik begegnen kann. Indem man sie trotzig an sich abperlen lässt. Oder indem man die Kritiker einfach durch guten Fußball verstummen lässt. Özil hat erst das eine getan, dann gegen die Nordiren das andere. Bester Auftritt bisher bei der EM. Özil wirkte spielfreudig, kreativ, entschlossen. Grandios seine Weiterleitung vor Müllers erster Chance, als er den Ball nur kurz genau in den Lauf des Kollegen antippte. Unglücklich bei seiner Chance, als er frei vor dem Torhüter über den Ball trat.

Mario Götze: Musste seinen Platz in der Spitze für den richtigen Mittelstürmer Gomez räumen und auf die linke Seite ausweichen. Der Bundestrainer sieht ihn dort mangels Dynamik eigentlich nicht besonders gerne. Götze lieferte wenige Argumente gegen diese Ansicht. Oder um es in seinen Worten zu sagen: Er war diesmal eher Baum, der angepinkelt wird, als Hund. Leistete sich einige Fehlpässe und Ballverluste, vergab zwei gute Gelegenheiten und wurde dann ausgewechselt. Leitete aber auch eine Großchance von Müller ein. Doch wer tat das an diesem Abend nicht?

Mario Gomez: Hatte bis Mitte der ersten Hälfte ganze drei Ballkontakte und war so wenig ins Spiel eingebunden, dass die Bürgerbewegung zur Einführung der falschen Neun bereits ihre Gründungsversammlung terminiert hatte. Mit dem vierten Ballkontakt bereitete er dann per Brust die x-te Großchance von Müller vor, kurz darauf traf er mit seinem 28. Tor im 66. Länderspiel zum 1:0. Herausragend, wie Gomez den Treffer mit seinem Zuspiel auf den Vorbereiter Müller selbst eingeleitet hatte. Angesichts der widrigen Bedingungen – allein gegen sämtliche Hünen Nordirlands – ein ansprechender Auftritt.

André Schürrle: Soll unbestätigten Gerüchten zufolge für Götze eingewechselt worden sein, lässt sich aber selbst nach Ansicht der Fernsehbilder nicht zweifelsfrei belegen.

Bastian Schweinsteiger: Durfte diesmal schon eine halbe Halbzeit mitspielen. Verschleppte bei seinem ersten Ballkontakt erst einmal das Tempo. Beherrscht er herausragend.

Benedikt Höwedes: Kam eine Viertelstunde vor Schluss für Boateng. Spielte in der Innenverteidigung. Die Position hat den Vorteil, dass man auf ihr keine Flanken schlagen muss.

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